Interview mit Cottbus-Trainer Pele Wollitz „Hoffe, Ponomarevs Engagement in Uerdingen ist nachhaltig“

Cottbus · Für den ehemaligen Spieler und Trainer des KFC Uerdingen Claus-Dieter Wollitz gibt es Samstag in Cottbus ein Wiedersehen mit seiner Vergangenheit. Im Interview spricht er über seine schönen Erinnerungen an Krefeld.

Der KFC Uerdingen war die erste Trainerstation von „Pele“ Wollitz.

Der KFC Uerdingen war die erste Trainerstation von „Pele“ Wollitz.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Drittligist KFC Uerdingen tritt am Samstag beim Mitaufsteiger FC Energie Cottbus an, was zum einen KFC-Trainer Stefan Krämer an eine seiner alten Wirkungsstätten zurück führt und zum anderen ein Wiedersehen mit dem früheren Uerdinger Spieler und Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz bringt. Zwischen 1996 und 1998 bestritt Wollitz 61 Zweitligaspiele für Uerdingen und von 2002 – 2004 – als seine erste Trainerstation – trainierte er die Blau-Roten in der damals drittklassigen Regionalliga Nord. Seit dem 12. April 2016 ist er – zum zweiten Mal – in Cottbus, die er zu Beginn dieser Spielzeit zurück in die 3. Liga führte. Auch heute – 14 Jahre nach dem Ende seines letzten Engagements in Krefeld – polarisiert der Name Wollitz unter den KFC-Fans immer noch. Die einen verübeln ihm weiter die Wechsel 1998 als Spieler zum 1. FC Köln und 2004 als Trainer zum VfL Osnabrück, als er auch noch die Uerdinger Leistungsträger Markus Feldhoff, Alexander Nouri und Thomas Reichenberger mitnahm. Für die anderen ist er immer noch eine Vereinslegende, sehen neben seinen sportlichen Verdiensten besonders das Engagement auch außerhalb des Platzes, das er während der ersten Insolvenz 2002/2003 zeigte und das entscheidend mit dazu beitrug, diese zu überwinden. Vor der Partie am Samstag hatte RP-Mitarbeiter Heinrich Löhr am Dienstag in Cottbus die Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem 53-jährigen Fußballlehrer.

Nach Osnabrück am vergangenen Wochenende geht es mit Uerdingen am kommenden abermals gegen einen Ihrer Ex-Vereine. Im Vorfeld der Partie in Osnabrück gab es um Ihre Person einige hochschlagende Wellen. Wird das vor der Uerdingenpartie auch so sein?

Wollitz Meine zweite Zeit in Osnabrück ging sehr unschön zu Ende. Um mich selbst zu schützen, musste ich damit abschließen, deshalb die eine oder andere Äußerung von mir.

Mit Krefeld und dem KFC haben Sie auch abgeschlossen?

Wollitz Überhaupt nicht, das ist etwas ganz anderes, Krefeld habe ich in überragender Erinnerung.

 Im Juli 1996 wechselte „Pele“ Wollitz für 275.000 Mark vom 1. FC Kaiserslautern zum KFC und übernahm als Leitfigur das Kapitänsamt.

Im Juli 1996 wechselte „Pele“ Wollitz für 275.000 Mark vom 1. FC Kaiserslautern zum KFC und übernahm als Leitfigur das Kapitänsamt.

Foto: Wagner

Warum, ihr Weggang von Uerdingen zu Osnabrück im Jahr 2004 hatte doch einige unschöne Begleittöne?

Wollitz Erstens hat der Verein KFC Uerdingen mir im Jahr 2002 die Chance gegeben, als Trainernovize direkt drittklassig zu arbeiten. Welcher andere Trainer durfte das? So etwas vergisst man nicht. Und zweitens. Im Winter 2003/2004 hat der Vorstand in der Kabine vor der Mannschaft mir die Zusage gegeben, dass ich bei einem Angebot gehen kann. Und dann sollte Osnabrück auf einmal doch eine Ablöse zahlen. Das war es dann aber auch.

Und doch haben Ihnen die Fans verübelt, dass Sie mit Feldhoff, Nouri und Reichenberger drei Leistungsträger mitgenommen haben.

Wollitz In der Tat waren es überragende Spieler, die dann Osnabrück ja auch in die Zweite Liga geschossen haben. Da sie sich in Krefeld wohl fühlten, wollten alle drei im Winter – obwohl sie wo anders mehr hätten verdienen können – ihre Verträge beim KFC verlängern. Das aber wollte der Vorstand nicht, konnte es angesichts der finanziellen Gesamtsituation wohl auch nicht. Wie ich schon zum Ausdruck gebracht habe, Uerdingen ist mir in überragender Erinnerung geblieben, wenn ich mit einer meiner Mannschaften in der Nähe gespielt habe, habe ich immer im Parkhotel oder im Golfhotel in Traar übernachtet. Soweit möglich, habe ich die Entwicklung des KFC verfolgt. Und wir haben ja auch immer noch unser Haus in Forstwald, auch wenn es aktuell vermietet ist.

Was sagt Ihnen der Name Mikhail Ponomarev?

Jetzt ist „Pele“ Wollitz zum zweiten Mal Trainer des FC Energie Cottbus und hat von seinem Engagement an der Seitenlinie nicht eingebüßt.

Jetzt ist „Pele“ Wollitz zum zweiten Mal Trainer des FC Energie Cottbus und hat von seinem Engagement an der Seitenlinie nicht eingebüßt.

Foto: dpa/Frank Hammerschmidt

Wollitz Ich kannte ihn vom Eishockey von der DEG. Von daher war ich überrascht, dass er im Fußball eingestiegen ist. Und jetzt ja auch noch bei den Pinguinen. Übrigens, die haben am Wochenende 0:3 in Mannheim verloren und dann Iserlohn 4:1 geschlagen. Wie Sie sehen, ich bin über das Krefelder Sportgeschehen informiert.

Wie bewerten Sie Ponomarevs Engagement beim KFC?

Wollitz Für den Verein, die Fans und die Region hoffe ich, dass es nachhaltig ist. Wenn Abhängigkeiten enden, ist das meistens bitter. Wenn das einer weiß, dann ist es doch der KFC. Erst die Bayer AG, dann Tecklenburg und zum Schluss Lakis, in der Summe drei abgewendete Insolvenzen. Aber wenn Spieler wie Stefan Aigner, Kevin Großkreutz, Dennis Daube, Manuel Konrad und jetzt zuletzt noch Dominic Maroh, den ich sehr schätze, zum KFC gehen, dann zeigt das, dass hier etwas vernünftig aufgebaut wird.

Uerdingen und Cottbus sind gemeinsam in dieser Saison aufgestiegen. Was sind die Gemeinsamkeiten, was die Unterschiede?

Wollitz Beide Vereine haben schon erstklassig gespielt. Das weckt im Umfeld teilweise überzogene Erwartungen. Bloß, weil die FunkelBrüder, Matthias Herget oder Rudi Bommer mal das blau-rote Trikot getragen haben, spielt das aktuelle Drittligateam keinen Erstligafußball. Ich stimme da Micheal Frontzeck (Trainer des 1. FC Kaiserslautern, Anm. d. Red.) zu, der gesagt hat, dass es für Vereine mit einer ruhmreichen Vergangenheit gilt, die 3. Liga anzunehmen. Aktuell hat Uerdingen auf Grund des Investors sicherlich die größeren finanziellen Möglichkeiten, was auch der aktuelle Tabellenstand widerspiegelt. In Cottbus haben wir ein Jugendleistungszentrum und auch die Infrastruktur für die dritte Liga – unter anderem einen Trainingsplatz mit Rasenheizung. Wo trainieren die Uerdinger aktuell eigentlich, ist das tolle Bayer-Gelände am Löschenhofweg eine Option?

War mal kurzzeitig angedacht, aktuell in der Grotenburg, da diese von der Stadt für die Austragung von Spielen gesperrt werden musste. Was sagt der ehemalige Spieler Wollitz dazu?

Wollitz Das ist – um es vorsichtig auszudrücken – schade. Die Verantwortlichen der Stadt haben sicherlich nicht damit gerechnet, dass der Verein noch einmal soweit hochkommt und schon gar nicht so rasend schnell. Jetzt soll die Grotenburg ertüchtigt werden?

Ja, eine entsprechende Vorlage kommt demnächst in den Stadtrat. Doch kommen wir noch einmal zum sportlichen. Wen haben Sie aus der aktuellen Uerdinger Mannschaft schon trainiert?

Wollitz Da sind Alexander Bittroff und Christopher Schorch zu nennen, beide in Cottbus. Bittroff stammt hier aus der Gegend, wurde in Cottbus ausgebildet und hat 2008 unter mir den Sprung zu den Profis geschafft. Bei mir spielte er zumeist links defensiv, in Uerdingen aber wohl überwiegend rechts.

Und zu KFC-Trainer Stefan Krämer gibt es auch eine besondere Beziehung?

Wollitz (lacht) Ja, das ist in der Tat so. Wir sind seit Jahren nicht nur Kollegen sondern auch Freunde, tauschen uns aus, nicht nur, bevor Stefan 2014 nach Cottbus ging. Uerdingen hat da nicht nur einen guten sondern auch sehr sympathischen Trainer. Ihm und Uerdingen wünsche ich für die Saison das Beste, außer am Samstag. Aber das wird jeder verstehen – auch Stefan.

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