Ohne Neun nach Jena KFC Uerdingen steht vor einem Charaktertest

Krefeld · Die Aufstiegschance ist auf ein Minimum gesunken, jetzt kommt auch noch die Verletzungsmisere hinzu. Beim Absteiger FC Carl Zeiss Jena müssen die Uerdinger zeigen, dass sie gewillt sind, die Saison professionell zu beenden.

 Adriano Grimaldi läuft nach seinem Tor zu Trainer Stefan Krämer, dessen strahlende Augen Begeisterung signalisieren.

Adriano Grimaldi läuft nach seinem Tor zu Trainer Stefan Krämer, dessen strahlende Augen Begeisterung signalisieren.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Allzu viel war von Adriano Grimaldi in den ersten 35 Minuten im Spiel gegen den TSV 1860 München nicht zu sehen. Das wiederum konnte nicht verwundern, liegt doch eine eineinhalb Jahre lange Leidenszeit mit diversen Verletzungen hinter ihm: Sprunggelenkverletzung, Syndesmosebandriss, Muskelverletzung, Sehnenanriss, Muskelfaserriss. In den zurückliegenden drei Monaten wurde der Stürmer des KFC Uerdingen behutsam aufgebaut. Doch einiges fehlt ihm natürlich: Spielpraxis, Rhythmus, Selbstvertrauen. Und dann beweist er, dass ihm sein Torriecher nicht abhanden gekommen ist. Grimaldi steht genau da, wo ein Torjäger in der Situation stehen muss. Nach einer scharfen Hereingabe von Franck Evina drückt er den Ball über die Linie – ein Kinderspiel. Grimaldi kann es nicht fassen: Er hält die Hand vor sein Gesicht, grinst verschämt und läuft zu Trainer Stefan Krämer, der ihm vertraut und ihn aufgeboten hat. Ist das der Anfang eines Comebacks?

Grimaldi ist erst 29 Jahre alt. Er will noch ein paar Jahre Fußball spielen. Sein Vertrag beim KFC läuft noch eine Saison. Und die Uerdinger brauchen dringend einen Torjäger. Sie haben den drittschlechtesten Angriff der Liga, in 31 Begegnungen nur 36 Tore erzielt – viel zu wenig, um an der Spitze mitzumischen.

Und jetzt fallen auch noch zwei der drei Stürmer aus: Tom Boere, der nur zu Saisonbeginn durch ansprechende Leistungen und Tore überzeugt hat, erlitt ebenso einen Muskelfaserriss wie Osayamen Osawe, der seinen eigenen Ansprüchen überhaupt noch nicht gerecht geworden ist. Plötzlich ist Grimaldi wieder als Top-Stürmer gesetzt, auch wenn er in den englischen Wochen nicht über 90 Minuten auf dem Platz stehen wird.

Auf der um die beiden Stürmer verlängerten Verletztenliste stehen nun schon neun Spieler: Kapitän Jan Kirchhoff, Torhüter Lukas Königshofer, Kevin Großkreutz, Roberto Rodriguez, Rijad Kobiljar, Manuel Konrad und Hakim Guenouche. Doch geht Trainer Stefan Krämer damit gelassen um: „Das ist in der Häufung zwar doof, kann aber aufgrund des intensiven Pensums nicht wirklich überraschen. Davon abgesehen, trifft es andere genauso.“

Das hat aber zur Folge, dass der KFC sein System ändern muss und künftig nur mit einer Spitze, aber einem offensiveren Mittelfeld spielen wird. Beim Gastspiel in Jena (Sonntag, 13 Uhr) wird folglich eine veränderte Formation auflaufen. „Wir werden ein paar frische Jungs bringen“, sagt Krämer, der aber davon überzeugt ist, dass die Partie beim Absteiger alles andere als ein Spaziergang wird. „Die Mannschaft hat zuletzt Mentalität bewiesen“, sagt er und verweist auf die Resultate gegen Duisburg (1:1), Kaiserslautern (1:2) und Würzburg (2:4). Die Gastgeber, für die es quasi um nichts mehr geht, haben Charakter bewiesen, dem KFC Uerdingen steht am Sonntag ein solcher Test bevor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort