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Interview mit Reiner Calmund "Man sprengt sich selbst in die Luft"

Leverkusen (sid). In der Liga läuft es bei Bayer Leverkusen rund, doch angeschlagen ist Manager Reiner Calmund trotzdem ein wenig. Ihm liegt die Affäre Daum schwer im Magen.Der sid sprach mit dem Leverkusener.

"4:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern, neun Bundesligaspiele unbesiegt und Tabellenführer, Sie müssten rundum zufrieden sein."

Reiner Calmund: "Na, klar, wir haben gegen eine starke Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern gewonnen und es ist schön, an der Spitze zu stehen. Aber das ist nur eine Momentaufnahme."

"Wieso, Bayer hat aus den letzten neun Bundesligaspielen 21 von 27 möglichen Punkte geholt, gewann fünf der letzten sechs Spiele und befindet sich in guter Form?"

Calmund: "Weil Schalke 04 und Hertha BSC Berlin nur einen Punkt hinter uns liegen und auf uns bis zur Winterpause ein stressiges Programm wartet und wir in den ausstehenden sechs Pflichtspielen fünfmal reisen müssen. Bis dahin haben die Spieler 35 Spiele in den Knochen, da wir auf drei Hochzeiten tanzen. Unsere Nationalspieler sind sogar einer Vierfach-Belastung ausgesetzt. Sie müssen deshalb ihren inneren Schweinehund überwinden, um über die Runden zu kommen."

"Zunächst folgt die Woche der Wahrheit, erst das DFB-Pokalspiel am Mittwoch beim SC Freiburg und dann am Samstag der Schlager beim FC Bayern, wo Bayer seit der Saison 1989/90 nicht mehr gewinnen konnte..."

Calmund: "Hier wird nicht über München gesprochen, uns interessiert nur das Pokalspiel am Mittwoch in Freiburg, das wird gegen den extrem aggressiv spielenden Sportclub schwer genug. Danach bereiten wir uns intensiv auf das Duell gegen die Bayern vor und werden von unserem Quartier in Freiburg direkt nach München reisen."

"Die letzten Wochen mit dem Fall Christoph Daum und die Äußerungen von Bayern-Manager Uli Hoeneß haben bei Ihnen Spuren hinterlassen. Was sagen Sie dazu, dass Hoeneß mit Ihnen nichts mehr zu tun haben will?"

Calmund: "In der Sache Daum ist auf allen Ebenen sehr viel Porzellan kaputtgeschlagen worden. Es wurden viele freundschaftliche Verhältnisse zerstört. Wenn das von Uli Hoeneß das letzte Wort sein sollte, was es sicherlich nicht ist, wäre das bei mir eines von vielen Problemen. Wir müssen auf die Zeit setzen, die Wunden werden vernarben. Ich habe sicherlich mehr abbekommen als Uli Hoeneß. Hoeneß hat sich für seine Fehler entschuldigt, ich habe mich dafür entschuldigt, dass ich ihn nach seinen Anschuldigungen im festen Glauben an Daums Unschuld verbal an die Wand genagelt habe. Diese Entschuldigungen waren politischer Natur, um die Geschehnisse um den Fußball zu beruhigen. Nach einer Zeit werden wir uns aber sicher wieder zusammensetzen, ein Bier trinken. Denn wenn Hoeneß sich meine Situation genau anschaut, wird er auch einige Dinge anders verstehen."

"Sie scheinen in gewisser Weise amtsmüde zu sein..."

Calmund: "Ich bin nicht amtsmüde. Aber ich werde mich künftig aus dem Scheinwerferlicht der Bundesliga zurückziehen, man wird mich weniger in TV-Studios antreffen. Das ganze macht dich kaputt, und ich will kein Selbstmörder sein. Wenn man so weiter macht, sprengt man sich selbst in die Luft."

"Wie wollen Sie künftig auftreten?"

Calmund: "Ich habe das Entertainment gefördert, Beträge hochgeschraubt, aber wenn du dann so einen richtigen Schwinger wie aus dem Daum-Umfeld bekommst, dann fängst du an zu denken. Würde aus der Affäre ein Film gedreht, hätte ich mir die Hauptrolle in Dick und Doof zugedacht. Das hat nichts mit Schmollen zu tun, sondern mit reiner Selbsterkenntnis. Im Haifischbecken Bundesliga habe ich mich bislang gut zurechtgefunden. Ich würden für jeden mein letztes Hemd geben, wenn er in Not ist. Aber Attacken, die unter die Gürtellinie gehen, die sind mir einfach zuviel."

(RPO Archiv)
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