Gestern Uerdinger, heute Essener Oguzhan Kefkir kennt keine Gnade, ist aber mitfühlend

Krefeld · Oguzhan Kefkir verdiente zwei Jahre lang seine Brötchen beim KFC Uerdingen, jetzt schießt er ihn regelmäßig ab. Dem zu Rot-Weiss Essen gewechselten Mittelfeldspieler gelangen beim 11:0 zwei ganz besondere Tore.

 Sandro Plechaty gratuliert dem dreifachen Torschützen Oguzhan Kefkir (links).

Sandro Plechaty gratuliert dem dreifachen Torschützen Oguzhan Kefkir (links).

Foto: Birgit Häfner

Ausgerechnet Oguzhan Kefkir! Von 2017 bis 2019 hatte der in Wuppertal geborene Deutsch-Türke das Trikot des KFC Uerdingen getragen und zählte zu jener fast schon legendären Mannschaft, die von der Oberliga in die Dritte Liga durchmarschierte. Dann wurde sein Vertrag nicht verlängert und er wechselte zu Rot-Weiss Essen. An der Hafenstraße ist er seitdem Stammspieler.

In den beiden bisherigen Spielen, in denen die Vereine seitdem aufeinander trafen, hat Kefkir jedes Mal eine Schlüsselrolle gespielt. Am 6. September 2019 musste der damalige Drittligist Uerdingen in der zweiten Runde des Niederrheinpokals bei dem Viertligisten antreten. Der schwarzhaarige Mittelfeldspieler revanchierte sich für die nicht erfolgte Verlängerung seines Vertrags und leitete mit seinem Tor den ungefährdeten 2:1-Sieg des Außenseiters ein.

Sicherlich waren seine drei Tore am Samstag beim 11:0-Erfolg nicht spielentscheidend, doch sorgte er mit zwei Treffern für besondere Momente. So erzielte er in der neunten Minute das Führungstor, das Trainer Christian Neidhart als Dosenöffner bezeichnete. Ebenso umjubelt von den Essenern war Kefkirs dritter Treffer an dem Nachmittag, mit dem er das Resultat zweistellig stellte.

Kefkir, der während der 90 Minuten keine Gnade kannte, zeigte sich nach dem Schlusspfiff aber sehr wohl mitfühlend. „Es ist traurig zu sehen, was aus Uerdingen geworden ist“, sagte er. „Der Mannschaft kann man keinen Vorwurf machen, sie gibt das Beste. Ich wünsche dem Verein wirklich nur das Beste.“

Kefkirs Worte sind nicht nur ernst gemeint, sie kommen sogar von Herzen. Doch wenn der Gegner im Fußball Mitleid hat, dann ist er eigentlich kein Gegner, sondern schlichtweg ein, zwei Nummern zu groß. Das ließ Kefkir ungewollt wenig später durchblicken, als er sagte: „Wir sind in der Lage, das Ergebnis richtig einzuordnen.“

Essens Trainer Christian Neidhart präsentierte sich ebenso professionell wie seine Mannschaft zuvor im Spiel. „Ich hatte einen Riesenrespekt vor dem Spiel, war dann aber relativ schnell ruhig“, sagte der Coach. Neidhart verzichtete auf jegliche Beileidsbekundungen. Im Gegenteil, im Lob für seine Mannschaft schwang durchaus auch eine Bemängelung des Gegners mit: „Wir haben den Ball laufen lassen, eine überragende Positionierung gehabt. Wenn du das hast, kannst du den Ball auch gut laufen lassen. Wenn der Gegner uns diese Möglichkeit gibt, so bin ich doch froh, dass wir sie genutzt haben.“

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