Schon fünf Mal das Quatier in Florida gewechselt Koblenzer Staatsanwaltschaft erwägt keinen Haftbefehl gegen Daum

Koblenz (dpa). Fußball-Lehrer Christoph Daum braucht derzeit nicht mit einem Haftbefehl durch die Justizbehörden in Koblenz zu rechnen. Nach Angaben der Koblenzer Staatsanwaltschaft stellt sich diese Frage im Zuge der Ermittlungen gegen den ehemaligen Trainer des Bundesligisten Bayer Leverkusen wegen illegalen Drogen-Besitzes derzeit nicht. "Der Sachstand ist: Es gibt eine Reihe von Ermittlungshandlungen, die derzeit durchzuführen sind", sagte der leitende Oberstaatsanwalt Erich Jung am Montag.

Erst wenn diese Ermittlungen abgeschlossen seien, werde über das weitere Vorgehen entschieden, betonte Jung. Der Koblenzer Staatsanwalt wollte keine Auskunft über die konkreten Schritte der Behörde geben. Allerdings sollen die Ermittlungen von den Koblenzer Beamten selbst durchgeführt werden. Es ist keine Weitergabe an die Kölner Justizbehörden im Gespräch, wie in Medien berichtet wurde. "Das steht derzeit nicht zur Diskussion", sagte Jung, der aber engen Kontakt zu seinen Kölner Kollegen hält, die auf Grund von Zeugenaussagen gegen Daum ermitteln.

Am Freitag vergangener Woche waren die Privatvilla von Daum und seine früheren Büro-Räume bei Bayer Leverkusen von Kriminalbeamten durchsucht worden. Daum sei bei einer Telefonüberwachung mehrerer Dealer aufgefallen, berichtete der "Spiegel". Mehrere Gespräche sollen dabei mitgeschnitten worden sein. Jung lehnte es ab, zu konkreten Sachverhalten Stellung zu beziehen.

Christoph Daum befindet sich im US-Bundesstaat Florida derweil auf einer rastlosen Flucht und hat den telefonischen Kontakt zu ihm nahe stehenden Personen abgebrochen. Vor Ort befindliche Reporter der "Bild"-Zeitung berichteten am Montag, der 47-Jährige habe seit seiner Einreise in die USA innerhalb von einer Woche an fünf verschiedenen Orten Quartier bezogen, um unentdeckt zu bleiben.

Die Zeitung "Express" (Köln) meldete, der nach einer positiven Haaranalyse unter Drogenverdacht stehende Daum habe den Kontakt zu seinem Freund und Berater Rolf Lövenich und zu einer Ehefrau Ursula abgebrochen. Eine zweite Haarprobe wolle der Ex-Trainer zu Wochenbeginn in den USA in Auftrag geben.

Auch Reiner Calmund, Manager des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen, erklärte, den Kontakt zu dem ehemaligen Bayer- Vereinstrainer verloren zu haben: "Ich habe keine Chance, ihn zu erreichen." Daum, der zuvor von "einer Verschwörung" gegen ihn gesprochen hatte, sieht sich von seinen ehemaligen Mitstreitern offenbar nur unzureichend unterstützt. Der "Express" zitiert einen Suchtexperten, der Daums Reaktionen als ein "typisches Verhalten eines Kokain-Abhängigen" einstuft.

Calmund, der Daum zunächst in die "Betreuung" von engen Bekannten nach Florida schickte, erlebt nach eigenem Bekunden derzeit die schwierigsten Situationen seiner Manager-Karriere: "Was ich derzeit durchmachen muss, ist die Hölle. Ich habe in meinen Leben die wildesten Achterbahnen überstanden, aber das ist die gruseligste Geisterbahn meines Lebens." Die Vorwürfe, er habe von Daums Drogenkonsum wissen müssen und für den Fußball-Lehrer eine "Fluchthilfe" organisiert, setzen dem Bayer-Manager ebenso zu wie die Kritik aus der Bundesliga, er verweigere Rudi Völler eine langfristige Tätigkeit als DFB-Teamchef. "Ich kann als Geschäftsführer der Bayer Fußball GmbH doch nicht unseren größten Sympathieträger ziehen lassen", erklärte Calmund. Er bestritt, dass er bei Bayer Leverkusen im Zuge der Affäre zwei Mal seinen Rücktritt angeboten habe.

(RPO Archiv)
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