KFC in der Regionalliga-Relegation DFB lässt Grotifant nachsitzen

Krefeld · Sechs Fußball-Regionalligisten, darunter fünf ehemalige Bundesligisten, kämpfen um den Aufstieg in die Dritte Liga. Der KFC Uerdingen muss sein Heimspiel gegen Waldhof Mannheim am Donnerstag in Duisburg austragen.

 Zum Spiel in Duisburg werden 20.000 Zuschauer erwartet.

Zum Spiel in Duisburg werden 20.000 Zuschauer erwartet.

Foto: Samla

Im Fußball ist es eigentlich ganz selbstverständlich, dass der Meister einer niedrigeren Klasse in die nächsthöhere Liga aufsteigt. Es gibt indes eine Ausnahme: die Regionalliga. Das empfindet die überwältigende Mehrheit als schrecklich ungerecht, weshalb der Deutsche Fußball-Bund (DFB) schon seit Jahren an einer Reform arbeitet. So balgen sich auch jetzt wieder sechs Mannschaften, darunter fünf ehemalige Bundesligisten, um die drei Aufstiegsplätze zur Dritten Liga. Die Paarungen, die ausgelost wurden, erinnern an die guten alten Fußball-Zeiten: KFC Uerdingen - SV Waldhof Mannheim, 1. FC Saarbrücken - 1860 München und Weiche Flensburg - Energie Cottbus.

Gleich drei der sechs Vereine können ihr Heimspiel nicht zu Hause bestreiten. In Uerdingen genügt die altehrwürdige Grotenburg, die zuletzt 1987 auf Vordermann gebracht wurde, nicht mehr heutigen Sicherheitsvorschriften, so dass der KFC am Donnerstag (19 Uhr) nach Duisburg ausweichen muss. Ähnlich ist es in Flensburg, so dass Weiche ins 90 Kilometer entfernte Kiel umzieht. Und in Saarbrücken wird der Ludwigspark umgebaut, so dass die Begegnung in Völklingen ausgetragen wird. Die Spiele in Mannheim, München, Cottbus und Völklingen waren binnen weniger Tage ausverkauft, in Uerdingen waren die aus Mannheim zur Verfügung gestellten 3.000 Karten innerhalb weniger Stunden vergriffen. In Duisburg werden morgen knapp 20.000 Zuschauer erwartet.

Investor Ponomarev will den KFC in die Zweite Liga führen

Die Begeisterung, die derzeit in Uerdingen herrscht, ist größer als beim letzten Bundesligaaufstieg vor einem Vierteljahrhundert. Der russische Investor Mikhail Ponomarev, ehemals Gesellschafter des englischen Premier League-Klubs AFC Bournemouth und des Eishockeyvereins Düsseldorfer EG, hat den Aufbruch in Krefeld bewirkt. Der Unternehmer, der vor einem Jahr auch zum KFC-Präsidenten gewählt wurde, will den Klub innerhalb von vier Jahren in die Zweite Liga führen. Dabei scheut er weder Kosten noch Entscheidungen.

Weil der Wintermeister mit einer überragenden Abwehr (elf Gegentore in 19 Spielen) zu wenig Tore schoss (21), wurde im Januar Maximilian Beister geholt. Und als der Start im neuen Jahr mit drei Unentschieden holprig verlief, musste Trainer Michael Wiesinger beim damaligen Tabellenzweiten gehen. Stefan Krämer übernahm das Amt. Unter seiner Führung blühte die Mannschaft auf, feierte eine traumhafte Serie und wurde Meister. Unter Krämer holte der KFC 34 von 36 möglichen Punkten bei 41:7 Toren und feierte zuletzt zehn Siege in Folge.

Mit dem sportlichen Erfolg hat der Klub aber nicht nur die Konkurrenz, sondern auch die Politik geschockt. So musste die Stadt Krefeld eingestehen, dass sie das altehrwürdige Stadion Grotenburg drei Jahrzehnte hat verkommen lassen. Zwei Millionen Euro müssen investiert werden, um künftig in der Regionalliga spielen zu dürfen, neun Millionen sind notwendig, um in der Dritten Liga auflaufen zu können - wohlgemerkt, damit das Stadion den Sicherheitsvorschriften genügt, nicht etwa heutigen modernen Standards.

„Wir hatten zuletzt zehn Endspiele“

Der KFC ist in der Grotenburg seit 39 Spielen ungeschlagen. Dass dem Verein durch den Umzug nach Duisburg der Heimvorteil jetzt genommen wird, nimmt Krämer gelassen: "Es war unser Wunsch, in der Grotenburg zu spielen, aber das ist jetzt kein Thema mehr. Da würden wir nur Energie verschießen. Ob wir auf dem Parkplatz spielen oder der Rheinwiese - wir sind bereit." Die Chancen in den beiden Spielen sieht er verteilt: "Dass sind Profi-Mannschaften, die mit Zweit- und Drittligaspielern gespickt sind. In zwei Endspielen ist alles möglich." Allerdings sieht er seine Schützlinge bestens gerüstet, weil sie bewiesen haben, dass sie mit Druck umgehen können. "Wir hatten zuletzt zehn Endspiele. Hätten wir nur ein einziges Spiel nicht gewonnen, wären wir nicht Meister geworden."

Die Mannheimer sind relegationserfahren und hätten gerne auf diese Erfahrungen verzichtet. Sie kämpfen zum dritten Mal in Folge um den Aufstieg. Vor zwei Jahren scheiterten sie an den Sportfreunde Lotte, im Vorjahr nach zwei torlosen Begegnungen gegen Meppen im Elfmeterschießen. "Aller guten Dinge sind drei", sagt Waldhofs Trainer Bernd Trares trotzig. Davon lassen sich die Uerdinger nicht beeindrucken. "Wir wollen nicht wie Elversberg oder Viktoria Köln jahrelang um den Aufstieg kämpfen, sondern durchziehen", sagt KFC-Geschäftsführer Frank Strüver, von Beruf Unternehmensberater und als Dozent für Wirtschaft und Recht an der Hochschule für Ökonomie und Management in Essen tätig. Schließlich sind die dritte und vierte Liga nicht rentabel.

Auf dem Weg zu einer Reform in puncto Drittliga-Aufstieg ist der DFB bislang nur ein Schrittchen voran gekommen. So gibt es 2019 vier Aufsteiger, was angesichts von fünf Landesverbändern noch keine Lösung ist. Die Meister der Regionalligen Nordost und Südwest stehen als Aufsteiger fest. Die Regionalliga West hatte Losglück und stellt den dritten Direktaufsteiger. Der vierte wird dann in zwei Relegationsspielen zwischen den Meistern der Regionalligen Nord und Bayern ermittelt.

Im Jahr 2020 steigen dann die Meister aus Südwest, Bayern und Nord direkt auf, West und Nordost bestreiten die Relegationsspiele. Und bis zum Jahr 2021 will der DFB dann auch endlich eine zufriedenstellende, praktikable Aufstiegsregelung erarbeiten.

In diesem Jahr scheinen zwei der drei Partien völlig offen. Lediglich Energie Cottbus ist gegen Weiche Flensburg eindeutig in der Favoritenrolle. Derweil werden in Uerdingen und München Erinnerungen besonderer Art wach. Die beiden Vereine hätten nichts dagegen, wenn es so wäre wie 1994: Da wurde der gemeinsame Aufstieg gefeiert - allerdings in die Bundesliga.

(ths)
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