Zwei Monate KFC Uerdingen Für Trainer Björn Joppe wird der Traum zum Albtraum

Krefeld · Der KFC Uerdingen hat binnen zwei Monaten nahezu alles verspielt. Er ist Tabellensechster der Oberliga, steht 17 Punkte hinter dem Spitzenreiter SSVg Velbert. Das bleibt so, denn das für Mittwoch agesetzte Nachholspiel beim Cronenberger SC fällt aus.

 Björn Joppe sitzt oben auf der Tribüne und hat viel Zeit nachzudenken.

Björn Joppe sitzt oben auf der Tribüne und hat viel Zeit nachzudenken.

Foto: Stefan Brauer/Brauer-Fotoagentur

Die Ausgangslage ist zwar nicht ideal, aber hält noch alle Möglichkeiten bereit. Entsprechend groß ist die Zuversicht beim KFC Uerdingen, dass es mit dem neuen Trainer Björn Joppe noch gelingt, den Tabellenführer SSVg Velbert abzufangen und Meister der Fußball-Oberliga zu werden. Die Zuversicht wächst, als die Niederbergischen mit einem 2:2 beim MSV Düsseldorf ins neue Jahr starten und die Partie der Uerdinger beim Cronenberger SC ausfällt. Dadurch wächst der Vorsprung des Rivalen zwar auf acht Zähler an, doch mit einem Sieg im Nachholspiel würde er auf fünf Punkte schmelzen. Auch die Vorbereitung und die Leistungen in den Testspielen stimmen zuversichtlich. Und Björn Joppe segelt mit dem frischen Wind in die Rückrunde, verbreitet Euphorie, gibt sich volksnah und appelliert: gemeinsam können  wir es schaffen!

Gerade einmal zwei Monate ist das her – und alles ist ganz anders, geradezu ins Gegenteil verkehrt. Der KFC Uerdingen liegt 17 Punkte hinter der SSVg Velbert, die Meisterschaft ist kein Thema mehr, die Mannschaft gebrochen, der Trainer am Pranger, der Verein am Boden. Der Traum ist zum Albtraum mutiert. Der Traditionsverein befindet sich weiterhin im freien Fall – seit November 2020.

Björn Joppe ist um Contenance bemüht. Was soll er auch machen? Einfach hinschmeißen? Aber manchmal fällt es ihm auch schwer, die Fassung zu bewahren. Die fehlenden Punkte, die Kritik, die nicht zu akzeptierenden Beleidigungen – all das hat auch bei ihm Spuren hinterlassen. Deutlich wurde das auch bei den beiden gegen ihn verhängten gelb-roten in Schonnebeck und roten Karten bei der TVD Velbert. So kommt es dazu, dass er in den sechs Begegnungen seiner Amtszeit nur drei Mal auf der Bank saß, davon nur einmal über 90 Minuten: bei der 0:1-Heimniederlage gegen den SV Sonsbeck. Und ausgerechnet dieses Spiel scheint das Schlüsselspiel der Saison gewesen zu sein.

„Vor zwei Monaten war die Euphorie groß, wir hatten eine gute Vorbereitung und sind sehr positiv in die Rückrunde gegangen“, sagt Björn Joppe rückblickend. „Die große Enttäuschung war gegen Sonsbeck. Wir waren 70 Minuten überlegen, hatten viele Torchancen und verlieren 0:1. Da war die Enttäuschung riesengroß bei allen. Es war klar, wir müssen nicht schön spielen, sondern gewinnen, um oben dran zu bleiben. Das ist uns nicht gelungen.“

Aber was nun? Die Saison ist noch über drei Monate lang, es ist erst etwas mehr als die Hälfte der Spiele absolviert. Quälend lange Wochen liegen vor der Mannschaft und dem Verein, die sich nun auf die Suche nach dem Sinn begeben müssen. „Mittlerweile sind wir in einer Situation, in der es darum geht, die Mannschaft weiter zu entwickeln“, sagt der Coach. Doch auch er muss umdenken und sich umstellen, denn er war unter anderen Voraussetzungen und mit andern Zielsetzungen gekommen. „Die Enttäuschung ist immer noch da“, gesteht er. „Auch ich bin hier angetreten, um das Ziel zu erreichen, sonst hätte ich das auch nicht gemacht. Aber manchmal ist der Fußball sehr, sehr hart.“

So bitter die Resultate sind, Trost sucht Joppe in den Spielen. „Geht man nur nach den nackten Ergebnissen, stimme ich den Fans zu, dann bin ich der größte Arsch hier. Aber ich glaube, wenn man die Spiele sieht gegenüber der Hinrunde, so hat doch eine Entwicklung stattgefunden.“ Jetzt gehe es in den 15 verbleibenden Spielen darum, die Effizienz vor dem Tor zu verbesser und möglichst viele Punkte zu holen.

Obwohl genau das bislang nicht gelungen ist, er aber Verbesserungen sieht, die von einigen Fans unerkannt bleiben, sagt Joppe, was er in solch einer misslichen Situation sagen muss: „Die Zielsetzung ist eine andere gewesen, aber jetzt ist es nun mal so. Jetzt geht es darum, uns weiter zu entwickeln, um dann eine gute Mannschaft aufzubauen für die neue Saison.“

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