Fans attackieren Spieler Beim KFC liegen die Nerven blank
Krefeld · Nach dem 0:0 beim Abstiegskandidat in Jena bleibt es nicht bei hitzigen Wortgefechten. Die Uerdinger Spieler werden von einigen beschimpft, beleidigt, bespuckt und mit Bier begossen. Andere Fans entschuldigen sich für die Übeltäter.
Manchmal ist das Ergebnis vielsagend – 0:0. Fußballfreunde beschreiben ein solches Spiel wie zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und dem KFC Uerdingen oft mit den Worten: Not gegen Elend. Beiden Mannschaften ist es gelungen, ihre Negativserie fortzusetzen, beide sind nun seit elf Spielen und damit die gesamte Rückrunde ohne Sieg. Im Gegensatz zum Jenaer Trainer Lukas Kwasniok, der mit der Leistung seiner Mannschaft sehr zufrieden war und sagte, sie könne nicht besser spielen, war Uerdingens Trainer Frank Heinemann ebenso wie die Spieler tief enttäuscht. Sie gingen nach dem Schlusspfiff in die Kurve zu den KFC-Fans, um sich der Diskussion zu stellen. Einige Anhänger waren jedoch so wütend, dass sie nicht nur schimpften und ihrem Ärger Luft machten, sondern die Spieler übel beleidigten, bespuckten und mit Bier begossen. Kevin Großkreutz, der als „asozialer Dortmunder“ beschimpft wurde, ließ sich all das nicht gefallen, sondern giftete zurück. Dominic Maroh drehte sofort ab und marschierte in Richtung Kabine, Roberto Rodriguez zog die Mitspieler weg.
Maximilian Beister zeigte sogar Verständnis für das zumindest teilweise aggressive Verhalten der so genannten Fans. „Klar kann man die Wut der Fans nach so einer Negativserie verstehen“, sagte er. „Wie weit das gehen darf, muss dann jeder für sich selbst entscheiden. Dass wir uns in unserer Situation einiges anhören müssen, ist auch berechtigt.“
Beister nannte das Unentschieden aufgrund der ersten Halbzeit glücklich, was es am Ende auch war, weil in der Nachspielzeit ein Kopfball des Jenaers Marius Grösch an den linken Pfosten ging und von dort an die Querlatte sprang.
Wie kann die Misere am Freitag im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern beendet werden? „Es geht einfach darum, dass man sich der Situation stellt“, sagte Beister. „Dass man nicht aufgibt und weiter versucht, diesen ersten Sieg zu erzwingen. Dieser erste Rückrundensieg kann viel bewirken.“
Als die Uerdinger Spieler später nach dem Duschen den Bus in Jena bestiegen, wurden sie von etwa einem Dutzend Fans mit Applaus bedacht – der war jedoch nicht etwa sarkastisch gemeint, sondern als Entschuldigung. Es seien einige wenige gewesen, die am Zaun durchgedreht seien; die wären aber auch vor zwei Jahren nicht in Hönnepel-Niedermörmter dabei gewesen, sondern jetzt in der Dritten Liga neu hinzugekommen.
Die Uerdinger Spieler machten deutlich, dass sie für kritische Worte offen und gesprächsbereit seien, es aber Grenzen gebe, die dabei nicht überschritten werden dürften. Die Entschuldigung haben sie angenommen.