Im Uerdinger Tor Jetzt ist ein Ausgemusterter die Nummer eins beim KFC

Krefeld · Vor sechs Wochen war Robin Benz schon auf dem Weg zu Alemannia Aachen. In den kommenden Spielen hütet er das Tor der KFC Uerdingen und will mit dem Team beim FSV Zwickau in Liga drei für die Wende sorgen.

 KFC-Torhüter Robin Benz behauptete beim 2:1-Sieg gegen Jena die Lufthoheit.

KFC-Torhüter Robin Benz behauptete beim 2:1-Sieg gegen Jena die Lufthoheit.

Foto: Stefan Brauer

Im Berufsleben gibt es in vielen Fällen ein Auf und Ab. Im Leben eines Berufsfußballers geht das oft schnell und die Spieler erleben es in den wenigen Jahren ihrer Karriere in komprimierter Form. In besonders extremen Fällen erleben die Profis dann eine geradezu schwindelerregende Achterbahnfahrt, bei der es jedoch der Job verlangt, die Nerven zu bewahren und die Chance zu nutzen. So Robin Benz, der Torhüter des KFC Uerdingen.

Der 23 Jahre alte Schlussmann wurde vor eineinhalb Jahren von der TSG Sprockhövel als Nummer zwei hinter René Vollath zum KFC geholt. Dass er nur selten zum Einsatz kommen würde, wusste er. Das ist das Schicksal aller Torhüter, die eine klare, starke Nummer eins vor sich haben. „Kein Problem“, sagt Benz. „Das mache ich gerne. Wir halten bei jedem Training die Spannung hoch, und von Rene kann ich mir viel abgucken, zum Beispiel beim Spiel eins gegen eins, und natürlich profitiere ich auch von seiner Erfahrung.“

Doch Benz hat harte Wochen hinter sich. Einmal kam er in der Liga zum Einsatz, als Vollath im Oktober an einer Sehnenreizung laborierte. Gegen Carl Zeiss Jena hütete er beim 2:1-Heimsieg das Tor, wobei der Gegentreffer nicht unhaltbar war.

Im Trainingslager in der Türkei leistete sich Benz im Testspiel gegen den FC Zürich (1:3) dann einen Blackout. Zwar verfügte der Keeper über das notwendige Leistungspotenzial, doch schien sein Nervenkostüm nicht das Beste.

Das wiederum hatte zur Folge, dass der KFC Ende Januar zusätzlich Torhüter Robin Udegbe von Rot-Weiß Oberhausen holte, der früher schon in Uerdingen zwischen den Pfosten stand. Benz sollte wechseln, um Spielpraxis zu sammeln. Er war schon quasi auf dem Weg zum Regionalligisten Alemannia Aachen, als er zurück beordert wurde: Udegbe verletzte sich und musste sich einer Schulteroperation unterziehen, die ihn bis heute zur Pause zwingt.

Also nahm Benz in den zurückliegenden Spielen wie gewohnt auf der KFC-Bank Platz. Doch am Freitag erlitt Vollath bei einem Zusammenparll mit dem Karlsruher Marvin Pourié einen Innenbandriss und fällt mindestens vier Wochen aus. Und plötzlich ist Benz, der schon Ausgemusterte, die Nummer eins. „Das, was war, ist vorbei“, sagt Benz. „Ich mache mir keinen Kopf. Ich will jetzt auch nicht reden, sondern einfach eine gute Leistung zeigen.“ Die Chance hat er. Vor sechs Wochen aussortiert kann er in den kommenden Begegnungen zeigen, dass er das Zeug für die Dritte Liga hat – erstmals am Dienstag (19 Uhr) beim FSV Zwickau.

Dort bietet sich aber nicht nur Benz, sondern der gesamten Mannschaft die große Chance, für die Wende zu sorgen. Nach acht Spielen ohne Sieg, davon fünf unter dem neuen Trainer Norbert Meier, soll endlich ein Dreier her. Mit Blick auf den Torwartwechsel sagt der Coach: „Robin ist unser Torhüter, wir vertrauen ihm. Aber wir müssen ihm nicht nur vertrauen, sondern auch helfen.“

Dazu bedarf es vor allem konsequenter Arbeit vor dem eigenen Tor. Dabei sollten sich auch ehemalige Nationalspieler oder Bundesligaspieler nicht zu schade sein, den Ball einfach aus der Gefahrenzone heraus zu schlagen. „Das heißt auch, die Dritte Liga anzunehmen“, sagt Meier. „Karlsruhe hat es uns vorgemacht.“

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