Heute vor 43 Jahren Worüber sich Paul Hahn noch heute ärgert

Krefeld · Historie Am 9. April 1977 verliert Uerdingen im Pokal-Halbfinale gegen Hertha BSC Berlin mit 0:1. Der damalige Kapitän Paul Hahn erinnert sich an das Spiel, aber auch an einen Gegner, der später sein Freund wurde.

 Es gab viele gute Zeiten: Paul Hahn (vorne links) lief in Uerdingen so manche Ehrenrunde.

Es gab viele gute Zeiten: Paul Hahn (vorne links) lief in Uerdingen so manche Ehrenrunde.

Foto: Horstmüller / Repro: Schaulandt

Am Montag dieser Woche hat die Rheinische Post an den 1:0 Sieg im Pokalhalbfinale beim 1. FC Saarbrücken vor 35 Jahren erinnert. Was nur wenige wissen, dieses Spiel markiert die bereits zweite Halbfinalteilnahme der Uerdinger. Denn heute vor genau 43 Jahren, am 9. April 1977 – ebenfalls an einem Ostersamstag – waren die Blau-Roten in diesem Wettbewerb schon einmal genauso weit gekommen.

Kapitän dieser Uerdinger Mannschaft  war Paul Hahn, der, als ihn der Anruf zu diesem Datum erreicht, bei der Antwort erst einmal daneben liegt. „Das Spiel gegen Frankfurt?“, tippt er. Nein, auch wenn dieses 6:3 nach Verlängerung eines Zweitligisten, der Uerdingen damals war, gegen den souveränen Tabellenführer der Bundesliga ebenfalls Kultstatus in der Vereinshistorie hat. Dann aber sind alle Erinnerungen sofort wieder lebendig. „Das 0:1 gegen Hertha BSC Berlin, richtig, ja? Da ärgere ich mich noch heute drüber“, sagt die mittlerweile 71-jährige Vereinsikone.

Was natürlich die Frage nach dem Warum anschließt. Und da liefert Hahn gleich mehrere Argumente. „Wir hätten das Pokalfinale erreicht. Gegner wäre der 1. FC Köln gewesen. Und dieses Finale hätte dann anstatt in Hannover wohl in Düsseldorf stattgefunden. Und das  wäre ein Fußballfest hier in der Region geworden“,  sagt Hahn. Damals fand das Endspiel noch an einem neutralen, ständig wechselnden Spielort – möglichst mittig der beiden Finalisten –statt, nicht alljährlich in Berlin.

Was den zu seiner Zeit – nach Franz Beckenbauer – wohl besten deutschen Libero aber noch mehr ärgert, ist, „dass wir in der Partie besser waren, aber an dem langen Vorstopper Uwe Kliemann und Torwart Norbert Nigbur einfach nicht vorbei gekommen sind“, erinnert sich Hahn weiter. Und er kann auch noch das spielentscheidende Tor beschreiben. „Ein absolutes Murmeltor, das auch noch ausgerechnet mein Freund Hanne  Weiner erzielt hat.“

Die Freundschaft, zu dem Abwehrspieler, der auch zwei Deutsche Meisterschaften mit dem FC Bayern München feiern konnte, entstand aber erst nach der Partie. Denn zum Ende ihrer beiden Karrieren kickten sie gemeinsam noch bei den Chicago Stings und feierten zusammen 1982 die amerikanische Meisterschaft. Auf der anderen Seite des Atlantiks dabei war auch Karl-Heinz Granitzka, der 1977 ebenfalls für Hertha in der Grotenburg dabei war. Und dann kommt Hahn noch einmal auf Hannes Weiner zu sprechen, lenkt den Blick darauf, dass es auch abseits von Corona schicksalhaftes gibt. „Seit etlichen Jahren kämpft Hannes mit Parkinson“, erzählt Hahn. Und während er diesen Satz spricht, ist die tiefe Traurigkeit in seiner Stimme unüberhörbar. Hahn weiß zu schätzen, dass er selbst noch aktiv Tennis spielen kann – mitunter immer mal wieder mit seinem alten Mannschaftskameraden Friedhelm Funkel.

Zweitligist Uerdingen hatte seinerzeit zuvor die Erstligisten Kaiserslautern, Bremen und dann auch noch Frankfurt mit Weltmeister Jürgen Grabowski aus dem Pokal geworfen. Am Ende der Saison aber stand das von Klaus Quinkert trainierte Team dann doch mit gänzlich leeren Händen da. Denn neben dem – wenn auch späten – Aus im Pokal, reichte es in der zweiten Liga Nord nur zu Platz vier – der angepeilte Wiederaufstieg in die Bundesliga wurde klar verpasst.

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