Finanzen, Sport, Stadion So sieht es auf den Baustellen des KFC Uerdingen aus

Analyse | Krefeld · Die finanziellen Probleme hat der KFC Uerdingen gelöst, die sportlichen hat er in den Griff bekommen, sich gesteigert und eine ordentliche Rückrunde gespielt. Bei den strukturellen Problemen in der Stadt bleibt hingegen der entscheidende Durchbruch aus.

 Am 18. September 1927 wurde das Stadion Grotenburg eröffnet und ist seit Jahren extrem sanierungsbedürftig.

Am 18. September 1927 wurde das Stadion Grotenburg eröffnet und ist seit Jahren extrem sanierungsbedürftig.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Der KFC Uerdingen hat eine extrem schwierige Saison hinter sich. Der Traditionsverein ist erwartungsgemäß aus der Fußball-Regionalliga abgestiegen. Und dennoch war es für die Blau-Roten keine katastrophale Saison. Sie sind in puncto Sanierung in ihren Bereichen gut voran gekommen und nehmen den Wiederaufstieg in Angriff.

Der Verein ist schuldenfrei. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Damals musste nach der GmbH auch der Verein die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen. Die Entschuldung wurde von dem neuen Vorstand konsequent voran getrieben. Zudem wurde in Hermes Arzneimittel ein neuer Hauptsponsor gefunden. Die wirtschaftliche Sanierung kam jedoch für eine Kaderplanung und Vorbereitung zu spät.

 Der neue Vorstand mit Christoph Lenz (von links), Sven Hartmann, Damien Raths und Andreas Scholten ist seit dem 28. Juni im Amt.

Der neue Vorstand mit Christoph Lenz (von links), Sven Hartmann, Damien Raths und Andreas Scholten ist seit dem 28. Juni im Amt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Trainer Alexander Voigt hat eine Mannschaft aufgebaut. Seit seiner Amtsübernahme am 8. November ging es sportlich aufwärts, wenn auch zu spät. Dem Coach ist es gelungen, aus einem zusammengewürfelten Haufen eine Mannschaft zu formen und ihr Struktur zu geben. Sein größtes Verdienst jedoch ist, dass er den Zusammenhalt gestärkt hat. Mit seiner Hilfe bewies das Team in aussichtsloser Lage über Monate hinweg Moral und Charakter. Dass der Klassenerhalt nicht erreicht werden konnte, ist alles andere als eine Überraschung. Selten gab es einen dermaßen planmäßigen Abstieg.

Dem Neuaufbau folgt der Umbruch. Einige Spieler wollen in der kommenden Saison nicht in der Oberliga spielen (Jovan Jovic, Pepijn Schlösser, Luca Jensen, Jason Prodanovic, Abdul Fesenmeyer), von einigen möchte der KFC sich trennen. Wurden im vergangenen Sommer rund 30 neue Spieler geholt, so dürften zumindest fünf, sechs Akteure gehalten werden. Das wäre immerhin ein Viertel des künftigen Kaders.

 Trainer Alexander Voigt ließ sich den Spaß am Fußball nicht nehmen.

Trainer Alexander Voigt ließ sich den Spaß am Fußball nicht nehmen.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

In der Führung gibt es Verbesserungspotenzial in puncto Transparenz und Kommunikation. Wer kommt? Wer geht? Wer plant den Kader der kommenden Saison? Nach welchem Anforderungsprofil und welchen Kriterien? Der Vorsitzende Damien Raths steuert das Geschehen, ist aber nichts ständig vor Ort und schweigt zu oft. Er managt den Verein wie sein Unternehmen: möglichst geräuschlos, möglichst konfliktfrei, smart, freundlich.

Es fehlt ein Trainings- und Vereinsgelände. Die größten Probleme bereitet weiterhin die Zusammenarbeit mit der Stadt, auch wenn die Vereinsführung das – aus vielleicht gutem Grund – nicht sagt und sich seit einem Jahr auf Schmusekurs mit der Stadt befindet. Bislang sind bezüglich der drei riesigen Baustellen – Stadion, Vereinsgelände, Geschäftsstelle – allerdings nur zwei Mini-Not-Lösungen gefunden worden. Zwar soll es künftig im Jugendbereich eine Kooperation zwischen dem SC Bayer 05 Uerdingen und dem KFC geben, doch es fehlen weiterhin ein Trainings- und Vereinsgelände. Die Senioren in Oppum und Hüls, die Jugend bei Bayer – eine Notlösung, aber keine Perspektive.

Die angemietete Geschäftsstelle ist ein weiterer Mini-Schritt. Das so genannte Gelbe Haus an der Violstraße hat der KFC gemietet. Über die Modalitäten herrscht Stillschweigen. Die Grotenburg Supporters müssen es renovieren. Dass das Haus von der Stadt an den Verein vermietet wird und ihm nicht überlassen wird, ruft anderenorts Kopfschütteln hervor.

Es fehlt die Zusage der Stadt, dass dauerhaft in der Grotenburg gespielt werden kann. Im Desaster um die Grotenburg-Sanierung, die ohne Supporters weiterhin brach läge, wird derzeit das nächste Kapitel geschrieben. Bislang durfte der KFC seine letzten beiden Heimspiele der Saison dort mit einer Ausnahmegenehmigung austragen; 2.000 Zuschauer waren zugelassen, aber keine Gäste-Fans und beide Spiele ausverkauft. Dass eine Ertüchtigung zur Drittligatauglichkeit nicht hergestellt, aber vorbereitet wird, erscheint angemessen. Doch sollten die notwendigen Maßnahmen für einen Spielbetrieb in der Ober- und auch in der Regionalliga geschaffen werden, denn der vom Verein angestrebte Wiederaufstieg kann nicht ausgeschlossen werden. Wie anderenorts Spielstätten von Regional- und Oberligisten aussehen, ist in der Umgebung problemlos zu sehen. Derzeit wäre ein viertklassiger Spielbetrieb aufgrund fehlender Sicherheiten weiterhin nicht möglich.

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