Das Ende einer Ära Gallands Vermächtnis

Krefeld · Andreas Galland scheidet nach eineinhalb Jahrzehnten aus der Vereinsführung aus – nicht ohne Abschiedsgeschenk. Ein letzter Dienst des Verwaltungsratsvorsitzenden mit einem Fingerzeig.

Andreas Galland spricht zu den Mitgliedern.

Andreas Galland spricht zu den Mitgliedern.

Foto: Thomas Schulze

Zu den heiklen Themen im Vorfeld der Versammlung gehörte die Frage: Wie werden die Mitglieder des KFC Uerdingen den Rechenschaftsbericht von Andreas Galland aufnehmen? Werden sie dem Vorsitzenden des Verwaltungsrates in seiner Argumentation folgen? Werden sie ihn wiederwählen oder stürzen? Letztere Frage beantwortete der 56 Jahre alte Wirtschaftsförderer und Amtsleiter der Stadt Neuss, als er gegen Ende seiner Ausführungen die „moralische, persönliche Verantwortung“ übernahm und auf eine erneute Kandidatur verzichtete. Damit ist beim KFC eine Ära zu Ende gegangen, denn Galland gehörte im Jahr 2007 dem damals gebildeten Notvorstand an und seit 2008 dem Verwaltungsrat, dessen Vorsitz er 2010 übernahm, zunächst kommissarisch, schließlich dauerhaft.

Galland ist es in seinem Rechenschaftsbericht gelungen, die Mitglieder mitzunehmen – nicht zu spalten, sondern zu einen. Dies war möglich aufgrund einer differenzierten Sicht. Er hat das Desaster mit dem Abstieg aus der Dritten Liga und der Insolvenzen der GmbH und des Vereins nicht beschönigt, aber erklärt, wie es dazu kommen konnte und auch an die schönen Zeiten mit den Aufstiegen erinnert. Vor allem hat er einen Fehler eingeräumt. „Ich habe die Zusage nicht einhalten können, die ich den Mitgliedern bei der Entscheidung über die Ausgliederung gegeben hatte: Dass nämlich infolge der Ausgliederung der Stammverein selbst im Falle einer Insolvenz der Spielbetriebsgesellschaft nicht noch einmal bankrottgehen werde.“ Die Entscheidung des Finanzamtes, dass es sich bei der GmbH und dem Verein um eine Organschaft handelt, hatte viele überrascht.

Doch Galland beließ es nicht beim Rückblick, sondern schaute in die Zukunft und hinterließ so etwas wie ein Vermächtnis. „Nie wieder Investorenfußball?“ Diese Antwort sei für manch einen naheliegend, aber nur dann richtig, „wenn wir uns sehr bewusst dafür entscheiden sollten, dass unser Verein auch auf Dauer keine höheren Ziele als die Teilnahme am Spielbetrieb in der Regionalliga verfolgt.“ Seine Empfehlung mit Weitblick lautete daher: Sollte eine Rückkehr in höhere Ligen langfristig theoretisch möglich bleiben, „so sollte sich die bereits gebildete Satzungskommission eher behutsam der Frage nähern, wie man den Einfluss eines oder mehrerer Investoren im Stammverein begrenzt, ohne das berechtigte Anliegen der Mitsprache vollständig zu negieren.“

Der KFC hat nicht viele derartigen Vordenker. Ob er darauf verzichten kann, muss sich zeigen. Vielleicht sollte für Galland aber auch gelten, was er in puncto Investoren vorschlägt: Keine Wege unnötig verbauen.

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