MSV Duisburg DFL erteilt dem MSV keine Lizenz — Zwangsabstieg droht

Duisburg · Der Fußball-Zweitligist scheint am Ende. Als erste Reaktion randalierten Hunderte Anhänger vor und im Stadion. Flaggen wurden verbrannt.

Die Nachricht kam trotz der bedrohlichen Vorzeichen der vergangenen Tage unvorbereitet. Der Lizenzierungsausschuss der Deutschen Fußball Liga (DFL) verweigerte dem Zweitligisten wegen fehlender wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit die Lizenz für 2013/14. Das Gremium entschied einstimmig, dass der Klub den Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit für die Saison zum Stichtag 23. Mai nicht erbracht hat. Stand jetzt muss der MSV absteigen. Innerhalb einer Woche kann der Klub das Ständige Schiedsgericht anrufen. Ist die Entscheidung rechtskräftig, würde der SV Sandhausen die Klasse halten. So viel zu den Fakten, deren Folgen gestern noch niemand einzuschätzen vermochte.

Geschäftsführer Roland Kentsch wollte bis zur Prüfung des schriftlichen Bescheides, der für Anfang der nächsten Woche erwartet wird, keine Stellung beziehen. Der Verein teilte aber mit, dass er weiter der festen Überzeugung ist, "die Bedingungen und Auflagen erfüllt zu haben". Manager Ivo Grlic reagierte bestürzt. "Es fehlen einem die Worte. Die Entscheidung kam aus heiterem Himmel", sagte der Manager.

Als erste Reaktion versammelten sich Hunderte Fans am Abend vor der Arena und stürmten wenig später das Stadion. Fahnen brannten, die Polizei ging mit Hundertschaften und unter Einsatz von Tränengas und Hunden gegen die Randalierer vor. Neben lautstarken Protesten gegen Roland Kentsch richtete sich der Zorn vor allem gegen Ex-Präsident Walter Hellmich.

Nach Informationen unserer Zeitung soll eine sechsstellige Summe fehlen, die zunächst nicht entdeckt und dann unterschiedlich bewertet worden war. Noch am vergangenen Donnerstag glaubte Kentsch, den wirtschaftlichen Überlebenskampf gewonnen und eine damit einhergehende drohende Insolvenz abgewendet zu haben. Auf einer Pressekonferenz erklärte er, dass der MSV die Finanzlücke in Höhe von 2,5 bis 3 Millionen Euro im letzten Moment schließen konnte "und wir davon ausgehen, "mit den Unterlagen die Bedingungen erfüllt zu haben". Ein Vertrag mit Rechtevermarkter Sportfive und eine 500 000 Euro große Finanzspritze von Walter Hellmich schienen die Lösung. Inzwischen aber scheint klar: Der Traditionsklub ist nach einem neuerlichen Versuch, seine wirtschaftlichen Probleme zu lösen, am Ende. Bereits im November 2012 drohte die Insolvenz. "Hätte mir die MSV-Führung gesagt, dass sie noch mehr Geld benötigt, hätte ich das gegeben", sagte Hellmich, der zugleich Hauptanteilseigner am Stadion ist. Sein Brief an die Vereinsgremien Ende letzter Woche erscheint im Nachhinein wie eine Vorwarnung. "Der finanzielle, sportliche und gesellschaftliche Niedergang des MSV ist für mich kaum zu ertragen. Die Totengräber von innen und außen haben ganze Arbeit geleistet", schrieb Hellmich.

(RP/can)
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