Zwei Heimniederlagen in Folge Erfahrene Leistungsträger des KFC verstecken sich

Analyse | Krefeld · Analyse Der KFC Uerdingen hat zwei Heimniederlagen in Folge kassiert und die Tabellenführung verloren. Wir nennen die Gründe und erklären, was passieren muss, um nicht ins Mittelmaß abzurutschen.

 Der Ueridnger Verteidiger Vedran Beric kann auch schnellen Stürmern den Ball abjagen und den Schneid abkaufen.

Der Ueridnger Verteidiger Vedran Beric kann auch schnellen Stürmern den Ball abjagen und den Schneid abkaufen.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Der KFC Uerdingen hat zwei Heimniederlagen in Folge kassiert. Dem klaren 1:4 gegen TVD Velbert folgte ein bitteres 2:3 gegen den SC Union Nettetal. Während die kleine Gruppe der Union-Fans das Stadion Grotenburg geradezu euphorisiert verließ, traten die Kiebitze des SC St. Tönis zumindest ermutigt den kurzen Heimweg an. Sie haben vor dem Derby am kommenden Samstag (16 Uhr) gesehen, dass der große Favorit durchaus verwundbar ist. Wir nennen die Gründe für die Niederlagen und decken die Schwächen des KFC auf.

Sieben Gegentore in zwei Heimspielen sind viel zu viel. Eine der so genannten Fußball-Weisheiten lautet: Der Sturm gewinnt das Spiel, die Abwehr die Meisterschaft. Ein Blick auf die Tabelle zeigt bereits in dieser frühen Saisonphase, dass es auch diesmal so sein wird. Spitzenreiter SSVg Velbert, neben den Uerdingern als Topfavorit gehandelt, hat in sieben Begegnungen nur zwei Gegentore kassiert. In der Spitzengruppe formieren sich langsam die als Mitfavoriten genannten Vereine. Dabei weisen die Uerdinger von den ersten Sieben die schlechteste Tordifferenz auf.

Die Abwehr wackelt. Allerdings muss dieses pauschale Urteil differenzierter betrachtet werden. Denn sieben der neun Gegentore hat der KFC in den zurückliegenden beiden Heimspielen kassiert. Das deutet auf taktische Defizite hin, die Trainer Alexander Voigt natürlich angesprochen, die Mannschaft aber noch nicht abgestellt hat. Der Coach will kein wildes Anstürmen, wozu Heimspiele vor großem Publikum, dem etwas geboten werden soll, oft verleiten, sondern die Spielkontrolle. Allerdings offenbart die Verteidigung auch Schwächen. Da Kapitän Leonel Kadiata wegen eines doppelten Bänderrisses noch wochenlang fehlen wird und Babacar M’Bengue seit seinem Kreuzbandriss im November nur wenige Minuten gespielt hat, mangelt es an Alternativen. 

Das Mittelfeld gibt nicht den Takt vor. Das Mittelfeld ist das eigentliche Problem. Das mag komisch klingen angesichts des Überangebots von Spielern, die allesamt schon höherklassig gespielt haben. Kevin Weggen, Kai Evers, Leva Kenia, Alexander Lipinski, Mike Odenthal, Pascale Talarski – da drängt sich die Frage auf: Gibt es zu viele Häuptlinge? Stimmt die Hierarchie in der Mannschaft, zumal es in Kapitän Leonel Kadiata und Torhüter Robin Udegbe zwei weitere Mannschaftssprecher gibt. In Baumberg schaltete die Mannschaft nach guter Anfangsphase einen Gang zurück, gegen Nettetal ebenso. Die Folge waren der Verlust der Dominanz und des Rhythmus‘.

Die Stürmer zeigen Schwächen im Abschluss. Das ist zwar der Fall, aber nicht wirklich entscheidend. Die Mannschaft erspielt sich stets eine Fülle von Möglichkeiten und ist immer für ein, zwei Tore gut. Das muss dann eigentlich auch mal reichen. Und selbst wenn von Torjäger Shun Terada nichts zu sehen ist, wie zuletzt, was vordergründig enttäuschend ist, so bindet er Gegenspieler und schafft Räume, die andere nutzen können.

Personelle Umstellungen greifen selten. Das war zumindest in der Innenverteidigung der Fall, wo sich schon Kai Evers und Kevin Weggen ohne Erfolg mühten, zumal sie im defensiven Mittelfeld gefordert sind. Gegen Nettetal wäre es aber vielleicht einen Versuch wert gewesen, Vedran Beric nach innen zu ziehen und gegen den schnellen Yavuz zu stellen, der stets davon lief. Phil Zimmermann hätte bei Standards durchaus wieder in die Zentrale wechseln können.

Weniger kann durchaus manchmal mehr sein. Der KFC Uerdingen wird nur Erfolg haben, wenn er deutlich strukturierter agiert. Safety first – so lautete Jahrzehnte lang das Motto im englischen Fußball, Catenaccio das Bollwerk, mit dem die Italiener Jahrzehnte lang Erfolg hatten. Das muss es nicht sein, aber der KFC muss auch nicht in jedem Spiel ein Dutzend Chancen kreieren. Er darf auch mal nur 1:0 gewinnen – auch das gibt drei Punkte und reicht dann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort