Beeindruckende Mitgliederversammlung KFC Uerdingen kommt gestärkt aus der Krise

Krefeld · Die Mitgliederversammlung des Uerdinger Traditionsvereins gerät zu einer Demonstration der Vitalität. Die Mitglieder erleben eine nie zuvor dagewesene Transparenz. Doch das war nicht die einzige Überraschung.

Der neue Verwaltungsrat (von links): Nils Gehlings, Klaus Bäcker, Frank Hucken, Mohammadi Akhabach, Harald Grassen.

Der neue Verwaltungsrat (von links): Nils Gehlings, Klaus Bäcker, Frank Hucken, Mohammadi Akhabach, Harald Grassen.

Foto: Thomas Schulze

Der KFC Uerdingen hatte zur ersten ordentlichen Mitgliederversammlung seit November 2019 eingeladen. Es war gleich in mehrfacher Hinsicht ein ungewöhnliches, beeindruckendes Treffen: quantitativ, aber vor allem ehrlich, transparent, emotional, kritisch und zuversichtlich.

Quantitativ 266 Mitglieder kamen ins Mercure Parkhotel Krefelder Hof, so dass ein kleinerer Nebensaal geöffnet werden musste. Seit 1995, als sich Bayer zurückzog und der Verein in KFC umbenannt wurde, war das Interesse selten größer.

Ehrlich Der Vorsitzende Damien Raths blickte nur kurz zurück. „Wir stand vor eineinhalb Jahren ohne alles da: ohne Spieler, ohne Trainingsplatz, ohne Stadion, ohne Geschäftsstelle, ohne Personal, ohne Geld“, sagte er und erinnerte daran, dass währnd des Insolvenzverfarens viele auf Geld verzichtet haben. Er begrüßte und dankte Jörg Wieczorek vom Hauptsponsor Hermes Arzneimittel, der aus München eingeflogen war: „Wir sind froh, dass er da ist und hoffen, dass er lange bleibt.“

Transparent Der Vorstand beeindruckte dann mit einer Offenheit, was die Finanzen angeht, die außergewöhnlich war. Raths sagte frank und frei, was das Vorstandsmitglied Christoph Lenz als Geschäftsführer verdient (4.350 Euro brutto). Zudem erhält Raths als Aufwandsentschädigung zehn Prozent der aquirierten Sponsoringeinnahmen. Üblich sind 20 bis 25 Prozent. „Wir spielen mit offenen Karten“, sagte Raths. Der Vorsitzende hofft, dass der Verwaltungsrat bald ein viertes Vorstandsmitglied beruft. Wirtschaftlich expandiert der Verein auf allen Ebenen: die Zahl der Mitglieder ist leicht auf 1.056 (1.044) gestiegen, der Zuschauerzuspruch deutlich von 910 auf 1.969, der Dauerkartenverkauf von 483 auf 1.069, die Sponsoringeinnahmen von 510.000 auf rund 650.000 Euro; aber auch die Ausgaben für Gehälter sind gestiegen von 685.000 auf 825.000 Euro. Gesunken sind nur die Kosten für den Spielbetrieb von 312.000 Euro in der vergangenen Saison in Velbert auf 115.000 Euro in Krefeld.

Emotional Natürlich kamen auch der Abstieg aus der Dritten Liga bis in die Oberliga und die Insolvenz zur Sprache. Da wurde nicht etwa der Mantel des Schweigens ausgebreitet, sondern gesprochen. Der Vorstandsvorsitzende Andreas Galland schilderte selbstkritisch die Rolle seines Gremiums, zeigte aber auch Grenzen seiner Möglichkeiten auf. „Ich übernehme persönlich und moralische Verantwortung und werde nicht mehr kandidieren“, sagte er und verabschiedete sich mit seiner Liebeserklärung in drei Worten: „Nur der KFC!“

Kritisch Einige Mitglieder hinterfragten, ob der Verwaltungsrat tatsächlich alle Möglichkeiten gegenüber dem früheren Vorstand um Mikhail Ponomarev ausgeschöpft und seine Kontrollfunktion optimal wahrgenommen habe. Das schlug sich dann auch in zwei Abstimmungen nieder. Dem Verwaltungsrat wurde die Entlastung verweigert und der erneut für das Gremium kandidierende Mustafa Ertürk nicht wiedergewählt. Das war unangenehm, aber konsequent.

Zuversichtlich Wer befürchtet hatte, es würden sich keine Kandidaten für die beiden neu zu besetzenden Gremien finden, sah sich getäuscht. Mehr noch, sowohl der Ehren- als auch der Verwaltungsrat wurden erweitert. Und dann wurde noch einmal deutlich, dass die Basis des KFC viel breiter und stärker ist als in der Vergangenheit. Weitere Beispiele sind die Grotenburg Supporters und die Sponsoren. „Dass wieder in der Grotenburg gespielt werden kann und es eine Geschäftsstelle gibt, verdanken wir den Krefeldern und Krefelderinnen, die bereit waren, anzupacken. All das gäbe es nicht ohne die Grotenburg Supporters.“ Und noch ein zweites Mal gab es standing ovations – für Jörg Wieczorek. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagte er. „Man kann im Leben nur das bereuen, was man nicht getan hat. Und ich habe es keine Sekunde bereut, wenn ich sehe, wo wir vor eineinhalb Jahren waren und wo wir jetzt sind.“ Aber er stellte auch eine Forderung, der es an Deutlichkeit nicht mangelt, als er in Richtung Trainer Björn Joppe und zur Mannschaft sagte: „Nur damit Du es einmal gehört hast: Der Aufstieg ist Pflicht!“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort