WM-Qualifikation Südamerikas Giganten jagen niemandem mehr Angst ein

Argentinien und Brasilien stehen nach ihren Auftaktpleiten am zweiten Spieltag der südamerikanischen WM-Qualifikation unter Druck. Auch weil die Gegner nicht mehr vor Ehrfurcht erstarren.

WM-Qualifikation 2018: Bittere Pleite für Brasilien
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Bittere Pleite für Brasilien

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Wie angezählte Boxer taumeln Südamerikas Fußball-Giganten zur Runde zwei der Eliminatorias. Nach ihren historischen Pleiten beim Auftakt der Qualifikation zur WM-Endrunde 2018 in Russland stoßen die Stars von Brasilien und Argentinien gefrustet ins gleiche Horn. Der einst lähmende Respekt vor den WM-Champions ist weg. Die Gegner wittern ihre Siegchance.

"Wir merken selber, dass die Schwierigkeiten, auf die wir treffen, immer größer werden", bekannte Luiz Gustavo vor der Partie am Dienstag in Fortaleza gegen Venezuela. Schuld sei auch das 1:7-Debakel gegen Deutschland. "Was bei der WM passiert ist, hat Einfluss darauf", betont der Bundesliga-Profi des VfL Wolfsburg.

Die Schlappe bei der Heim-WM, das Viertelfinal-Aus bei der Copa America vor wenigen Wochen, die historische Fehlstart in die Eliminatorias mit dem 0:2 am Donnerstag bei Südamerika-Meister Chile. Da muss auch der defensive Mittelfeldspieler eingestehen: "Wir müssen bescheiden sein und diesen Erwartungsdruck sowie die Enttäuschung und Unzufriedenheit mit der Selecao akzeptieren."

Wie die neue Bescheidenheit aussieht, skizzierte Willian, an der Seite des Münchners Douglas Costa einer von nur vier Stützen im mutlos wirkenden Offensivsystem von Nationaltrainer Dunga, der zudem auf den gesperrten Superstar Neymar verzichten muss. "Wenn wir 1:0 gewännen, wäre das wichtig, weil wir damit drei Punkte einfahren. Ein gutes Resultat", sagte der Kreativspieler von Englands Meister FC Chelsea auf der Pressekonferenz vor dem Duell gegen Venezuela.

Dabei waren die Vinotintos, die noch nie bei einer WM teilgenommen haben, bislang eher Sparringspartner für den Rekord-Weltmeister. 14 Siege und ein Remis in allen Eliminatorias-Duellen, 57:3-Tore zugunsten der Canarinhos. Doch bei den letzten fünf Vergleichen um Punkte oder zu Testzwecken hat das Team von der Karibikküste mit einem Sieg und zwei Unentschieden gezeigt, dass die einstige Scheu abgelegt ist.

Tevez bemängelt die Einstellung

Auch Argentinien musste beim ernüchternden 0:2 gegen Ecuador feststellen, dass der Weg nach Russland kein Selbstläufer wird. Vor allem ohne den verletzten Superstar Lionel Messi. "Um gegen Paraguay zu gewinnen, müssen wir unsere Einstellung ändern", forderte deshalb "Heimkehrer" Carlos Tevez.

Die Eliminatorias, in denen seit 1998 mit der Einführung des Systems jeder gegen jeden nur Argentinien oder Brasilien als Sieger hervorgingen, seien "härter als die Copa America", mahnte der Stürmer von Boca Juniors und wollte erst gar nicht auf das 6:1 gegen den gleichen Gegner im Halbfinale der letzten Südamerika-Meisterschaft angesprochen werden.

Zumal Paraguay, das nach vier WM-Teilnahmen in Folge bei der Eliminatorias 2014 noch als Tabellenletzter versagte, nach dem 1:0 zum Auftakt in Venezuela seine Chance wittert. "Wir wissen, dass wir alle schlagen können", posaunte der Ex-Dortmunder Lucas Barrios. Der Augsburger Raul Bobadilla hofft auf einen Platz im Albirroja-Sturm neben dem gebürtigen Argentinier.

Am Dienstag stehen auch andere Duelle im Fokus. Zum Beispiel der "Clasico del Pacifico" in Lima mit Perus Bundesliga-Profis Carlos Zambrano (Frankfurt), Carlos Ascues (Wolfsburg) und Claudio Pizarro (Bremen), die gegen Chiles "deutsche" Legionärstruppe Gonzalo Jara (Mainz), Miiko Albornoz (Hannover), Marcelo Diaz (Hamburg), Arturo Vidal (München) und Eduardo Vargas (Hoffenheim) das 0:2 gegen Kolumbien wettmachen wollen.

Oder das Kräftemessen der Auftaktsieger Uruguay (2:0 in Bolivien) und Kolumbien in Montevideo. Vom Papier her die einfachste Aufgabe hat Ecuador, das Bolivien empfängt und mit einem Sieg sogar als Tabellenführer aus dem ersten Doppelspieltag hervorgehen kann. Obwohl die Eliminatorias unberechenbarer als je zuvor sind.

(sid)
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