KFC Uerdingen und Viktoria Köln Wo die 50+1-Regel nur bedingt interessiert

Krefeld · Die Bundesliga diskutiert heftig über den Einfluss, den Investoren in Vereinen nehmen sollen. Im Westen versuchen gerade zwei Klubs mit Hilfe von Investoren in die dritte Liga aufzusteigen: der KFC Uerdingen und Viktoria Köln.

 Torschütze Johannes Dörfler und Oguzhan Kefkir klatschen die begeisterten Fans nach dem gefühlten Sieg des KFC in Essen ab.

Torschütze Johannes Dörfler und Oguzhan Kefkir klatschen die begeisterten Fans nach dem gefühlten Sieg des KFC in Essen ab.

Foto: Samla

Die Bundesliga diskutiert heftig über den Einfluss, den Investoren in Vereinen nehmen sollen. Im Westen versuchen gerade zwei Klubs, mit Hilfe von Investoren in die dritte Liga aufzusteigen: der KFC Uerdingen und Viktoria Köln.

Der Fußball ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, daher kann es eigentlich nicht verwundern, wenn auch durch ihn ein Riss geht. Und wie in der Gesellschaft geht es auch im Fußball den Etablierten darum, ihre Pfründe zu sichern - Vereinen wie Fans. "Wir lassen uns unseren Fußball nicht nehmen", heißt es von Seiten der Ultras, die in der Bundesliga gegen die Montagspiele auf die Barrikaden gehen. Auch in der zweiten Liga gab es vor knapp 25 Jahren Proteste, als das Montagspiel eingeführt und vom damaligen Deutschen Sport-Fernsehen übertragen wurde. In den mehr als zwei Jahrzehnten entwickelte die Partie aufgrund ihres exklusiven Termins einen gewissen Kultstatus.

Noch weiter driften die Lager der Ultras und Fans beim Thema "50+1" auseinander. Darf sich ein Verein in die Hände eines Investors begeben? Hannover bildet so etwas wie die Speerspitze im Kampf gegen die Öffnung für Investoren. Dort führen die Ultras einen geradezu egomanen Kampf, wobei sie sich von der Vergangenheit und der Umwelt eindrucksvoll abschotten. Sie wollen nicht wahrhaben, dass es schon vor fünf, sechs, sieben Jahrzehnten im Fußball Geldgeber gab, die natürlich auch das Sagen hatten. Dass Ultras und Fans anderenorts hingegen ihre Hoffnung auf Investoren setzen, ignorieren sie in Hannover vielleicht aus gutem Grund: dass andere erstarken, ist nicht erwünscht. In Niedersachsen sind sie froh, dass sie Traditionsvereine, die jahrelang vor ihnen standen, zunächst einmal abgeschüttelt haben. Und wie schwer es ist, aus den Niederungen der vierten Liga herauszukommen, wissen sie in Saarbrücken, Mannheim, Offenbach, Essen oder Wuppertal nur allzu gut.

Im Westen versuchen gerade zwei Vereine mit Hilfe von Investoren, in die dritte Liga aufzusteigen: der KFC Uerdingen und Viktoria Köln, die am Sonntag (15 Uhr/live bei Sport1) in Krefeld aufeinandertreffen. Beide arbeiten unter professionellen Bedingungen und verfügen in dieser Saison über einen Etat von rund zwei Millionen Euro. Dennoch gibt es beträchtliche Unterschiede.

Beim KFC Uerdingen hat der russische Investor Mikhail Ponomarev das Sagen. Ihn haben die Mitglieder zum Präsidenten gewählt, wohlwissend, dass ihr Verein ansonsten auch in zehn Jahren noch in der vierten oder fünften Liga spielen würde. Damit wollen sie sich in Uerdingen jedoch nicht abfinden, weil die Erinnerungen an bessere Zeiten noch immer durch den Pokalsieg 1985 (2:1 gegen Bayern München) und eine Persönlichkeit wie Friedhelm Funkel wach gehalten wird.

Ponomarev, einst Gesellschafter beim Düsseldorfer Eishockeyklub DEG und zuvor Gesellschafter beim damaligen englischen Fußball-Erstligaaufsteiger AFC Bournemouth, ist nahezu alleiniger Gesellschafter der Spielbetriebs-GmbH. "Ich bin Unternehmer und liebe den Sport", sagt er. "Mein Ziel ist es, dass der Verein wirtschaftlich alleine auf gesunden Füßen stehen kann. Das ist allerdings nur in der ersten und zweiten Liga möglich." Letztere strebt er in den kommenden vier Jahren an.

Viktoria Köln ist zwar deutlich breiter aufgestellt, hat aber auch einen Mäzen, der die Strippen in der Hand hält: Franz-Josef Wernze, Chef der ETL-Gruppe (Steuer-, rechts- und Unternehmensberatung). Der Klub von "de schäl Sick" wird in der Domstadt kaum wahrgenommen, höchstens kritisch beäugt, obwohl er 1904 gegründet wurde und damit deutlich älter ist als Fortuna Köln (1948) oder der acht Tage zuvor geschaffene 1. FC.

In der Winterpause hatten Uerdingen und die Viktoria jeweils für einen Paukenschlag gesorgt: die Krefelder mit der Verpflichtung des Torjägers Maximilian Beister, die Kölner mit der von Trainer Olaf Janßen. Das unterstreicht aber nicht nur die Ambitionen beider Vereine, sondern erhöht auch den Druck. Mit dem scheinen die Kölner zum Jahresbeginn weitaus besser klarzukommen, zumindest deuten die Ergebnisse gegen Düsseldorf II (5:1) und Wuppertal (1:1) darauf hin. Bei den Uerdingern hingegen zog Ponomarev nach vier Pflichtspielen ohne Sieg die Reißleine: Trainer Michael Wiesinger musste gehen, Stefan Krämer heuerte an. Er hatte Bielefeld in die zweite Liga zurückgeführt und war bis Oktober in Erfurt tätig.

Ganz gleich, wer Meister wird, aufgestiegen ist der Klub noch nicht. Er ist lediglich für die Relegationsspiele qualifiziert, in denen er auf 1860 München, Cottbus, Saarbrücken oder Offenbach treffen kann - Traditionsvereine, die von der Rückkehr in die dritte Liga träumen.

(ths)
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