Europapokal-Rückspiel 1986 Als der KFC gegen Atletico Madrid verlor

Krefeld · Am 16. April vor 34 Jahren verlor Uerdingen im Halbfinal-Rückspiel des Europapokals gegen Atlético Madrid. Das Hinspiel hatten die Krefelder nur knapp mit 0:1 verloren und noch immer große Hoffnungen aufs Finale.

 Wimpeltausch: Matthias Herget (links) und Miguel Ángel Ruiz vor den Augen von Schiedsrichter Neil Midgleý.

Wimpeltausch: Matthias Herget (links) und Miguel Ángel Ruiz vor den Augen von Schiedsrichter Neil Midgleý.

Foto: Brass

In diesen Tagen blicken die Menschen gerne zurück, erinnern sich an schöne und auch spannende Momente – besonders im Sport. Die Rheinische Post hat dies in den zurückliegenden Wochen in loser Form auch immer wieder getan. Heute soll der Blick 34 Jahre zurückgehen, auf den Tag, an dem in der Grotenburg im Halbfinalrückspiel gegen Atlético Madrid die erste Uerdinger Europapokalsaison endete.

Eigentlich waren an jenem 16. April 1986 die Weichen für den Weg ins Finale gestellt. Die Grotenburg-Kampfbahn war restlos ausverkauft. Die ARD übertrug das Spiel live. Die Erwartungen waren riesengroß. Uerdingen begann das Spiel sehr stürmisch. Schon in der zweiten Spielminute erarbeitete sich die Mannschaft die erste Großchance. Nach einer Flanke von Dietmar Klinger verpassten Wolfgang Schäfer und Larus Gudmundsson nur knapp. Atlético-Keeper Angel konnte den Ball erst im Nachfassen unter Kontrolle bekommen. Nach elf Minuten spielte Wolfgang Funkel mit einem klugen Pass Rudi Bommer frei. Der scheiterte aus vier Metern am glänzend aufgelegten Angel.

In der 15. Minute dann der Schock für Uerdingen. Nach einer Ecke der Spanier spielte der sonst so zuverlässige Michael Dämgen völlig unnötig den Ball mit der Hand. Schiedsrichter Midgley aus England zeigte sofort auf den Punkt: Elfmeter für Madrid. Rubio ließ sich diese Chance nicht nehmen und verwandelte sicher zum überraschenden 0:1.

Atlético präsentierte sich als technisch starke Kontermannschaft und legte eine harte Gangart hin. Immer wieder versuchten die Spanier mit versteckten Fouls, die Gastgeber aus dem Konzept zu bringen. Schiedsrichter Midgley ließ sehr viele Aktionen ungeahndet. Selbst eine kleine Prügelei zwischen Mathias Herget und Prieto übersah der Referee großzügig. In der 28. Minute der nächste Nackenschlag für die optisch überlegenen Uerdinger. Regisseur Landaburu spielte Cabrera frei, der enteilte Herget und vollstreckte zum 0:2 gegen den chancenlosen Werner Vollack.

Atlético spielte in der Folge abgeklärt. Immer wieder tappte Uerdingen in die Abseitsfalle. So blieb zur Halbzeit nur die Hoffnung auf ein erneutes Wunder. „Ein hektisches Spiel. Der 2:0-Vorsprung der Spanier ist tödlich“, resümierte Tribünengast Franz Beckenbauer in der Halbzeitpause. „Dabei hätte es auch 2:0 für Uerdingen stehen können“, trauerte der „Kaiser“ den beiden Großchancen aus der Anfangsphase nach.

Uerdingen versuchte in der zweiten Halbzeit nochmal alles, hatte aber bei seinem Sturmlauf einfach kein Glück. Peter Loontiens vergab freistehend (47.) und Gudmundsson traf nur den Pfosten (50.). In der 54. Minute kam noch einmal Hoffnung auf. Herget, zu jener Zeit auch Libero der Nationalmannschaft, machte seinem Ruf als Freistoßspezialist erneut alle Ehre. Aus 21 Metern zirkelte er das Leder über die Mauer in die Maschen zum 1:2. Nur vier Minuten später begrub Julio Prieto mit seinem Tor zum 1:3 endgültig die Uerdinger Hoffnungen. Fortan wurde das Spiel immer ruppiger. Der Frust über das sich anbahnende Ausscheiden sorgte dafür, dass die Spanier in der Folge die Quittung für ihre harte Spielweise bekamen. So packte der sichtlich genervte Vollack den Madrilenen Rubio am Schopf und schüttelte ihn ordentlich durch. Aber selbst von dieser Szene ließ sich der englische Referee nicht aus der Ruhe bringen. In der 63. Minute konnte Gudmundsson noch auf 2:3 verkürzen. Bei diesem Spielstand blieb es bis zu Abpfiff. In den beiden Spielen hatte sich nicht die bessere, aber die merklich erfahrenere Mannschaft durchgesetzt. „Das zweite Tor hat uns das Genick gebrochen“, trauerte Trainer Kalli Feldkamp dem unglücklichen Spielverlauf nach. „Wir sind zu schnell in die Konter gelaufen“, analysierte Rudi Bommer nach dem Schlusspfiff.

Im Endspiel in Lyon traf Atlético dann auf Dynamo Kiew. Die Truppe um Altstar Oleg Blochin und Europas Fußballer des Jahres 1986 Igor Belanov ließ den Spaniern keine Chance und gewann deutlich mit 3:0.

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