Trainerfrage weiterhin offen Matthäus sagt Eintracht Frankfurt ab

Frankfurt/Main (sid). Wunschkandidat Lothar Matthäus (Foto) hat die Herausforderung des "heißen Pflasters" bei Eintracht Frankfurt und die Konfrontation mit den Fans nicht angenommen. "Das war eine Entscheidung des Kopfes. Das Risiko, dass gleich mein erstes Engagement als Trainer oder Teamchef wegen der sportlich schwierigen Situation der Eintracht schief gehen könnte, war mir zu groß", begründete der 39 Jahre alte Rekord-Nationalspieler am Montag seine Absage, nachdem es in den vergangenen Tagen heftige Proteste der Eintracht-Anhänger gegen eine Verpflichtung gegeben hatte.

Enttäuscht über den von Matthäus erhaltenen Korb zeigte sich Frankfurts Fußball-AG-Boss Steven Jedlicki: "Ich bedaure dies sehr. Ich habe gehofft, Lothar für unser neues Konzept gewinnen zu können und hatte nach unserem Treffen ein sehr gutes Gefühl", sagte Jedlicki und sprach dem Interims-Duo Rolf Dohmen und Armin Kraaz sein Vertrauen aus: "Beide werden die Eintracht vorerst und auf unbestimmte Zeit weiter betreuen."

Auch Teile der Mannschaft sahen die Absage des 150-maligen Nationalspielers überwiegend in der "Anti-Matthäus-Stimmung" der letzten Tage begründet. "Die Fan-Power war wohl ausschlaggebend, das Votum dort war klar gegen Matthäus. Wenn 20.000 Leute gegen einen rufen, beeinflusst das natürlich eine Entscheidung", sagte Stürmer Jan-Aage Fjörtoft, aber bedauerte die Entwicklung: "Ein Weltmann wie Matthäus hätte einiges bewegen können."

Beim Heimspiel am Freitag gegen Cottbus (1:0) hatten die Fans lautstark und mit etlichen Transparenten ("Loddar, verpiss Dich") gegen den Ex-Münchner und fünfmaligen WM-Teilnehmer protestiert. Zudem gab es für dem "Global Player" verheerenden Umfrage-Werte (74,4 Prozent gegen Matthäus). Selbst Eintracht-Präsident Peter Fischer ("Lothar bringt uns nicht weiter") hatte sich öffentlich gegen eine Verpflichtung des gebürtigen Franken ausgesprochen. Der Gegenwind blies Matthäus bereits vor seinem Amtsantritt heftig ins Gesicht. Ihm wurde vor allem sein Foul gegen Eintracht-Galionsfigur Jürgen Grabowski 1980 zur Last gelegt; der Weltmeister von 1974 musste daraufhin seine Karriere beenden.

"Das sind natürlich Störfaktoren, die eigentlich nicht da sein sollten", meinte Matthäus, Weltmeister von 1990, und bestätigte in einer eigenen Pressemitteilung: "Die Eintracht braucht in der derzeitigen Situation einen sportlichen Leiter, der sich mit seiner ganzen Kraft ausschließlich um die Mannschaft kümmern kann, das Umfeld einzuschätzen weiß und dazu von allen Seiten sofort jegliche Unterstützung erhält." Noch am Sonntagabend hatte er mit Bayern Münchens Präsident Franz Beckenbauer und anderen Vertrauten beraten.

Interimscoach Dohmen hat bereits Bereitschaft signalisiert, zusammen mit Lizenzinhaber Kraaz bis Saisonende auf der Trainerbank Platz zu nehmen. "Das ist jetzt eine ganz neue Situation, die wir eigentlich vermeiden wollten", sagte der 48 Jahre alte Ex-Profi Dohmen: "Allerdings wird es in den kommenden Tagen weitere Gespräche mit Kandidaten geben." Seit Sonntag ist allerdings auch Bayern Münchens Co-Trainer Michael Henke aus dem Rennen. "Er hat uns abgesagt", bestätigte Dohmen am Montag.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort