MSV Duisburg "Die Ungewissheit nagt an uns"

Duisburg · Rund um den MSV Duisburg war es in den vergangenen Tagen verdächtig ruhig geworden. Auf Nachfragen gab es meist die immer gleiche Antwort: "Wir arbeiten mit Hochdruck gemeinsam an der Rettung des Vereins", hieß es.

MSV Duisburg: "Die Ungewissheit nagt an uns"
Foto: reichwein

Offiziell mag weiterhin lieber niemand Stellung beziehen. 13 Tage sind inzwischen vergangen, seit Walter Hellmich in Folge einer Krisensitzung die unmittelbare wirtschaftliche Rettung des von der Insolvenz bedrohten Traditionsklubs verkündet hat. Die Stadionprojektgesellschafter haben den entscheidenden Vorstoß unternommen, sagte er damals und spielte den Ball weiter an die Gremien, nun die erforderlichen Schritte einzuleiten.

Finale Einigkeit herrscht aber noch immer nicht. Und das drückt langsam, aber sicher auch der Mannschaft und dem Trainerstab aufs Gemüt. "Die Nachrichten über die wirtschaftlichen Probleme des Vereins gehen nicht spurlos an uns vorbei", sagte Kosta Runjaic, der dringenden Klärungsbedarf sieht. "So lange das Damoklesschwert der Insolvenz über dem MSV Duisburg schwingt, werden die Köpfe auch nicht frei. Deshalb hoffe ich, dass bald Ruhe einkehrt, damit wir produktiv arbeiten und die nächsten sportlichen Hürden nehmen können."

Der Trainer des Fußball-Zweitligisten gewährte gestern erstmals Einblicke in sein Seelenleben und das seiner Spieler. "Eine gewisse Angst und auch Sorgen sind schon zu spüren", fügte er an. "Du gewinnst in Aalen und schlägst am Montag die Zeitung auf und liest, dass die Gehälter gefährdet sind. Natürlich belasten solche Schlagzeilen die Mannschaft. Die Spieler möchten Klarheit. Am liebsten noch vor Weihnachten. Dann könnten sie wie auch die Zuschauer und Fans mit einem besseren Gefühl ins neue Jahr gehen. Es wäre schwierig, wenn die Dinge bis zum Trainingsauftakt am 3. Januar noch nicht geklärt sind."

Dabei gehe es nicht um fehlendes Vertrauen in die handelnden Personen. "Es ist die Ungewissheit, die an uns allen nagt und so beschäftigt."

Der 41-Jährige bekräftigte noch einmal, dass der MSV auch weiterhin seinen Teil zur Besserung der Lage beitragen wolle. Ein Sieg zum Jahresabschluss am Sonntag gegen Regensburg (13.30 Uhr) ist die nächste Chance. "Ich bin mir sicher: Wenn wir Klarheit über die Zukunft haben, wird uns das einen weiteren Schub geben", erklärte Runjaic, der versicherte, dass der Verein bisher die Gehälter pünktlich bezahlt hat.

Erst Anfang der Woche wurden Spekulationen darüber laut, dass der MSV nicht in der Lage sein könnte, die nächsten Gehälter zu zahlen. "Auch solche Gerüchte können sich kontraproduktiv auf die sportlichen Leistungen auswirken", sagt Runjaic. "Das sind Profis, die werden ihren Job machen. Aber die Spieler machen sich natürlich Gedanken darüber, ob sie bald keinen Job mehr haben oder ihre Wohnung kündigen müssen. Das sind auch Menschen, die eine Verantwortung gegenüber ihren Familien haben."

Noch immer stehen eine Geldstrafe und ein möglicher Punktabzug im Raum. In dieser Woche wird eine Nachricht der Deutschen Fußball Liga in Sachen Lizenz erwartet. Dann soll Klarheit darüber herrschen, wie stabil die Beine sind, auf denen das vorgelegte Finanzkonzept des MSV steht — und in wiefern Handlungsbedarf besteht.

Mit der Wahl von Dr. Gerd Görtz zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates der KGaA und Thomas Maaßen zum Stellvertretenden Vorsitzenden, der auch Mitglied im Aufsichtsrat des e.V. ist, habe der MSV nun zumindest die "volle Handlungsfähigkeit" wie es hieß. Görtz, der das Amt nach dem Rücktritt von David Karpathy im November 2011 kommissarisch übernahm, betonte aber, dass er aus beruflichen Gründen nur bis zum 30. Juni 2013 zur Verfügung steht.

(RP)
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