Beim 0:4 in Kaiserslautern Die Taktik von Uerdingens Trainer Stefan Krämer floppt

Krefeld · Der Coach stellt sich schützend vor seine Spieler, denen es an körperlicher und geistiger Frische fehlt. Sie sind viel zu langsam, lassen sich klassisch auskontern, verlieren beim 1. FC Kaiserslautern mit 0:4 und blicken nun nach unten.

 Der Uerdinger Edvinas Girdvainis packt zwar zu, doch Christian Kühlwetter war nicht zu halten.

Der Uerdinger Edvinas Girdvainis packt zwar zu, doch Christian Kühlwetter war nicht zu halten.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Mikhail Ponomarev hatte sich auf den Weg in die Pfalz gemacht. Das ist nicht selbstverständlich, denn während der Präsident des KFC Uerdingen auf der Tribüne Platz nahm, zogen es gleich sechs von ihm finanzierte Topverdiener vor, den Nachmittag daheim auf der Couch zu verbringen und ihre Wehwechen zu pflegen: Kevin Großkreutz, Osayamen Osawe, Jan Kirchhoff, Adriano Grimaldi, Tom Boere und Lukas Königshofer. Da sich darunter auch alle drei Torjäger befinden, stellt sich Trainer Stefan Krämer vor jedem Spiel die Frage, wen er in der Spitze aufbieten soll? Diesmal entschied er sich für Franck Evina und Christian Kinsombi. Doch ganz egal, wen er in den Sturm stellt: Es mangelt an Durchschlagskraft und Torgefahr. Das war bei der 0:4-Schlappe beim 1. FC Kaiserslautern nicht anders.

Trainer Krämer hatte sich aber noch etwas anderes einfallen lassen: Er setzte erstmals in dieser Saison auf eine Dreierkette und wollte mit zwei hoch stehenden Außen viel Druck auf den Gegner machen. Das klappte, was den Ballbesitz betrifft. Die Uerdinger waren spielbestimmend, drückend überlegen. Doch sie kamen kaum einmal gefährlich vor das Tor der Pfälzer.

In einem anderen, spielentscheidenden Punkt, funktionierte das taktische Konzept aber überhaupt nicht. Die Mannschaft vergaß völlig, dass auch nach hinten gearbeitet werden muss. Die Spieler waren in der Rückwärtsbewegung viel zu langsam, trabten zurück, sodass die wieselflinken Stürmer der Gastgeber ein ums andere Mal allein auf das Tor zu liefen. Beim frühen Führungstor musste Edvinas Girdvainis einrücken, so dass in seinem Rücken Florian Pick völlig frei stand, weil Boubacar Barry nicht rechtzeitig zurück gekommen war.

Das taktische Konzept war spätestens nach einer Viertelstunde dahin, als Dominic Maroh mit einer Zerrung ausschied und Krämer wieder auf eine Viererkette umstellen musste. Dem zweiten Gegentreffer kurz vor der Pause ging ein Fehlpass von Dennis Daube im Mittelfeld voraus. In der Schlussphase schraubten die Lauterer mit zwei weiteren Kontern das Ergebnis hoch. Die Niederlage fiel allerdings am Ende etwas zu hoch aus.

„Die Niederlage nehme ich auf meine Kappe“, sagte Krämer. „Wir wollen hier ganz bewusst Fußball spielen und offensiv auftreten. Deshalb haben wir eine Dreierkette gestellt und zwei sehr hohe Außen. Aber vorne fehlte uns die Durchschlagskraft, und dann darf man sich nicht solche Fehler leisten.“ So hatten die Roten Teufel, die bereits das Hinspiel mit 3:0 gewonnen und dabei ihre Konterstärke eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatten, leichtes Spiel.

„Wir wussten, dass Lautern mit die stärkste Umschaltmannschaft ist“, meinte Uerdingens Torhüter René Vollath, der nur fünf Schüsse auf sein Tor bekam und dabei vier Mal den Ball aus dem Netz holen musste. „Wir schalten zu schlecht um, waren aber keine vier Tore schlechter als der Gegner. Heute haben wir uns sehr schlecht verhalten.“

Wochen und Monate durften die Uerdinger nach oben schielen. Nach sechs Begegnungen ohne Sieg müssen sie nun nach unten blicken. Akut ist die Gefahr noch nicht, aber den einen oder anderen Punkt sollten sie noch holen.

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