KFC hofft auf den Torjäger Levan Kenias schmerzhafte Leidenschaft
Krefeld · Der 31 Jahre alte, ehemalige Nationalspieler kann es nicht lassen: Er schindet seinen angeschlagenen Körper erneut – erstmals allerdings nicht, um Titel zu gewinnen, sondern den Klassenerhalt zu erreichen.
Als Levan Kenia am Sonntagmorgen aus dem Bett aufsteht, spürt er wieder diese Schmerzen. Verwundert ist er darüber nicht, schließlich hat er erstmals seit dem 7. März 2020 wieder eine Halbzeit Fußball gespielt – damals für den FC Saburtalo in seinem Geburtsland Georgien, diesmal für den KFC Uerdingen. Aber es sind nicht die normale Schmerzen, die ein Muskelkater nach langer Zeit sportlicher Passivität verursacht, sondern es sind die Beschwerden nach vielen Verletzungen, die ihn eigentlich dazu bewogen hatten, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. „Erst hatte ich mehrere Operationen an Sprunggelenk und Hüfte, dann kam Corona – das war Grund genug, als Aktiver aufzuhören“, sagt er. Zumal sein letzter Versuch eines Engagements gescheitert war: beim KFC Uerdingen. Im Sommer 2020 hatte er bei dem damaligen Drittligisten mittrainiert, doch zur Verpflichtung war es nicht gekommen; Heinz Mörschel hatte den Vorzug erhalten.
Im Sommer 2021 aber klappte es. Levan Kenia kam zum KFC – als Co-Trainer. Der damalige Trainer Dmitry Voronov, inzwischen zum Technischen Leiter ernannt, holte den 31 Jahre alten, ehemaligen Nationalspieler, der in 29 Länderspielen vier Tore für Georgien erzielte, an seine Seite. „Wir sind seit vielen Jahren befreundet“, erzählt Kenia. „Dmitry war mein Berater, als ich zu Fortuna Düsseldorf ging.“ Das war 2013. Seitdem besteht der Kontakt.
Doch warum gibt er nun seinen Job als Co-Trainer auf? Warum will er wieder spielen, auf Torejagd gehen und sich quälen? „Weil Fußball meine Leidenschaft ist“, sagt er. „Ich habe ein paar Mal mittrainiert und gesehen, dass ich der Mannschaft helfen kann, auch wenn es vielleicht nur für 30 oder 45 Minuten reicht. Ich muss sehen, wie das meine Gesundheit mitmacht.“
Einen Vorgeschmack hat er bekommen und verspürt, wie es sich anfühlt. Doch davon will er nichts wissen: „In Oberhausen haben wir auf Kunstrasen gespielt, das ist natürlich nicht gut für mich. Aber die Schmerzen sind nach jedem Spiel da. Dann brauche ich ein, zwei Tage Ruhe, dann geht es wieder. Das kenne ich seit Jahren.“ Eine Leidenschaft, die Leiden schafft.
Und das, bei dem Verein, in der Mannschaft, in dieser Situation. „Ja, das ist auch für mich neu“, gesteht Kenia. „Ich habe sonst immer in Mannschaften gespielt, wo es um Titel ging. Es ist für mich das erste Mal, dass ich mit im Abstiegskampf stecke. Das ist sehr schwer, zumal ich jetzt gleich doppelt Verantwortung trage: als Spieler und Co-Trainer.“
Die Lage des KFC Uerdingen scheint bei neun oder gar 18 Punkten Rückstand – je nachdem wie hoch der Punktabzug wegen der Insolvenz ausfällt – schier aussichtslos. „Wir dürfen nicht auf den Punktestand gucken und die Köpfe nicht hängen lassen. Jedes Spiel ist für uns ein Endspiel. Wir müssen am 22. Januar, wenn es weitergeht, topfit sein und alles investieren. Punkte sammeln ist jetzt das A und O.“
Dass die Uerdinger so schlecht da stehen, verwundert ihn allerdings nicht. „Wir waren im Sommer 25 Neue. Es war also nicht so, dass zehn hinzu kamen und 15 schon da waren, wie es oft vorkommt. Das war ganz schwer.“ Aufgeben ist für ihn aber keine Option, vielmehr hat er klare Forderungen: „Fitness verbessern, ebenso das Passspiel, die Chancenverwertung und die Abläufe. Außerdem müssen wir das Selbstvertrauen erarbeiten und stärken. Wir werden alles versuchen, um den Klassenerhalt zu erreichen: für die Fans, den Verein und die Stadt. Und dann werden wir sehen, was dabei heraus kommt.“