Geisterspiele oder Saisonabbruch? Kein Königsweg in Liga drei

Krefeld · Geisterspiele oder Saisonabbruch – eine ideale Lösung der daraus resultierenden Probleme gibt es einfach nicht. Eine Spurensuche nach dem kleineren Übel.

 Gibt es demnächst auch so genannte Geisterspiele in der 3. Liga?

Gibt es demnächst auch so genannte Geisterspiele in der 3. Liga?

Foto: dpa/Jonas Güttler

Es gibt Situationen, die erscheinen aussichtslos. Egal, welche Entscheidung getroffen wird, sie ist unbefriedigend. Und doch müssen Entscheidungen getroffen werden. Zum Beispiel die, ob in der 3. Liga – vorausgesetzt die Politik stimmt dem zu – die Saison mit Geisterspielen beendet werden soll.

Die Meinungen dazu gehen extrem weit auseinander. Diese Frage spaltet die Liga. Obwohl alle 20 Vereine gemeinsam mit dem Deutschen Fußball Bund (DFB) ein klares Statement abgegeben haben („Ziel der 3. Liga ist es weiterhin, die Saison 2019/20 fortzusetzen und zu einem sportlichen Ende zu bringen“), scheren nun einige aus.

Klar ist, dass eine Fortsetzung allenfalls mit Geisterspielen möglich wäre. Mit diesem Gedanken könnten sich womöglich alle arrangieren, wenn es einen Solidarfonds gäbe, mit Hilfe dessen die fehlenden Zuschauereinnahmen kompensiert werden könnten. Den gibt es aber bislang nicht. Das hat zur Folge, dass die Vereine wie der 1. FC Kaiserslautern, die hohe Zuschauereinnahmen eingeplant haben und darauf angewiesen sind, ohne diese wirtschaftlich kaum überleben könnten. Schließlich wäre die Kurzarbeit der Spieler beendet, die Kosten wieder bei einhundert Prozent. Solche Vereine plädieren wahrscheinlich für einen Saisonabbruch, der jedoch überaus folgenreich wäre.

Andere wiederum wie Hansa Rostock oder TSV 1860 München wollen spielen, um so Fernseh- und Sponsoreneinnahmen zu retten. Zudem geben sie zu bedenken, dass es möglicherweise auch in der kommenden Saison – zumindest in der Hinrunde – nur Geisterspiele geben wird, so dass das Problem von Dauer und weiterhin ungelöst wäre.

Ein Saisonabbruch wäre in vielerlei Hinsicht schwierig – zunächst einmal aus sportlicher Sicht den Auf- und Abstieg betreffend. Natürlich wäre es möglich, wie vom Uerdinger Kevin Großkreutz vorgeschlagen, dass die derzeit auf den Plätzen eins bis drei der Tabelle stehenden Vereine aufsteigen und dass es keine Absteiger gibt. Dass die Liga aufgrund der Regionalliga-Aufsteiger größer würde, wäre das geringste Problem, denn die Anzahl könnte in den folgenden ein, zwei Jahren wieder reduziert werden.

Einer solchen Regelung müssten allerdings alle Vereine zustimmen und sich schriftlich verpflichten, nicht dagegen zu klagen. Dass Vereine, die sich noch gute Chancen auf den Aufstieg in die 2. Liga ausrechnen, sich auf eine solch unsportliche Weise einlassen und dem zustimmen, scheint allerdings unwahrscheinlich.

Doch selbst wenn die Vereine einem Saisonabbruch zustimmen würden – oder wenn es keine Genehmigung von Geisterspielen seitens der Politik für die 3. Liga gäbe – so wären die mannigfaltigen Probleme nicht gelöst. Zum Beispiel die Frage, ob in einem solchen Fall aufgrund der nicht mehr gegebenen Geschäftsbasis Spielerverträge fristlos gekündigt werden könnten. Das wiederum käme den Vereinen entgegen, würde für eine Spielerschwemme auf dem Markt sorgen und einen Sturz der Gehälter zur Folge haben.

Und was wäre mit den Stadien und Trainingsgeländen? Der KFC Uerdingen zahlt allein 1,6 Millionen Euro pro Saison dafür, dass er seine Heimspiele in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena austragen kann. Die Geschäftsgrundlage würde entfallen und ein weiteres Loch in der Stadtkasse hinterlassen. Abgesehen von diesem speziellen Fall wäre das überall so, wo die Vereine nicht Eigentümer des Stadions und des Trainingsgeländes sind.

Einige Probleme wurden hier aufgezeigt, doch sind sie wahrscheinlich noch vielfältiger und komplexer. Eine mögliche Exit-Strategie in Bezug auf die 3. Liga ist schwierig, muss aber schon jetzt bedacht werden, unabhängig davon, wie die Politik entscheidet.

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