Strukturreform des DFB wird am Samstag beschlossen. "Kaiser" Beckenbauer wird WM-OK-Chef 2006

Mainz (sid). Das Organisationskomitee für die Fußball-WM 2006 steht: Vorbehaltlich der Zustimmung von DFB-Präsidium und -Vorstand auf ihrer Sitzung am Freitag in Mainz wird Franz Beckenbauer erwartungsgemäß (ehrenmatlicher) Präsident des OK.

Unter ihm arbeiten drei hauptamtliche, also bezahlte, Vizepräsidenten: Horst R. Schmidt für den Bereich Organisation, Wolfgang Niersbach für den Bereich Medien und Kommunikation, Fedor Radmann für den Bereich Marketing.

Schmidt wird zunächst noch seinen bisherigen Job als Generalsekretär des DFB erhalten. Niersbach seinen Posten als DFB-Mediendirektor im nächsten Jahr aufgeben. Radmann hatte Beckenbauer bereits in den letzten beiden Jahren als Koordinator der deutschen WM-Bewerbung für 2006 ständig begleitet und gilt in internationalen Sportkreisen als "graue Eminenz" der deutschen Sportpolitik.

Über das wie von Beckenbauer gewünschte "schlanke OK" wird ein fünf- oder siebenköpfiger Aufsichtsrat gestellt, dessen Vorsitzender der DFB-Präsident - also wahrscheinlich Gerhard Mayer-Vorfelder - wird. Damit sind "MV" und Beckenbauer, die nicht immer gleicher Ansicht sind, nicht nur im DFB, sondern auch im WM-OK zur Zusammenarbeit gezwungen, und in beiden Gremien steht Mayer-Vorfelder formal über dem "Kaiser". Mayer-Vorfelder: "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir in diesen Aufsichtsrat auch Fachleute aus Wirtschaft und Politik einbinden."

Auf dem anschließenden Bundestag am Samstag wird von den 206 Delegierten die Strukturreform des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) beschlossen. Danach werden die Profivereine eine eigene juristische Einheit als Ligaverband bilden. Allerdings ist sich die Liga zwei Tage vor der Verabschiedung immer noch nicht im Klaren darüber, ob sie sich als Verband im Sinne eines "eingetragenen Vereins" formieren will oder als GmbH.

Im ersten Fall würde es einen Vorstand geben - Wilfried Straub, bisher beim DFB schon für die Liga zuständig, gilt hierfür als sicherer Kandidat - und darunter hauptamtliche Direktoren. Im zweiten Fall gäbe es einen geschäftsführenden Vorstand und darüber einen Aufsichtsrat, der allerdings mit der Tagesarbeit nichts mehr zu tun hat. Bei einer solchen Konstruktion ist unklar, ob Straub mehr die Aufsicht anstrebt oder die Tagesarbeit.

Grundsätzlich ist die Frage, welches Personal die Liga führen soll, noch fast völlig unbeantwortet. Egal ob Uli oder Dieter Hoeneß (Bayern München bzw. Hertha BSC Berlin), ob Reiner Calmund (Bayer Leverkusen), Michael Meier (Borussia Dortmund), Rudi Assauer (Schalke 04): Alle winken dankend ab und bleiben lieber bei den Vereinspfründen, die sie haben.

In Mainz erhält die Liga zunächst einmal nichts als eine neue Hülle. Wie sie mit Leben gefüllt wird, muss abgewartet werden. Fest steht nur, dass in Zukunft die Profiklubs mit 92 Stimmen beim DFB-Bundestag eine Sperrminorität besitzt. Das Präsidium des DFB wird von sieben auf zehn Mitglieder erweitert, der Vorstand auf 34. Er übernimmt in großen Teilen die Aufgaben des bisherigen Beirats.

Die Liga lässt sich die neue Unabhängigkeit einiges kosten. Drei Prozent ihrer Einnahmen, mindestens 25 Millionen Mark, überweist sie an den DFB, der weiter für die Nationalmannschaften, den Pokal, das Schiedsrichter- und Rechtswesen sowie die Nachwuchsarbeit zuständig ist. Der DFB seinerseits tritt der Liga für die Abstellung der Nationalspieler 25 Prozent der Länderspieleinnahmen, mindestens aber acht Millionen Mark ab und behält die bisherigen Regelungen (Abstellungsgebühr, Versicherungen) bei, die einen Wert von 3,5 Millionen Mark haben.

Angesichts der vielen offenen Detailfragen treffen sich die Vereine am Freitagnachmittag in Mainz. Auf dieser Sitzung werden Mayer-Vorfelder und Uli Hoeneß auch über das Treffen mit Bundeskanzler Schröder am Donnerstagabend sowie über den Stand der Überlegungen zur Transferproblematik informieren. Auch dürfte der Brief von Uefa-Generaldirektor Gerhard Aigner an die Klubs - und insbesondere die "G14" - zur Sprache kommen. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) pocht darauf, dass sich die Klubs nicht untereinander organisieren können, sondern nur über ihre Verbände und droht bei Zuwiderhandlung indirekt mit Ausschluss aus dem Europapokal.

(RPO Archiv)
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