"Finale Furioso" in der Serie A Italien: Neapel verpatzt Roms vorzeitige Meisterfeier

Rom (dpa). Der italienische Fußball erlebt am letzten Spieltag ein echtes "finale furioso". Am Sonntag verpatzte der SSC Neapel dem AS Rom mit dem neun Minuten vor Abpfiff erzielten Treffer zum 2:2-Endstand die vorzeitige Meisterfeier.

"Ich bin stinksauer, wir hatten den Titel doch schon in der Tasche", schimpfte "Roma"-Präsident Franco Sensi. Jetzt ist wieder alles offen, weil Verfolger Juventus Turin in Vicenza und Titelverteidiger Lazio Rom gegen den AC Florenz jeweils 3:0 gewannen. In das letzte Heimspiel am kommenden Sonntag gegen den AC Parma geht der AS Rom nun mit nur noch zwei Punkten Vorsprung auf Rekordmeister "Juve" und mit drei Zählern vor Lazio.

Die in Rom bereits vorbereitete Meisterfeier auf der zentralen "Piazza San Giovanni" fiel ins Wasser. 200 000 Fans zogen enttäuscht ab, nachdem sie das Spiel auf einer riesigen Video-Leinwand verfolgt hatten. In Rom blieb es friedlich. Neapel dagegen erlebte die schlimmsten Ausschreitungen dieser Saison. Unter den 20 000 mitgereisten "Roma"-Fans sorgten einige hundert Gewalttäter für einen "Guerilla-Krieg in Neapel", schrieb die "La Gazzetta dello Sport" am Montag. Sie lieferten sich Straßenschlachten mit "Napoli"-Anhängern und der Polizei. Ein Beamter wurde von römischen Fans mit Messerstichen verletzt. Insgesamt nahm die Polizei bei den Krawallen vor und nach dem Spiel 18 Randalierer fest. 58 Fans wurden verletzt.

Trotz des Punktverlusts in Neapel bleiben die Römer Top-Favoriten auf den Titel. Der AC Parma, als Tabellenvierter bereits sicher für die Champions League qualifiziert, ist in Gedanken schon im Sommerurlaub. Hofft zumindest "Roma". Die Favoritenrolle gilt aber nur dann für die Römer, wenn diese ihre Nerven in den Griff bekommen. Aber das fällt dem Tabellenführer immer schwerer. In Neapel rastete Stürmer Vincenzo Montella völlig aus, weil ihn Trainer Fabio Capello erst acht Minuten vor dem Ende der Partie einwechselte. Montella beschimpfte den zurück brüllenden Trainer vor laufenden Fernsehkameras mit den übelsten Schimpfworten.

Capello ist sein breites Grinsen aber nicht nur wegen Montellas Attacken vergangen. Seine vier Meistertitel mit dem AC Mailand und die spanische Meisterschaft mit Real Madrid hatte er stets schon vor dem letzten Spieltag eingefahren. "Capello ist kein Mann fürs Finale", sticheln deshalb die Turiner, die ihre Chance wittern. Gegen Atalanta Bergamo sind sie zu Hause am letzten Spieltag klare Favoriten. Die Mannschaft ist hoch motiviert, auch weil sie ihren Trainer Carlo Ancelotti mit einem Titel verabschieden will. Der glanzlose, aber bei der Mannschaft beliebte Coach wurde vom Juve- Vorstand abgesägt. Marcello Lippi, der bei Inter Mailand gescheitert war, kehrt zu "Juve" zurück.

Juve hofft nun auf Schützenhilfe aus Parma. Kaum noch Titelchancen rechnet sich dagegen Lazio aus. Der noch amtierende Meister müsste selbst beim abstiegsbedrohten US Lecce gewinnen, gleichzeitig auf Niederlagen von Rom und Juve hoffen und auch noch sein Torverhältnis gegenüber den beiden Konkurrenten um vier Treffer aufbessern. "Das wird nicht leicht", gibt Lazio-Trainer Dino Zoff zu.

Leicht wird die Zukunft auch nicht für Oliver Bierhoff, der beim 1:1 des AC Mailand gegen Brescia wieder nur auf der Bank saß. "Milan" sicherte sich damit vorzeitig als Tabellenfünfter den Einzug in den UEFA-Cup, den auch Stadtrivale Inter als Tabellensechster mit einem 2:1 in Bari vorzeitig erreichte. Als dritter UEFA-Cup-Teilnehmer steht bereits Italiens Pokalfinalist AC Florenz fest.

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(RPO Archiv)
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