MSV Duisburg Das Ringen nach Lösungen gestaltet sich zäh

Duisburg · Am vergangenen Donnerstag kündigte Jürgen Marbach an, bis spätestens Montag tragfähige finanzielle Lösungen für eine Zukunft des MSV in der 3. Liga präsentieren zu wollen. Auf der Suche danach läuft dem MSV die Zeit davon.

Enttäuschter MSV hofft auf Lizenz für die 3. Liga
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Enttäuschter MSV hofft auf Lizenz für die 3. Liga

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Vor seiner Reise nach Österreich hat Jürgen Marbach, der neue Aufsichtsratsvorsitzende des MSV Duisburg, seine Tasche von dem einen Sportartikelhersteller gegen eine vom Ausrüster des MSV ersetzt. Im Fanshop kaufte Marbach ein. Auf die Frage nach dem Mitarbeiterrabatt, der ihm doch zustünde, antwortete der Chef: "Darauf verzichte ich." Was immer auch Taschen im Design eines Ex-Zweitligisten kosten, der gespendete Rabatt kommt einer homöopathischen Dosis gleich.

Inzwischen hat der DFB der Klubführung überbracht, was man so an finanziellen Zusagen für die kommende Saison in der Dritten Liga erwartet. Der Betrag liegt im zweistelligen Millionenbereich. Und zwei Millionen an Kaution hätte man auch noch gern. Was macht die dritte Klasse so teuer? Statt Fernsehgelder in Höhe von etwa 4,5 Millionen Euro, wie man sie in der Zweiten Liga einrechnen durfte, kommen nun etwa 700.000 Euro zusammen. Bis Sonntag lag noch keine Einigung zum Stadion vor, das damit weiter mit mindestens 4,5 Millionen an Miete auf die Butterseite fällt. Die Verbindlichkeiten aus den vergangenen Jahren sind zu großen Teilen nur bis zum 30. Juni gestundet. Darunter befinden sich Gelder der Stadtwerke und der Wirtschaftsbetriebe, aber auch der Kredit von Walter Hellmich über 350.000 Euro, an den die dem Vernehmen nach verhängnisvollen Bedingungen geknüpft waren. Werden diese Summen scharf geschaltet, dann war es das für die Profigesellschaft.

Jürgen Marbach hat bereits angedeutet, dass er so lange nicht warten will und kann. Wenn bis spätestens Mittwoch das Konzept nicht steht, dann könnte das Thema Insolvenzanmeldung wieder nach ganz oben auf die Tagesordnung rücken. Denn dazu ist so eine GmbH in Schieflage aus gesetzlichen Gründen verpflichtet. Dabei hat er sich bereits einen zeitlichen Nachschlag gegönnt. Am Donnerstag wollte man innerhalb von 72 Stunden eine Lösung haben, dann war von Montag als Termin und jetzt von "Dienstag, spätestens Mittwoch" die Rede.

Die Stimmung bei den so emsig Handelnden und Verhandelnden war gestern am Nachmittag eher grau wie das Wetter. Zu den spannenden Herausforderungen gehört es, mit Hellmich in ein konstruktives Gespräch zu kommen. Dem kann es nicht gefallen, dass sich nach Alemannia Aachen ein weiterer Verein mit einem von ihm gebauten Stadion aus dem Profigeschäft verabschieden muss.

In Erinnerung ist gleichzeitig das Zitat aus Hellmichs Brandbrief vor dem Platzen der Lizenzhoffnungen: "Die von Hellmich als nicht notwendig erachteten Darlehen sollten ebenfalls in Gänze zurückgeführt werden." In Erinnerung ist aber auch seine Äußerung gegenüber dieser Zeitung: "Alles, was dazu beiträgt, den MSV zu retten, dazu bin ich dazu bereit." Und er fügte damals hinzu: "Wenn es schief geht mit der Zweiten Liga, dann muss man sich wenigstens um die Lizenz für die Dritte Liga bemühen."

Genau dieses Bemühen erweist sich derzeit als zählebiges Geschäft. Mit Oberbürgermeister Sören Link, der ein Zebra-Emblem am Revers trägt, hat man sich getroffen. Auch von der Stadt werden mehr als symbolische Gesten verlangt. Freilich, die Verhandlungspartner aus Meiderich sind nicht nur Bittsteller: Sie können das Argument vorbringen, dass bei einer Insolvenz Millionen verloren gehen.

Die Gläubiger haben dann kaum noch Aussicht, ihr Geld wieder zu sehen. Der Steuerzahler darf sich dann ebenfalls beteiligen, denn das Land hat eine Bürgschaft fürs Stadion abgegeben. Etwa 17 Millionen sind dann fällig für einen Kickerkasten ohne Kicker.

Die Stadioneigner müssten dann ebenfalls um ihre Millionen fürchten. Einen potenten Käufer oder Mieter müsste man sich wohl erst backen. Denn ein Stadion ohne Nutzung gilt als wenig wertgeschätzte Immobilie. Aus dem Rathaus, das ebenfalls mit Millionenkrediten an der Arena beteiligt ist, war zu hören, dass man auf die Übernahme eines leerstehenden Stadions, das nur Kosten verursacht, gut verzichten könne.

Verliert im Fußball die eine Mannschaft auf dem Platz ein Spiel, dann hat automatisch die andere gewonnen. In Sachen MSV-Rettung wird anders bilanziert: Scheitern die Pläne, dann gibt es vor allem Verlierer — jedenfalls in Duisburg und Umgebung.

(RP/can/csi)
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