Oberliga-Start am 7. August Die Kaderplanung bleibt ein Problem des KFC Uerdingen

Analyse | Krefeld · Im vergangenen Sommer musste der KFC Uerdingen kurzfristig eine Mannschaft zusammenstellen. Seit November hat er nun die Möglichkeit, die kommende Oberliga-Saison zu planen. Warum sich der Verein auch diesmal damit schwer tut.

 Zwei, die glauben, in der Regionalliga mitmischen zu können, sich aber überfordern: Patrick Schneider und Torjäger Abdul Fesenmeyer.

Zwei, die glauben, in der Regionalliga mitmischen zu können, sich aber überfordern: Patrick Schneider und Torjäger Abdul Fesenmeyer.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Oliver Kaelke

Zwei Spieltage vor dem Saisonende steht der KFC Uerdingen da, wo ihn die allermeisten erwartet hatten: abgeschlagen auf dem letzten Platz der Fußball-Regionalliga. Das liegt natürlich an der Mannschaft, die aufgrund des inzwischen abgeschlossenen Insolvenzverfahrens relativ kurzfristig zusammengestellt werden musste. Der neue Vorstand übertrug dem Sportlichen Leiter Patrick Schneider die Aufgabe, allerdings verfügte er über keinerlei Erfahrung im Regionalliga- und nicht einmal im Seniorenbereich. Gerne spricht er dabei davon, dass all dies „alternativlos“ gewesen sei. In sechs, sieben Wochen erfolgt der Trainingsauftakt für die Saison 2022/23, die am 7. August startet. Die Befürchtung, der KFC sei erneut nicht gut gerüstet, ist nicht aus der Luft gegriffen. Einige Gründe.

Der KFC hinkt hinterher: Seit November konnte die Kaderplanung für die kommende Oberliga-Saison voran getrieben werden. Vier neue Spieler haben die Uerdinger verpflichtet, ein Vertrag wurde verlängert (siehe Info-Box). Patrick Schneider und Trainer Alexander Voigt versichern, in den Gesprächen weit zu sein. „Viele haben noch keinen Vertrag unterschrieben und bei Leistungen wie zuletzt, werden das auch nicht viele tun“, sagt der Coach. „Wir haben mit den Spielern gesprochen, die wir halten wollen. Fünf, sechs hätten wir wirklich gerne dabei. Aber wir haben auch schon klare Absagen, die vorher gesagt haben, sie möchten nicht in der Oberliga spielen.“

Dem KFC fehlt ein klarer Plan: Vor einem Jahr versicherte Schneider, vor allem auf die eigenen Jugend zu setzen. Das war natürlich verwegen, als wenn A-Junioren aus der Niederrheinliga plötzlich im Profibetrieb Regionalliga mithalten könnten. Kein einziger Spieler aus dem eigenen Nachwuchs konnte sich etablieren. Mehr noch, Marcel Kretschmer ist der einzige, der dauerhaft zu Kurzeinsätzen gekommen ist. Jetzt wurden (teils) Spieler aus dem Krefelder Sprengel für die kommende Saison verpflichtet. Doch in Konzept ist das nicht.

Der KFC steht wieder vor einem großen Umbruch: Der Verein steht vor einer ähnlich schwierigen Situation wie vor einem Jahr. Er wird nicht mit einer gewachsenen Mannschaft in die kommende Saison gehen. Das ist ein Wettbewerbsnachteil. Selbst wenn drei, vier Spieler gehalten werden können, ist erneut ein völliger Neuaufbau notwendig. Und mehr als eine Hand voll Spieler des bisherigen Kaders sollten auch nicht gehalten werden.

Fast alle Spieler überschätzen sich: Bei ihrer Verpflichtung haben die Spieler Patrick Schneider versichert, dass sie Regionalliga-tauglich sind und zum Klassenerhalt beitragen werden. Das wurde in dieser Saison eindrucksvoll widerlegt. Diese Einsicht ist bei nur wenigen vorhanden. Nur eine handvoll Spieler hat das für die vierte Liga erforderliche Format. Und der Vorsitzende Damien Raths hat völlig recht, wenn er sagt, man benötige eine Regionalligamannschaft, um in der Oberliga unter den Top drei mitzuspielen.

Der KFC muss wieder über Tarif zahlen: Die Uerdinger waren dafür bekannt, dass sie in der Dritten Liga mehr zahlen mussten als die Konkurrenten – quasi einen Investorenbonus. Auch in der Oberliga wollen die Spieler einen Top-Zuschlag, damit sie das Trikot des Traditionsvereins in der Oberliga tragen. Der sollte aber klar an die Tabellenplatzierung gebunden sein.

Noch so eine Saison machen die Fans und Sponsoren nicht mit: Zunächst waren die Anhänger froh, dass die Existenz des Vereins gesichert war. Auch hatten sie viel Geduld mit der Mannschaft, die natürlich in einer nicht ganz einfachen Situation gebildet wurde. Doch auch als ein Hauptsponsor den KFC unterstützte, wurden viele, aber nur wenige gute Spieler verpflichtet. Der Traditionsverein hat viele treue Anhänger und verfügt durchaus über Potenzial. Doch darf er die Geduld nicht überstrapazieren, zumal ansonsten – aufgrund weiterer sportlicher Rückschläge – auch das Vertrauen in die neue Vereinsführung schwindet. Fußball ist ein Ergebnissport. Der KFC muss in der kommenden Saison liefern.

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