DFB-Spione in Cardiff und Warschau Keine Experimente gegen Finnland

Hamburg (rpo). Gespannt wie ein Lottospieler auf die Ziehung der Glückszahlen wartet DFB-Teamchef Rudi Völler auf das Bulletin seiner medizinischen Abteilung über den Zustand der deutschen Nationalstürmer.

Unmittelbar nach der Ankunft im Trainingsquartier in Billerbeck im Münsterland sollen sich die verletzten Carsten Jancker und Miroslav Klose am Dienstag in die Obhut von Mannschafts- Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt begeben. Von den Prognosen des Orthopäden macht Völler abhängig, ob er sein bislang 20-köpfiges Personal für das WM-Qualifikationsspiel am Samstag (16 Uhr/ bei uns im Live-Ticker) gegen Finnland noch aufstockt und den 35-jährigen Ulf Kirsten als Notnagel für die Partie in der neuen Arena "AufSchalke" nachnominiert.

"Bis zur Stunde gibt es definitiv keine Absage. Und deshalb gehe ich davon aus, dass alle 20 Spieler kommen werden", erklärte Völler am Montag, erleichtert darüber, dass er nach den Sonntag-Spielen von weiteren schlechten Nachrichten verschont blieb. "Ich bin froh, dass sich nicht noch jemand verletzt hat und die Leverkusener Spieler in sehr guter Verfassung sind", sagte er nach dem 4:1 des mit fünf Finnland-Kandidaten gespickten Bayer-Teams gegen den SC Freiburg. Zudem vermeldete Kapitän Oliver Bierhoff (AS Monaco), dass er den ersten Auftritt nach seinem doppelten Bänderanriss im Sprunggelenk ohne Nachwirkungen bestanden habe.

Klose hat Prellung und Bluterguss

Einen Hoffnungsschimmer verbreitete auch der Kaiserslauterer Klose. Eine Kernspintomographie brachte am Montag die Bestätigung, dass der 23 Jahre alte Stürmer "nur" einen schweren Bluterguss und eine Prellung am rechten Knöchel erlitten hat, Knochen und Bänder aber unversehrt geblieben sind. Nach Ansicht von FCK-Teamarzt Hans- Werner Schmalenbach besteht Hoffnung, dass Klose am Samstag eingesetzt werden kann.

Fraglicher ist, ob der 27-jährige Jancker seinen Muskelfaserriss in der rechten Fußsohle rechtzeitig auskuriert. Seine Münchner Kollegen Alexander Zickler, Mehmet Scholl, Thomas Linke und Jens Jeremies stehen bereits auf der langen Ausfallliste, wie auch Jörg Heinrich (Borussia Dortmund) und Dietmar Hamann (FC Liverpool).

Trotz der personellen Not- und der trostlosen Ausgangslage hat Völler die Hoffnung nicht aufgegeben, sein Team könnte mit einem Sieg gegen die Finnen und einem gleichzeitigen Ausrutscher Englands gegen Griechenland doch noch die Direkt-Qualifikation zur WM schaffen. "Wir haben noch eine kleine Chance. Das heißt für mich, die Mannschaft so auf- und einzustellen, dass sie diesen Sieg holt", sagte Völler, der deshalb auch keine Experimente eingehen möchte: "Wir wollen uns nicht den Vorwurf machen müssen, etwaige Schützenhilfe der Griechen nicht genutzt zu haben."

Vor allem aber steht die Partie gegen die Finnen, die in der Weltrangliste auf Rang 52 und damit 40 Plätze hinter Deutschland geführt werden, im Zeichen der Rehabilitation für das 1:5-Debakel gegen England. "Ich gehe davon aus, dass wir unseren Kredit damit noch nicht verspielt haben. Es gibt auch keinen Grund dafür, da wir in vielen Spielen zuvor zahlreiche positive Ansätze gezeigt haben."

Nowotny: "England war ein Ausrutscher"

"England war ein Ausrutscher. Jeder weiß, dass wir besser spielen können", meinte auch Abwehrchef Jens Nowotny, der im Gegensatz zu Verbandspräsident Gerhard Mayer-Vorfelder den ersten Tabellenrang in der Gruppe 9 noch nicht abgeschrieben hat: "Die Hoffnung stirbt zuletzt." Doch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hat man sich längst darauf eingerichtet, als Gruppenzweiter den Umweg über die Relegationsspiele am 10./11. und 13./14. November einschlagen zu müssen. Die möglichen Gegner, Weißrussland oder die Ukraine, werden am Samstag vorsichtshalber schon einmal vom DFB-Trainerstab unter die Lupe genommen. Horst Hrubesch reist nach Cardiff zum Duell Wales gegen Weißrussland nach Cardiff, Klaus Sammer verfolgt das Gastspiel der Ukraine in Warschau gegen Polen.

(RPO Archiv)
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