Fußball-Beben Zidane tritt als Trainer von Real Madrid zurück

Die Amtszeit von Zinedine Zidane bei Real Madrid endet überraschend nach dem dritten Triumph in der Champions League. Der Franzose verkündete am Donnerstag seinen Rückzug vom spanischen Rekordmeister - und will erstmal eine Pause einlegen.

 Zinedine Zidane verlässt Real Madrid nach zweieinhalb Jahren.

Zinedine Zidane verlässt Real Madrid nach zweieinhalb Jahren.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Auf dem Trainingsgelände Ciudad von Real Madrid in Valdebebas sorgte Zinedine Zidane höchstpersönlich am Donnerstag um 13.13 Uhr für den Paukenschlag: Fünf Tage nach dem historischen 3:1-Triumph im Finale der Champions League gegen den FC Liverpool verkündete der französische Erfolgstrainer bei den Königlichen völlig überraschend seinen Abschied. Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz im Scheinwerferlicht von mehreren Dutzend Kameras und vor rund 100 Medienvertretern gab er zu Tränen gerührt nach 878 Tagen als Real-Coach seinen Ausstieg bekannt.

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Damit entfachte der 45-Jährige beim spanischen Rekordmeister 14 Tage vor dem WM-Start in Russland eine Personaldiskussion. Denn der Klub des deutschen Nationalspielers Toni Kroos muss so schnell wie möglich nach einem geeigneten Nachfolger für Zidane suchen, der am 4. Januar 2016 bei den Königlichen die Nachfolge des zuvor freigestellten Rafael Benitez angetreten hatte. Sein Vertrag lief noch bis 2020 beim 33-maligen Champion.

"Ich habe für mich entschieden, meine Arbeit bei Real vorzeitig zu beenden. Das ist der richtige Zeitpunkt für mich, aber auch für den Klub und die Mannschaft. Das Team soll weiter gewinnen und braucht nach drei Jahren eine Veränderung. Ich selbst brauche ebenfalls eine neue Herausforderung", sagte Zidane, der in seinen zweieinhalb Jahren auf der Trainerbank des Hauptstadtklubs Geschichte geschrieben hat. Mit Real gewann er in dieser Zeit sage und schreibe neun Titel.

"Gracias Mister! Es war mir eine Freude", twitterte Weltmeister Kroos, der zu den absoluten Leistungsträgern des Real-Starensembles neben Ausnahmespieler Cristiano Ronaldo und Kapitän Sergio Ramos zählt. Ramos schrieb in den sozialen Netzwerken: "Danke für zweieinhalb Jahre Fußball, Arbeit, Liebe und Freundschaft. Du gehst weg, aber dein Vermächtnis bleibt."

„Chapeau, Monsieur Zinedine Zidane“
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Auch im Trainingslager von Weltmeister Deutschland war der Zidane-Rücktritt ein Thema. "Das ist schon ein bisschen überraschend", sagte Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff in Eppan, der lächelnd anfügte: "Das ist natürlich schwer für Real, es gibt nicht so viele Trainer, die für so einen Großverein parat stehen. Er hinterlässt ein großes Erbe. Ich bin gespannt, welchen Trainer sie finden. Es ist gut, dass der DFB mit Jogi kürzlich verlängert hat." Bundestrainer Joachim Löw war zu Jahresbeginn bei den Königlichen als ein möglicher Zidane-Nachfolger gehandelt worden.

Der ehemalige französische Welt- und Europameister Zidane ist der zweiterfolgreichste Trainer in der 116-jährigen Real-Geschichte. Dreimal gewann er mit Ronaldo, Kroos und Co. zuletzt die Champions League in Folge, was noch keinem Klub gelungen war. Zweimal holte er den UEFA-Supercup, einmal die Supercopa in Spanien und zweimal die Klub-WM. Spanischer Meister wurde er allerdings "nur" 2017.

In der abgelaufenen Saison in Spanien war Real kein ebenbürtiger Rivale des FC Barcelona, der souverän Meister in La Liga wurde. Real wurde Tabelldritter und wies am Ende 17 Zähler Rückstand auf die Katalanen auf.

"Ich liebe diesen Klub und diesen Präsidenten, der mich hierher gebracht hat. Aber es ist die beste Entscheidung", sagte Zidane im schwarzen Pulli und dunkelblauem Blazer an der Seite von Real-Boss Florentino Perez, der den Tränen nah war.

Er äußerte sichtlich aufgewühlt: "Das ist eine völlig unerwartete Entscheidung und für uns eine trauriger Tag. Er braucht eine Pause und die hat er sich auch verdient", so der Präsident, der aber auch sagte: "Ich bin mir sicher, dass er eines Tages zurückkehren wird."

Zidane war trotz seine vielen Erfolge in Madrid nie unumstritten. Die Champions League war aber erneut Zidane-Terrain... Der Franzose kündigte an, dass er zunächst ein Jahr pausieren und ein wenig Abstand vom Fußball nehmen wolle. "Diese Entscheidung mag für viele keinen Sinn ergeben, für mich aber schon. Ich muss mich bei allen bedanken. Den Fans, den Mitarbeitern, den Spielern, allen", so Zidane, ehe er um 13.38 unter dem tosenden Applaus der Anwesenden zumindest für längere Zeit "adios" und "au revoir" sagte.

(old7Dpa/sid)
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