Geschäftsmodell Spanische Liga bekommt saudische Profis zum Nulltarif

Madrid · Die spanische Liga hat ein neues Geschäftsmodell entdeckt. Dazu hat sie ein Abkommen mit dem Fußballverband von Saudi-Arabien geschlossen. Der Inhalt: Die Saudis verleihen neun ihrer besten Nationalspieler für ein halbes Jahr an den spanischen Ligaverband.

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Der Verband verteilt die Fußballer auf neun Klubs, die dafür nichts bezahlen müssen. Salem al-Dawsari, der bekannteste der neun Profis, wurde zum FC Villarreal delegiert.

Die Saudis versprechen sich von höheren Herausforderungen ihrer Spieler bessere Chancen bei der Weltmeisterschaft. Dort trifft ihr Team im kommenden Sommer in den Gruppenpartien auf Gastgeber Russland, Ägypten und die Mannschaft Uruguays. Die Klubs erhalten die Möglichkeit, sozusagen zum Nulltarif neue Vermarktungschancen auf dem arabischen Markt zu bekommen.

Dazu müssten die Spieler natürlich zumindest mal eingewechselt werden. Eine Einsatzgarantie ist aber bislang kein Vertragsinhalt. Die Funktionäre aus Saudi-Arabien sind bei öffentlichen Auftritten so selbstbewusst, dass sie Einsatzgarantien für überflüssig halten. "Ich habe vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Spieler", sagte Sportminister Turki Al-Alshaik, "es ist unsere Aufgabe, sie bei dieser Erfahrung zu unterstützen. Denn sie sind der Anfang von vielen Transfers nach Europa." So sagt man das.

Die Wirklichkeit wird vermutlich ganz anders aussehen. Es bestehen berechtigte Zweifel an der Klasse der saudischen Fußballer. Deshalb wird ihr Alltag in einer der besten Ligen der Welt vornehmlich aus Training und Spielbesuchen auf der Tribüne bestehen. Und es ist ebenfalls nicht unbedingt wahrscheinlich, dass sich so bald eine Flut arabischer Fußballer über den europäischen Kontinent und seine Ligen ergießen wird.

Außerdem trifft der Sammel-Transfer zu Beginn des Jahres 2018 die Liga in Saudi-Arabien empfindlich. Sie verliert ihre besten Spieler und damit vielleicht auch die attraktivsten Aushängeschilder. Die spanische Spielervereinigung kann mit der Aktion nichts anfangen. Sie reagierte mit deutlicher Kritik. "Dieses neue Business-Modell priorisiert den ökonomischen Aspekt und nicht den sportlichen. Die Entwicklung und Förderung unserer Jugendspieler fällt dem Geschäft zum Opfer", erklärte die Interessenvertretung der spanischen Berufsfußballer.

(RP)
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