Ein Riss geht durch Familien und Gruppen Für 90 Minuten ruht die Freundschaft

Düsseldorf · Das gilt nicht nur für den Uerdinger Spieler Kevin Großkreutz, der aus seiner Liebe zu Borussia Dortmund keinen Hehl macht. Auch unter den Zuschauern gibt es Familien und Gruppen, deren Sympathien unterschiedlich verteilt sind.

Gruppenbild vor dem Spiel.

Gruppenbild vor dem Spiel.

Foto: Heinrich Löhr

Es war schon ein ziemlicher Riss, der durch die Familie Klein ging, als Borussia Dortmund als Uerdingens Gegner in der ersten Runde des DFB-Pokals gezogen wurde. Vater Karl-Heinz 58 Jahre alt, ist so etwas wie ein KFC-Urgestein, geht er doch seit 1975 zu den Spielen der Blau-Roten. Auch Ehefrau Ursula sympathisiert mit dem Krefelder Verein.

Anders sieht es bei den Kindern Stefan (24) und Christina (22) aus, die beide neben dem blau-roten auch noch ein blau-weißes Schalker Herz haben, das aber gestern Abend ausgeschaltet war.

Vollends kompliziert wird die Sache, wenn jetzt Hagen Middeldorf, der 23-jährige Freund von Christina ins Spiel kommt – ein Schwarz-Gelber, aber Dortmunder, nicht Krefelder. „Egal, wie die Partie ausgehen wird, meine Liebe zu Dir wird das nicht erschüttern“, sagt die angehende pharmazeutisch-technische Assistentin und schaut den Medizinprodukteberater liebevoll an.

Insgesamt neun Personen umfasst die Gruppe, die sich am Freitagabend von Moers-Holderberg, zwei Kilometer nördlich der Stadtgrenze Krefelds gelegen, nach Düsseldorf aufgemacht hat. Und in der haben die BVB-Anhänger das nummerische Übergewicht. Denn Nechoma Ruffing (22) und Marius Görge (25), beides Studienkollegen von Stefan sind ebenfalls Dortmund-Anhänger. Kleins Hausnachbarn in Moers Jörg Bruckhaus (53) und seine Mutter Rosi (78) komplettieren die BVB-Fraktion. Fünf zu vier heißt es also bei Schwarz-Gelb gegen Blau-Rot.

„Da sind wir dabei, das ist doch wohl klar“, sagte Mutter Rosi, als sie auf den gemeinsamen Spielbesuch angesprochen wurde. Friedlich vereint traf sich nach der Partie die gesamte Truppe dann in Kalles Bierhütte, im Garten der Familie Klein. Es gab schließlich einiges zu besprechen, wurde die Partie noch einmal durchdiskutiert.

Zum Spiel gegangen ist auch der Düsseldorfer Ralf Werthmann. Der gelernte Koch betreibt in Krefeld eine Kantine, verfolgt von daher das Krefelder Fußballgeschehen – auch wenn er aus seiner Liebe zur Düsseldorfer Fortuna kein Geheimnis macht. „Als wir gehört haben, dass Assani Lukimya, den wir aus seiner Zeit in Düsseldorf noch in bester Erinnerung haben, trotz seiner Sperre in der Liga spielen darf, haben mein Sohn und ich uns zum Besuch entschieden“, berichtet der 61-jährige.

Wie Fußball verbinden kann, zeigt der 44-jährige Sascha Raddatz, der im Seniorenwohnheim Comunita Krefeld auf der Moerser Straße lebt und bekennender Dortmundfan ist. „Kann ich bitte zum Spiel“, fragte er, und auch wenn seine Betreuer Melanie Kaiser und Dominik Gottschaldt glühende KFC-Fans sind, war der gemeinsame Besuch Ehrensache. „Fußball verbindet halt“, sagt Melanie Kaiser.

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