Analyse zu Real Madrid Die Weltmeister könnten wichtige Stützen sein
Düsseldorf · Toni Kroos passt wegen seiner Vielseitigkeit perfekt in das Spielsystem von Real Madrid. Sami Khedira zieht es derweil wahrscheinlich nach London, dabei könnte auch er dem Verein Sicherheit geben.
Kurz nach seiner Vertragsunterzeichnung und dem Medizincheck schritt Toni Kroos auf das heilige Grün des Santiago Bernabeu Stadions. Er dribbelte ein bisschen mit dem Ball, machte ein paar Tricks und schoss mal aufs Tor. Die Real-Fans klatschten tosenden Beifall. Es war ein Vertrauensbeweis an den ehemaligen Bayernspieler. "Du gehörst jetzt zu uns."
Und wahrlich, Toni Kroos könnte bei den Madrilenen eine neue Ära der "Galaktischen" einleiten. Das dürfte neben Kroos' enormem Talent auch an seinem neuen Trainer bei Real Madrid liegen. Carlo Ancelotti schätzt die Spielweise des 24-Jährigen. Er kennt sie nur zu gut. Es ist Ancelottis eigene Art des Fußballspiels, das er unter Trainer Arrigo Sacchi beim AC Mailand als Aktiver (1987-1992) nahezu bis zur Perfektion trieb. Ancelotti braucht Kroos als Spielöffner und Vorlagengeber — am liebsten auch als gefährlichen Distanzschützen. Dass Kroos all diese Fähigkeiten vereint, hat er während der WM in Brasilien bewiesen.
Im Spielsystem des 55-jährigen Italieners dürfte er als offensiver Sechser im Mittelfeld gesetzt sein. Von dort aus soll er seine punktgenauen Flanken ansetzen, seine Pässe direkt in die Laufwege von Cristiano Ronaldo und Gareth Bale. Das ist Kroos' besondere Stärke: Er lenkt das Spiel, ohne selbst oft den Ball zu haben. Das Ziel ist: schnell wieder weg damit — natürlich möglichst als Torvorlage.
Der Greifswalder ist zudem ballsicher und zweikampfstark, worauf Ancelotti viel Wert legt. Neben Kroos spielte Luka Modric eine wichtige Rolle auf der Sechser-Position. Der Kroate war in der vergangenen Saison der Chef im Mittelfeld und hat sich in die Gunst seines Trainers gespielt. Womöglich könnte er zusammen mit Kroos das zentrale Mittelfeld bilden.
Und dann steht ja mit Sami Khedira auch noch ein weiterer deutscher Weltmeister in den Diensten von Real Madrid. Allerdings verdichten sich die Gerüche über einen Wechsel zum FC Arsenal London. Dabei wäre Khedira der geeignetste defensive Partner von Kroos auf der Doppel-Sechs, obwohl die beiden in der Nationalmannschaft eher selten zusammengespielt haben.
Ancelotti wird vermutlich für seine neueste Errungenschaft James Rodríguez sein Spielsystem umstellen, von einem 4-3-3 in ein 4-2-3-1. So kann Rodríguez, der allein wegen seiner Ablösesumme in Höhe von 80 Millionen Euro gesetzt sein wird, auf seiner Lieblingsposition auf der Zehn spielen — vor ihm Karim Benzema, links Ronaldo und rechts Bale.
Bei solch einer Offensive kann ein dummer Ballverlust schnell in einem Konter enden. Deswegen braucht Ancelotti erfahrene Ballverteiler und vor allem Sicherheit im Mittelfeld. Beides kann Kroos den neuen "Galaktischen" geben, Khedira ebenfalls — wenn er bleibt.