Denkwürdige Analyse Uerdingens Trainer Stefan Krämer stellt sich an den Pranger

Krefeld · Nach der 0:4-Heimschlappe des KFC Uerdingen stellt Trainer Stefan Krämer nicht nur seiner Elf ein schlechtes Zeugnis aus, sondern auch sich selbst. Es klingt nach Abschied, doch Präsident Mikhail Ponomarev zögert noch.

 Nicht mehr zum Hinsehen: Trainer Stefan Krämer (links) und Co-Trainer Stefan Reisinger.

Nicht mehr zum Hinsehen: Trainer Stefan Krämer (links) und Co-Trainer Stefan Reisinger.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Es war so ein Abend, an dem beim KFC Uerdingen aber auch gar nichts stimmte – hinten nicht und vorne nicht; dann kam auch noch Pech dazu; und schließlich gab es nach der 0:4-Niederlage gegen den SV Wehen Wiesbaden noch etwas überaus Erstaunliches. Doch der Reihe nach.

Stefan Velkov hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt und Christian Dorda stand ihm nicht viel nach. Der 23 Jahre alte Bulgare, der im Sommer vom FC Den Bosch geholt wurde, war völlig indisponiert und sah bei gleich drei Gegentoren schlecht aus. Beim 0:1 stieg er nicht zum Kopfball hoch und ließ seinen Gegenspieler ebenso gewähren wie beim 0:2, wo er die Flanke nicht verhinderte. Beim 0:3 stand Dorda erst viel zu weit vom Gegner entfernt und verschlief es dann auch noch, ihn zu attackieren. Beim 0:4 verhinderte Christian Kinsombi die Hereingabe nicht und Velkov sowie Dorda schauten beim allerdings auch sehenswerten Fallrückzieher zu.

In der Offensive, die gut begonnen hatte, erlahmten die Bemühungen mit jedem Gegentor zusehends. Dabei hatten die Uerdinger auch zwei Mal Pech. Zunächst erkannte der Unparteiische nicht das Foul an Osayamen Osawe, dem somit der fällige Elfmeter verwehrt blieb, der stattdessen aber bereits nach einer Viertelstunde erneut verletzt ausschied. Und kurz vor der Pause hatte Gustav Marcusson Pech bei einem Distanzschuss, der an den Pfosten ging. Das kann aber nicht über die insgesamt schwache und enttäuschende Vorstellung des KFC hinweg täuschen.

Bitter auch, dass nicht nur Osawe, der erstmals nach zweimonatiger Verletzungspause wieder auf dem Platz stand, ausschied, sondern auch Kolja Pusch in der Schlussminute mit einer Platzwunde und Gehirnerschütterung das Feld verließ. Auch die körperliche Unversehrtheit von Tim Albutat, der angeschlagen ins Spiel gegangen war, nahm weiteren Schaden. Vermutlich steht keiner von ihnen für das nächste Spiel am Samstag beim MSV Duisburg zur Verfügung.

Hatten die wenigen Zuschauer im Stadion und die Mehrheit am Fernseher Erstaunliches zu sehen bekommen, so war für sie der abenteuerliche Abend damit noch nicht beendet, denn sie bekamen noch Verwunderliches zu hören.

„Was ich meiner Mannschaft komplett vorwerfen muss: Das Umschaltverhalten nach Ballverlust war einfach nicht drittligawürdig“, sagte Trainer Stefan Krämer. „Bei Ballbesitz, das war alles okay, das war sauber und auch vernünftig aufgespielt. Aber was wir uns geleistet haben an Abständen und Umschaltverhalten, das war einfach zu schlecht, das kann man sich gegen so einen guten Gegner nicht erlauben.“

Nachdem er seine Spieler völlig zurecht kritisiert hatte, übte Krämer in einer nicht alltäglichen Form Selbstkritik, was vor allem in dieser Deutlichkeit ungewöhnlich ist: „Der Hauptfaktor in dieser Situation war ich. Ich habe ein bisschen den falschen Plan für das Spiel entwickelt. Ich habe auf mehreren Positionen für heute leider nicht die richtigen Jungs ausgewählt. Und deshalb geht die Niederlage und auch die Höhe der Niederlage komplett auf meine Kappe, die Jungs sind da außen vor. Die haben, zumindest in der Offensive, nur gemacht, was wir besprochen hatten. Beim Spiel gegen den Ball müssen sie sich natürlich selber hinterfragen, das werden wir auch in aller Offenheit und Schärfe ansprechen. Aber der das Ding vorgibt, das bin ich, also bin ich auch derjenige, der die Verantwortung für diese Niederlage trägt. Das ist meine Mannschaft und deshalb geht das Ding auch auf meine Kappe.“

Einer Krisensitzung unmittelbar nach dem Spiel folgte eine weitere am Mittwoch nach dem Training. Kostenpflichtiger Inhalt Präsident Mikhail Ponomarev wollte all die Worte in seinem Herzen wiegen und darüber einmal schlafen. Und er tat es auch noch ein zweites Mal. Die Mannschaft sollte sich solch ein Spiel naber nicht ein zweites Mal leisten.

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