Nach Finanzchaos "Kinowelt"-Chef Kölmel kritisiert Misswirtschaft und den DFB

Berlin (rpo). "Kinowelt"-Chef Michael Kölmel hat die drastischen Maßnahmen seines Unternehmens gegen mehrere von ihm gesponserte Fußball-Vereine verteidigt und den nun vom Lizenz-Entzug bedrohten Clubs Misswirtschaft vorgeworfen. Zugleich richtete er heftige Attacken in Richtung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

"Ich verbürge mich nur noch für Vereine, die seriös arbeiten. Bei den betreffenden Clubs geht es um Überschuldung im großen Stil. Um riesige Beträge, die verpulvert werden. Mit Bürgschaften würde ich denen einen Blanko-Scheck für ein Handeln geben, das ich nicht mehr verantworten und tolerieren kann", erklärte Kölmel in einem Interview mit der "Berliner Zeitung" (Montag-Ausgabe).

Ende voriger Woche war bekannt geworden, dass die "Kinowelt"- Tochter "Sportwelt" nicht die vom DFB geforderten Bankbürgschaften für die Regionalligisten Sachsen Leipzig, SSV Ulm und Rot-Weiß Essen sowie den Regionalliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf übernimmt. Hoffnung machte Kölmel hingegen dem gleichfalls vom Konkurs bedrohten Regionalliga-Aufsteiger 1. FC Magdeburg. Es werde am Montag weitere Gespräche geben. "Um den 1. FC Magdeburg wäre es schade. Der jetzige Präsident Lutz Trümper kann nichts für die Sünden aus der Vergangenheit", sagte Kölmel.

Zugleich wandte er sich gegen eine Ungleichbehandlung "seiner" 14 Vereine durch den DFB. "Schon im letzten Jahr mussten meine Vereine Bankbürgschaften bringen, andere aber nicht. Da stimmt was nicht, der DFB behandelt nicht alle gleich. Aber diese 3. Liga ist sowieso eine Chaos-Liga mit lauter Sozialfällen", kritisierte der Münchner. "Diese Bürgschaften sind eine ganz absurde Geschichte. Wenn ich einem Club eine Million Mark gebe, er zudem drei Millionen Sponsorengelder auftreibt, will der DFB von mir eine Bürgschaft über vier Millionen. Wenn ein Verein keinen Hauptsponsor findet, wird die Bankbürgschaft gezogen und ich verliere alles. Das ist ein Wahnsinn", machte Kölmel seinen Standpunkt klar.

Scharf attackierte Kölmel vor allem auch den Umgang mit seinen Geldern in Düsseldorf und Leipzig. "Diese Vereine fahren den Karren an die Wand und hoffen, dass wieder die Sportwelt auftaucht und sie aus dem brennenden Wrack rettet. Das Schlimme ist, mit dieser Bürgschaften-Sache deckt der DFB das Missmanagement auch noch", monierte Kölmel. Und: "Alle betreffenden Vereine haben von mir Geld bekommen, das sie bis 2003 einsetzen sollten. Das ganze Geld ist schon weg. Und sie haben es nicht, wie von mir gefordert, in die Infrastruktur gesteckt, sondern in etliche Trainerentlassungen und überteuerte Spieler,deren Verträge auch bei Abstieg noch gelten."

Zu den von Fortuna Düsseldorf angekündigten rechtlichen Schritten gegen die "Sportwelt" erklärte Kölmel: "Ich kündige die Verträge mit den Vereinen nicht, die ruhen nur. ... Da gibt es für uns keine Verpflichtung mehr. Und laut Vertrag sind wir zu Bürgschaften auch nicht verpflichtet. Aber gerade die Düsseldorfer Zuschauer sollen sich mal beim früheren und jetzigen Präsidenten beschweren. Oder zur Mitgliederversammlung gehen. Da liegen die Zahlen auf dem Tisch: Ein Minus von über zwei Millionen Mark allein in dieser Saison. Die haben mein Geld eimerweise rausgeschmissen".

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort