Nummer eins des KFC Uerdingen Jovan Jovics Ruhe – mal Stärke, mal Schwäche

Krefeld · Jovan Jovic hat drei Konkurrenten ausgestochen und den Platz zwischen den Pfosten erobert. Die Nummer eins des KFC Uerdingen überzeugt aber nicht nur sportlich, sondern auch mental und charakterlich.

 Torwart Jovan Jovic ist zwar 1,88 Meter lang, doch sieht er seine Stärken nicht etwa bei hohen Bällen, sondern auf der Linie.

Torwart Jovan Jovic ist zwar 1,88 Meter lang, doch sieht er seine Stärken nicht etwa bei hohen Bällen, sondern auf der Linie.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Oliver Kaelke

Sepp Maier war ein Spaßvogel, Toni Schumacher ein Draufgänger, Oliver Kahn derjenige, der nie aufgab. Ehrgeizig und erfolgreich waren sie alle drei, willensstark und gesprächig, bisweilen sogar laut – nicht nur, wenn sie die Abwehr vor ihnen dirigierten. Letzteres fehlt Jovan Jovic, dem Torhüter des KFC Uerdingen, noch. „Da arbeiten wir dran“, sagt Trainer Alexander Voigt. „Jovan weiß, dass er da etwas lebendiger werden muss. Aber das kommt.“

Jovan Jovic hat eines seiner persönlichen Saisonziele erreicht: er ist die Nummer eins beim KFC. Das ist gleich aus mehreren Gründen alles andere als selbstverständlich, denn er hat gleich drei Konkurrenten ausgestochen. Justin Ospelt war eigentlich als Top-Torhüter eingeplant. Schließlich kam der 22-Jährige vom FC Vaduz mit der Empfehlung, Liechtensteins Nummer zwei als Nationaltorhüter zu sein. Doch zunächst warfen ihn eine Knieoperation aus der Bahn, dann Corona, aber schließlich auch seine Leistungen. Der im Herbst für den verletzten Ospelt geholte Jonas Brendieck hatte einen schlechten Einstand, als er beim 0:11 gegen Rot-Weiss Essen eingewechselt wurde und auch bei seinen drei folgenden Einsätzen mit der Mannschaft keinen Punkt und 0:8 Tore kassierte. Maßlos enttäuscht verließ er den KFC in der Winterpause wieder. Und Timo Meißner ist über den Status des Trainingstorhüters nicht hinaus gekommen.

Jovan Jovic verfügt aber über einige Qualitäten, die Trainer Alexander Voigt zu schätzen weiß. Dabei fällt auf, dass die Schwäche des Keepers in puncto Kommunikation und Lautstärke zugleich eine seiner Stärken ist – weniger auf dem Spielfeld, so doch in der Kabine und im Umgang mit den Mitspielern. „Jovan ist sehr jung, hat aber schon sehr viele Spiele in dieser Saison absolviert“, sagt der Coach. „Er hatte auch mal eine etwas schwierigere Phase. Aber was ihn auszeichnet, ist seine Ruhe.Er behält die Ruhe im Training und im Umgang miteinander, in der Kabine. Er ist keiner, der auf den Putz haut und sagt: ich muss spielen. Die Ruhe hat er auch bewahrt, als er nach der Winterpause die drei Spiele mal nicht gemacht hat. Aber wir hatten immer einen Austausch, wo wir gesagt haben, dass ist keine Sache, die in Stein gemeißelt ist. Er hat gut trainiert und sich verdient, wieder zu spielen.“

Neben seinen sportlichen Qualitäten, die er typischerweise eher auf der Linie zeigt, als bei der Strafraumbeherrschung, wo er mehr aus sich herausgehen und zeigen müsste, dass er der Chef ist, kommt ihm vor allem seine mentale Stärke zugute. In den 20 Spielen, in denen er zum Einsatz kam, musste er 44 mal den Ball aus dem Tor holen und blieb nur viermal ohne Gegentor. „Natürlich macht es mir etwas aus“, sagt er, wohlwissend, dass er den Moment schnell abhaken muss. „Man ist mal geknickt, aber man muss mental echt stark sein. Ich denke, dass bekomme ich gut hin.“

Was für eine Wohltat war da der 2:0-Sieg gegen Wegberg-Beeck, Balsam war dieser Dreier ohne Gegentor. Das ist auch das Ziel am Samstag beim SV Rödinghausen, der allerdings deutlich stärker ist. Dort bedarf es neben eines erneut funktionierenden Kollektivs auch einer Leistungssteigerung.

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