KFC Uerdingen nicht zu retten „Die Oberligasaison muss geplant werden“

Interview | Krefeld · Ilja Ludenberg kennt die Fußball-Regionalliga und auch die Oberliga wie seine Westentasche. Der langjährige Experte verrät im Interview, was der KFC Uerdingen aus seiner Sicht gut gemacht hat, was er anders gemacht hätte – und was er jetzt tun würde.

 Ilja Ludenberg, Kenner der Regional- und Oberliga und einst Stadionsprecher bei Fortuna Düsseldorf, benennt die Stärken und Schwächen der Uerdinger Vereinsführung.

Ilja Ludenberg, Kenner der Regional- und Oberliga und einst Stadionsprecher bei Fortuna Düsseldorf, benennt die Stärken und Schwächen der Uerdinger Vereinsführung.

Foto: Christof Wolff/Wolff, Christof

Ilja Ludenberg ist 52 Jahre alt und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung im Regionalliga- und Oberligabereich. Er war unter anderem weit mehr als ein Jahrzehnt für Fortuna Düsseldorf II tätig und zwei Jahre für den SV Straelen. Im Frühjahr hatte Ludenberg dem Verwaltungsrat des KFC Uerdingen seine Hilfe angeboten und eine Gruppe um sich geschart, die bereit war, die Vereinsführung zu übernehmen.

Herr Ludenberg, verfolgen Sie den KFC noch?

Ludenberg Ja, natürlich. Ich bin auch Vereinsmitglied in Uerdingen.

Sind Sie enttäuscht oder überrascht über den Verlauf der Hinrunde?

Ludenberg Weder enttäuscht, noch überrascht. Das war genauso vorauszusehen.

Was hätte denn anders laufen müssen, um wettbewerbsfähig sein zu können?

Ludenberg Im organisatorischen und wirtschaftlichen Bereich hätte man nicht viel anders machen können. Da war das Handeln der Situation angemessen.

Das klingt sehr versöhnlich.

Ludenberg Der Verwaltungsrat hat im Sommer so entschieden. Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Ein Grund, vermute ich, war meine Nähe zu Düsseldorf und die damit verbundene Fortuna-Power.  Aber das ist vorbei, das habe ich akzeptiert. Nach der Entscheidung hatte ich noch ein sehr angenehmes Gespräch mit dem Vorsitzenden Damien Raths, den ich als sehr umsichtigen Menschen kennengelernt habe. Der Vorstand macht einen absolut seriösen Eindruck, mehr ist kaum machbar.

Dennoch, was wäre mit Ihrer Gruppierung in dieser Saison denn anders gelaufen?

Ludenberg Vielleicht wären wir finanziell einen Schritt weiter, etwas breiter aufgestellt. Wir hätten versucht, das Insolvenzverfahren zu beschleunigen und aufgrund der Kontakte zum Westdeutschen Fußballverband die Entscheidung wegen des Neun-Punkte-Abzugs zu beschleunigen. Denn das schwebt wie ein Damoklesschwert über der Mannschaft. Wenn das im Februar oder März entschieden wird, ist die Saison längst gelaufen, da ist das Urteil nicht mehr relevant.

Was hätten Sie im sportlichen Bereich anders gemacht?

Ludenberg Ich hätte der Lizenzmannschaft eine professionelle Führung gewünscht. Natürlich hätten ich Patrick Schneider und Dmitry Voronov eingebunden, aber anders platziert. Der Aufbau eines Nachwuchsleistungszentrums ist ein Full-Time-Job, und das nicht für ein oder zwei Jahre, sondern so etwas vernünftig aufzubauen, das dauert ein Jahrzehnt. Und das Scouting am Niederrhein und in Holland lohnt sich immer.

Acht Punkte nach der Hinrunde – ist das nicht desaströs?

Ludenberg Die Situation ist den Möglichkeiten geschuldet. Die Hinrunde war okay, aber das reicht natürlich nicht für die Regionalliga. Patrick Schneider hat recht: es hätten ein paar Punkte mehr sein können, aber damit wäre der KFC immer noch nicht in der Nähe der Plätze, die zum Klassenerhalt notwendig sind. Dazu werden 40 Punkte benötigt, jetzt sind es acht – ohne den drohenden Punktabzug.

Am 17. Dezember könnte das Insolvenzverfahren beendet werden. Was muss dann in der Winterpause geschehen?

Ludenberg Es muss die kommende Oberligasaison geplant werden. Ich würde jeden Spieler einzeln fragen, ob er dabei ist. Sagt er ja, wird das fest gezurrt. Wer rum druckst, von dem trenne ich mich sofort. Denn es gibt genügend andere Unwägbarkeiten: Wie sieht die Oberliga aus? Nach welchem Modus wird gespielt?

Zahlt der neue Vorstand Lehrgeld?

Ludenberg Der Vorstand macht im Rahmen seiner Möglichkeiten einen guten Job. Es gibt einen Unterschied: Wir hätten eine andere finanzielle Basis gehabt und dadurch die realistische Chance, die Klasse zu halten. Das wiederum wäre ein wichtiges Signal für die Fans, Sponsoren und die Stadt gewesen.

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