Nach dem Oberligaspiel Warum der KFC Uerdingen und die SSVg Velbert so emotional reagieren
Velbert · Eigentlich ging es um nichts mehr, lediglich um drei Punkte, die beide tabellarisch nicht brauchten. Und dennoch wollten sie ausgerechnet diese drei Zähler unbedingt haben. Entsprechend emotional reagierten sie.
Die Fans waren völlig aus dem Häuschen. Sie feierten den 1:0-Sieg des KFC Uerdingen beim Spitzenreiter SSVg Velbert, als hätten sie diesen vom Thron gestürzt. Das war natürlich nur Wunschdenken, denn die Blau-Roten sind Tabellensiebter und stehen 18 Punkte hinter Velbert. Das hielt die Fans aber nicht davon ab, den Sieg auf der Tribüne sogar mit einer Polonaise zu feiern. Was sind die Gründe für diese völlig überzogene Reaktion?
Auf der anderen Seite regaierte Velberts Trainer Dimitrios Pappas dünnhäutig, dabei hätte der 43-Jährige doch angesichts des tabellarischen Vorsprungs, der dem Klub nur noch theoretisch zu nehmenden Meisterschaft und des damit verbundenen Aufstiegs in die Regionalliga gute Gründe gehabt, souverän mit der Niederlage umzugehen. Stattdessen sprach er von einem verfehlten Ziel und machte den Schiedsrichter mitverantwortlich. „Wir wollten eine bessere Rückrunde spielen als die Hinrunde. Das ist uns bis jetzt nicht gelungen“, sagte er. „Wir haben die gleiche Punktzahl wie in der Hinrunde.“ Dabei schwang in seinen Worten etwas Überhebliches mit. Er beklagte vergebene Chancen und einen Fehler in der Defensive – und: „Dann waren es zwei klare Elfmeter, die wir nicht bekommen haben.“ Dabei war eines völlig klar: Die Aktion von KFC-Torhüter Robin Udegbe war hundertprozentig sauber. Aber auch hier drängt sich die Frage auf: Warum wurde auch auf der anderen Seite derart emotional reagiert?
Weil es so etwas wie das heimliche Endspiel war. Velbert ist die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen, für den KFC geht es nur noch um einen versöhnlichen Saisonabschluss. Dabei hatten fast alle erwartet, dass diese beiden Teams um die Meisterschaft kämpfen. Der Kampf ist aufgrund Uerdinger Unpässlichkeiten ausgeblieben. Aber der KFC wollte und konnte nicht nur beweisen, dass er mit dem designierten Meister auf Augenhöhe ist, sondern – zumindest im direkten Vergleich – besser. Drei Niederlagen hat die SSVg in dieser Saison kassiert, zwei davon gegen den KFC. Der darf sich natürlich über den Erfolg freuen, muss sich aber zugleich darüber ärgern, wenn er bedenkt, was in dieser Saison möglich gewesen wäre.
„Wir wollten hinten die Null haben und wussten, dass wir Chancen bekommen“, sagte Torschütze Alexander Lipinski. „Wir haben im Kollektiv gekämpft und uns und die Fans belohnt. Das waren wir ihnen seit Wochen schuldig. Es war wichtig, aber nur ein Spiel. Wir müssen jetzt jedes Spiel so angehen wie heute.“