MSV Duisburg Der MSV hat ein Sturmproblem

Duisburg · Seit drei Spielen gab es keinen eigenen Treffer, gegen Darmstadt musste dann auch noch Angreifer Wegkamp ins Tor.

 MSV-Torwart Ratajczak (li) bekommt rot von Schiedsrichter Wolfgang Stark.

MSV-Torwart Ratajczak (li) bekommt rot von Schiedsrichter Wolfgang Stark.

Foto: osnapix / Ulrich

Der MSV Duisburg hat seine Serie ausgebaut — und dürfte damit überhaupt nicht glücklich sein: Mit dem bitteren 0:1 (0:0) beim SV Darmstadt 98 sind die "Zebras" seit drei Spielen in der Dritten Fußball-Liga ohne Sieg und ebenso lange ohne eigenen Treffer. Seit 283 Minuten — ohne Nachspielzeiten — haben sie nicht mehr ins gegnerische Tor getroffen, zuletzt durfte Athanasios Tsourakis beim 3:2-Sieg über Erfurt in der 77. Minute jubeln. Seitdem herrscht Ebbe im Angriff.

Trainer Karsten Baumann hatte in Darmstadt versucht, einen Reiz zu setzen: In Kingsley Onuegbu ließ er seinen mit zwölf Saisontoren besten Schützen zunächst auf der Bank, Gerrit Wegkamp begann allein in der Angriffsspitze. Der "King" kam erst nach einer knappen Stunde auf das Feld, und nur rund 20 Minuten später war die Doppelspitze schon wieder auseinandergerissen: MSV-Torwart Michael Ratajczak sah nach einer Notbremse gegen Marcel Heller die Rote Karte, doch da Baumann bereits dreimal gewechselt hatte, konnte kein Keeper aufs Feld. Wegkamp schnappte sich die Torwart-Handschuhe und vertrat Ratajczak.

Das klappte fünf Minuten im Verbund mit seinen aufmerksamen Vorderleuten gut, bis Matthias Kühne sich seine gute Leistung in der Innenverteidigung mit einem überflüssigen Foul an Heller im Strafraum zunichtemachte. "Kühne zieht meiner Meinung nach zu lange", analysierte Sportdirektor Ivica Grlic. "Wenn er früher loslässt, gibt es nur Freistoß." So aber war es ein Elfmeter, den Darmstadts Top-Torjäger Dominik Stroh-Engel, den Kühne und Startelf-Debütant Babacar M'Bengue gut im Griff gehabt hatten, sicher rechts unten verwandelte (84. Minute). Wegkamp war da naturgemäß auf verlorenem Posten, auch wenn der Stürmer hinterher erzählte: "Beim Fußball mit meinen Brüdern und Freunden bin ich früher schon mal ins Tor gegangen. Beim Elfmeter habe ich mich aber für die andere Ecke entschieden."

So bitter das Ende mit dem Platzverweis — Ratajczak: "Ich will den Ball treffen, komme aber einen Tick zu spät und treffe Heller. Das ist ein Platzverweis, da müssen wir nicht drüber reden" — und dem späten Elfmeter auch war, mehr als ein torloses Remis hätte der MSV auch nicht verdient gehabt. Grlic erklärte: "Wir wollten zu null spielen. Die Mannschaft hat das gut gemacht, ich kann ihr keinen Vorwurf machen. Das war ein kampfbetontes Spiel, beide Mannschaften haben sich nichts geschenkt. Normalerweise geht das Spiel 0:0 aus, Darmstadt war einen Tick glücklicher." Baumann resümierte: "Wir wollten das Spiel defensiv angehen, tiefer stehen und uns auf Konter verlegen."

Grlic ergänzte: "Das Ziel war, kompakt zu stehen. Das hat geklappt. Darmstadt hatte auch nur zwei Chancen." Dann musste der Sportdirektor aber zugeben: "Wir vielleicht anderthalb." Baumann sagte: "Wir hatten eine gute Chance mit dem Fernschuss von Pierre De Wit und zwei, drei Situationen, wo wir schnell am Strafraum sind, es dann aber nicht gut ausspielen." Darmstadts Trainer Dirk Schuster meinte: "Wir haben uns aufgerieben gegen eine sehr starke Duisburger Mannschaft, die das als Endspiel im Kampf um den Aufstieg gesehen hat." Beim letzten Teil runzelte Baumann vielsagend die Stirn — das Thema Aufstieg ist schon lange keines mehr.

Die Defensivarbeit gefiel dem ehemaligen Abwehrspezialisten dagegen: "Wir haben das Tor gut verteidigt und nur eine Großchance zugelassen in der ersten Halbzeit. Nach der Pause wollten wir genauso weitermachen, aber Darmstadt hat die Intensität erhöht und wir hatten nicht mehr genug Entlastung." Für die sollten dann die eingewechselten Onuegbu, Patrick Zoundi und Tsourakis sorgen, doch der Schuss ging nach hinten los, denn so konnte der MSV auf die Rote Karte gegen seinen Torwart nicht mehr reagieren. "Phil Ofosu-Ayeh hatte schon unter der Woche muskuläre Probleme, Michael Gardawski ist nach seiner langen Verletzungspause noch nicht fit und Kevin Wolze war gelb-rot-gefährdet", erklärte Baumann die Wechsel, die allerdings versandeten, und in Unterzahl wurde die Aufgabe natürlich nicht einfacher.

"Mit elf Mann nehmen wir hier einen Punkt mit", meinte Wegkamp und ergänzte mit Blick auf Darmstadt, das nun seit elf Spielen ungeschlagen ist: "So entscheidet eine Kleinigkeit für die Mannschaft, die eine solche Serie hat." Die eine "Kleinigkeit" ereignete sich vor Ratajczaks Platzverweis: "Bei der Roten Karte entsteht die Situation aus einem Freistoß für uns — da stellen wir uns nicht clever an", sagte Grlic. Baumann fand: "Zwei Fehler haben dieses Spiel entschieden. Diese Fehler passieren der Mannschaft, die diese Serie nicht hat." Die eigene Serie der Torlosigkeit taugt ja auch nicht unbedingt dazu, Spiele zu entscheiden.

(RP)
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