Kickers Versöhnung mit den Fans Lautern macht "winzigen Schritt" aus der Krise

Offenbach (sid). Die Stimme von "König Otto" war kaum vernehmbar. Leise, beinahe zurückhaltend analysierte Deutschlands Trainer-"Guru" den 4:0 (2:0)-Pokalerfolg seines angeschlagenen 1. FC Kaiserslautern beim Zweitliga-Absteiger Kickers Offenbach. "Wir waren gewarnt, haben über das Wochenende gezeigt bekommen, wie schwer es werden kann", meinte Rehhagel.

So gesehen waren die Warnungen aus Stuttgart und Magdeburg bei seinen Akteuren angekommen. Die VfB-Amateure hatten Eintracht Frankfurt mit 6:1 und der 1. FC Magdeburg den 1. FC Köln mit 5:2 düpiert. Bei den "Roten Teufeln" stimmte das Ergebnis gegen den Drittligisten, mehr aber auch nicht. Von einer Krisenbewältigung ist der punkt- und torlose Bundesliga-Tabellenletzte noch weit entfernt.

"Das war ein winziger Schritt zur Besserung", meinte der FCK-Vorstandsvorsitzende Jürgen Friedrich, der seinem Freund Otto Rehhagel (Foto) tags zuvor Hilfe "bis zur letzten Patrone" zugesichert hatte. Den schlechtesten Bundesliga-Start der Vereinsgeschichte konnte der Einzug in die zweite Hauptrunde des DFB-Pokals nicht übertünchen. Bei Rehhagels Rückkehr auf den Bieberer Berg - dort hatte 1974 seine Trainerkarriere begonnen - genügte den Profis die nötige Abgeklärtheit, um gegen die Amateure standesgemäß zu gewinnen.

Einen besseren spielerischen Eindruck konnten die Pfälzer trotz Krisensitzung und knapp einwöchigem Trainingslager jedoch nicht hinterlassen. Der OFC, der lange Zeit ebenbürtig war, ließ sich schulbuchmäßig auskontern. Hany Ramzy (38.), Vratislav Lokvenc (41.), Jörgen Pettersson (53.) und Mario Basler (76.) waren die Nutznießer vor 16.000 Zuschauern. Abgesehen von seinem Freistoßtreffer agierte der neue FCK-Kapitän Basler, der vom verletzten Michael Schjönberg (Kreuzbandriss) die Spielführerbinde übernommen hat, aber schwach. "Super Mario" zog sich über weite Strecken auf die Position als rechter Verteidiger zurück.

"Es waren augenfällige Defizite zu erkennen", sagte Friedrich vieldeutig. Immerhin hinterließ die Mannschaft auf den FCK-Boss nach einer Woche in Bad Kreuznach einen "wesentlich geschlosseneren und elanvolleren Eindruck". Coach Rehhagel wich Fragen nach den Ergebnissen der einwöchigen Lauterer Klausur aus. "Das war nichts Außergewöhnliches... ein Straftrainingslager mit fünf Sternen", erklärte der 62-Jährige, "wir waren froh, dass wir mal alleine waren." Kritik an womöglich mangelnder Fitness lässt Deutschlands erfahrenster Fußballlehrer ohnehin nicht gelten. Rehhagel: "Wir waren immer fit, in all den Jahren."

Wie fit, das können die angeschlagenen Profis im richtungweisenden Heimspiel am kommenden Dienstag gegen den VfB Stuttgart zeigen. Der Unmut der heimischen Fans dürfte bei einer weiteren Niederlage schwer zu bändigen sein. Verlierer Offenbach ist indes dank einer engagierten Leistung der Schulterschluss mit dem eigenen Anhang bereits geglückt. "Wir sind besser als Eintracht Frankfurt", skandierten die OFC-Fans.

Der Zweitliga-Absteiger, der nach vier Spieltagen sieglos ans Tabellenende der Regionalliga Süd durchgereicht wurde, durfte sich zudem über eine geschätzte Bruttoeinnahme von 750.000 Mark freuen.

(RPO Archiv)
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