Shopping vor Transfersperre Real Madrid heizt den Transfermarkt an

Madrid/Düsseldorf · Weil die Fifa Madrid mit einer Wechselsperre im Sommer bestraft, könnte der Klub im Winterschlussverkauf shoppen.

Rekordtransfers und Ablösesummen: Die teuersten Fußballspieler der Geschichte: Neymar, Cristiano Ronaldo, Mbappé
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Die teuersten Transfers aller Zeiten

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Foto: AP/Andre Penner

So richtig ruhig ist es bei Real Madrid nie. Es vergeht kaum ein Tag ohne Transfergerüchte und keiner ohne ausgiebige Diskussionen um die Form der zumindest galaktisch bezahlten Stars in einem Ensemble, das der überaus anspruchsvolle Klubchef Florentino Perez sich über Jahre zusammengekauft hat. So aufgeregt wie zurzeit geht es aber auch bei Real selten zu.

Daran sei die Fifa schuld, sagen die Madrilenen. Daran sind die Klubs Real und Atlético schuld, sagt der Fußball-Weltverband. Die Vereine haben offenbar gegen die Fifa-Regel verstoßen, nach der junge Spieler unter 18 nur in ganz bestimmten Ausnahmefällen vertraglich verpflichtet werden dürfen. Deshalb sprach der Weltverband eine Transfersperre für diesen Sommer und den nächsten Winter aus. Zwei Perioden müsste sich das Spielerkarussell ohne die Beteiligung der großen Madrider Klubs drehen.

Zidane: "Ich bleibe ruhig"

Vor allem für Real ist das eine schreckliche Aussicht. Deshalb hat der Verein Einspruch gegen das Urteil eingelegt. Nicht alle aber sind von dem Erfolg eines Einspruchs derart überzeugt wie der neue Trainer Zinedine Zidane. "Ich bleibe ruhig, es ist nur ein Fehler. Die Sache wird schnell in Ordnung gebracht", sagte er.

Weil das nicht alle glauben, bereitet sich der Klub auf eine große Shoppingtour in diesem Winter vor. Bis Ende dieses Monats hat er Zeit, jene Spieler zu sich zu holen, die auf der Einkaufsliste für den Sommer stehen. In knapp zwei Wochen muss die strategische Arbeit von vier Monaten erledigt werden. Das hat schon ein gewisses Erregungspotenzial. Nicht nur bei Real. Auch die Mitbewerber auf dem Weltmarkt lässt die Entwicklung nicht kalt. Sie finden es allerdings prima, dass der mit 600 Millionen Euro im Jahr umsatzstärkste Klub auf dem Globus nun mit seinem Einkaufszettel loszieht. Denn Real ist der Motor des Fußball-Welthandels. Das Geld aus Madrid könnte die letzten beiden Transferwochen noch sehr unterhaltsam machen.

Wo Real sein Aufgebot verstärken will, steht fest. Der Klub sucht einen Stürmer, einen defensiven Mittelfeldspieler auf der Position, die seit ein paar Jahren vom "Sechser" bekleidet wird, und einen linken Verteidiger. Für den größten Gesprächsstoff sorgt die künftige Besetzung des Angriffs, weil dabei auch über den weiteren beruflichen Weg von Cristiano Ronaldo diskutiert werden muss.

Zur Unzeit, finden die Real-Verantwortlichen. Sie hatten sich das Thema für die Sommerpause vorgenommen. Tatsächlich stellen sie sich vor, dass Paris St. Germain mit den steinreichen Scheichs im Rücken Ronaldo als Nachfolger von Zlatan Ibrahimovic nach Frankreich holt. Noch, so lautet die Rechnung in Madrid, ist der portugiesische Stürmer gut für eine Ablösesumme von nahezu 100 Millionen Euro. Wenn Ronaldo geht, wäre der Weg von Gareth Bale auf die linke Seite frei. Der Waliser, ebenfalls so ein 100-Millionen-Mann, hätte sofort ziemlich gute Laune. Den Platz auf der rechten Außenbahn hatte er nur widerwillig und in Anerkennung der Bedeutung von Ronaldo akzeptiert.

Ein halbes Dutzend Kandidaten

Zwei Fragen bleiben unbeantwortet. Erstens: Würde so ein Deal nun auch in der Hektik des Winterschlussverkaufs funktionieren? Zweitens: Wer wird der dritte Stürmer neben Bale und Karim Benzema? Die Antwort auf die zweite Frage geben spanische Medien im halben Dutzend. Ihre Kandidaten sind Robert Lewandowski (Bayern München), Edinson Cavani (Paris St. Germain), Marco Reus (Borussia Dortmund), Eden Hazard (Chelsea London), Alvaro Morata (Juventus Turin) und Neymar (FC Barcelona). Das ist eine lustige Auswahl, die taktische Aspekte, Vertragsbindungen und mögliche Wünsche eines neuen Trainers im Sommer gelassen ignoriert. Sie bildet aber nur die Hektik ab, die im Verein herrschen muss.

Reals Generaldirektor José Angel Sanchez bemüht sich, ein wenig Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Er hofft, dass der Einspruch die endgültige Sperre über den Sommer hinaus verzögert. Dann geht das Theater nach der Europameisterschaft so richtig los.

(pet)
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