Dank Trainer Björn Joppe Der Ton hat sich beim KFC Uerdingen deutlich geändert
Krefeld · Seit Björn Joppe Trainer des KFC Uerdingen ist, geht es dort anders zu: direkt, ehrlich, offensiv. Das zeigt sich auf dem Trainingsplatz, im Spiel und im Alltag. Auch wenn es richtig gut tut: Das schmeckt natürlich nicht allen.
Beim KFC Uerdingen hat sich in den zurückliegenden Wochen einiges geändert. Das sticht aber nicht nur ins Auge, sondern geht vor allem auch ins Ohr. Der Ton ist ein anderer, die Sprache deutlicher. Es wird weniger vorsichtig taktiert und abgewogen, sondern Klartext gesprochen. Das kommt bei den meisten gut an, weniger gut jedoch bei denen, die den bisherigen Kuschelkurs in der Wohlfühloase KFC in Ruhe genießen konnten und sich darin eingerichtet hatten.
Dem neuen Trainer Björn Joppe ist das zu verdanken, der mit klaren Vorstellungen gekommen ist, sich nicht anpasst, sondern sie umsetzt: auf dem Trainingsplatz, während des Spiels, aber auch im Alltag abseits des Platzes.
Auf dem Trainingsplatz sind anfangs einige zusammengezuckt – Spieler wie Kiebitze. Das waren sie nicht gewohnt. Doch Joppe scharte die Spieler nach einer Übung um sich und nannte in aller Deutlichkeit, was ihm nicht gefallen hatte. Dabei sprach er den Einzelnen mit Namen an und benannte die Defizite und Erwartungen.
„Ich habe das auf den Lehrgängen immer wieder gehört, dass wir die Personen sehr direkt ansprechen sollen und ich habe damit gute Erfahrungen gemacht“, erklärt er. „Es geht nicht darum, einen vor versammelter Mannschaft anzumachen oder gar niederzumachen. Es geht nur um die Einstellung und den Willen. Und nach dem Training gibt es dann auch ein Vier-Augen-Gespräch, wo klare Worte fallen. Die Spieler haben Ehrlichkeit verdient.“
Ehrlichkeit ist eines seiner Lieblingsthemen. Joppe mag es nicht hinten rum, er mag es auch nicht butterweich. Er will wissen, woran er ist und der Trainer lässt sein Gegenüber wissen, was er denkt. „Ehrlichkeit ist das A und O“, sagt er und handelt entsprechend.
Was für den Trainingsplatz gilt, gilt auch für das Spiel. Joppe gibt seinen Spieler klare Vorgaben – im taktischen Bereich für die gesamte Mannschaft, aber auch jedem einzelnen. Sie wissen, was sie zu tun und zu lassen haben, was er sehen will. Und der Zuschauer sieht es auch. Joppe fordert Offensivgeist von der ersten Minute an. Es gibt kein Abtasten, kein Taktieren, sondern mit dem Anpfiff geht die Mannschaft auf Torejagd. Dass diese Art des Fußballs – Pressing genannt – manchmal etwas ungestüm wirkt, ist das eine; das sie risikobehaftet ist, das andere. Für Joppe kein Problem: „Ich gewinne lieber 5:4 als 1:0.“ Die Fans des KFC dürfen sich auf Spektakel freuen. Was noch? „Ich kann nicht garantieren, dass wir jedes Spiel gewinnen, aber ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft von der ersten bis zur letzten Minute brennt und die Spieler sich den Arsch aufreißen.“
Ganz ähnlich ist es auch abseits des Platzes. Joppe macht keinen Hehl daraus, dass für ihn nur der Aufstieg zählt. Das ist das Ziel, das er klar benennt. Es wird nicht mehr vorsichtig abgewogen und erklärt, dass manches schwierig ist. Vielmehr sind alle auf das Ziel eingeschworen, wobei der Trainer weiß: „Am Ende geht es nur zusammen, aber ich will erfolgreich sein, deshalb bin ich hier.“
Das ist ein Kulturschock, aber er ist vom Vorsitzenden Damien Raths gewollt. „Ja, wir wollten, dass der Ton etwas rauer wird, dass die Dinge klar angesprochen werden“, sagt Raths, der in Joppe einen gefunden hat, der genau das macht. 50 Bewerbungen lagen vor. „Darunter waren auch ehemalige Bundesligatrainer“, erzählt der Vorsitzende. Mit sechs Kandidaten wurde gesprochen, mit drei von ihnen ein zweites Gespräch geführt.
Auch Björn Joppe hatte sich beworben. „Aber nach dem ersten Gespräch hatte ich nichts mehr vom Verein gehört. Da hab ich noch mal angerufen.“ Auch das zeigt, wie zielstrebig und direkt er ist. Den ersten Erfolg hat er mit dieser Art eingefahren und den Job bekommen. Den zweiten Erfolg will er mit allen anderen einfahren und feiern.