Erfolgreichster Deutscher in der Königsklasse "Ein-Mann-Orchester" Kroos auf dem Weg in die Geschichtsbücher

Madrid/München · Die Nationalmannschaft startet ihr WM-Trainingslager in Südtirol, doch Toni Kroos wird noch bei Real Madrid gebraucht. Zum dritten Mal in Folge steht er mit den Königlichen im Finale der Champions League.

Toni Kroos bei der EM 2021: Der DFB-Mittelfeldspieler im Porträt
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Das ist Toni Kroos

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Foto: AP/Manu Fernandez

Selbst der Gedanke an die historische Dimension seiner Triumphe bringt Toni Kroos kaum aus der Ruhe. "Natürlich nimmt man einen Platz in der Geschichte ein, der schon speziell ist", sagt der Mittelfeldstar im ZDF-Interview und erweckt dabei den Eindruck, als rede er vom Kuchenbacken. Schon speziell? Einmalig!

Gewinnt Kroos mit Real Madrid am Samstag erneut den Titel in der Champions League, steigt er zum erfolgreichsten deutschen Fußballer überhaupt in der Königsklasse auf. Der Greifswalder würde mit seinen 28 Jahren und vier Triumphen Bayern-Legenden wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller oder Uli Hoeneß hinter sich lassen, sollte Real den FC Liverpool mit Teammanager Jürgen Klopp in Kiew bezwingen.

Bereits jetzt ist die Karrierebilanz des Weltmeisters gigantisch. "Die ganzen Namen klingen schon", sagt Kroos. Er lächelt dabei - immerhin.

Als Kroos München verließ, ging es auch um Wertschätzung

Kroos und der Erfolg, es ist eine Symbiose. Und bei Bayern München dürften sie schon mehrfach bereut haben, dass der Abgang nach Madrid vor vier Jahren für eine heutzutage läppische Ablöse von 30 Millionen Euro nicht verhindert wurde.

Es soll damals auch um fehlende Wertschätzung gegangen sein, nicht nur in monetärer Form. "Toni ist bei Real zu einem Weltklassespieler gereift", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dem spanischen Sportblatt AS einmal. Er wäre es vermutlich auch in München geworden.

Kroos verkörpert für Madrids Coach Zinedine Zidane, was der 82-malige Nationalspieler auch für Bundestrainer Joachim Löw ist: den Taktgeber. Kroos steuert die Angriffe, er dirigiert sie, er verschleppt, er beschleunigt. Und ihm unterlaufen nur im Ausnahmefall gravierende Fehler, seine Passquote liegt nur selten unter 90 Prozent. Einen "unglaublich intelligenten Spieler", nennt ihn Zidane. Die Sporttageszeitung Marca bezeichnete Kroos als "Ein-Mann-Orchester".

Auch wenn in Madrid in der Regel Cristiano Ronaldo die offensichtlichen Glanzpunkte setzt, ist ein Erfolg im Kiewer Nationalstadion wahrscheinlich noch abhängiger von der Verfassung des deutschen Stars. Kroos spürt "extreme Vorfreude" vor seiner dritten Finalteilnahme in Serie, "weil es wieder etwas Großes zu gewinnen gibt. Routine wird das nie".

Kroos weicht der Favoritenfrage vor dem Finale aus

Kroos ist auch deswegen besonders gefragt, weil er in der Zentrale den zu erwartenden Liverpooler Ansturm eindämmen und ausbremsen muss. Aus den Duellen mit dem FC Bayern gegen Klopp und Borussia Dortmund zieht er Erfahrung. "Ich erwarte Liverpool hoch aggressiv", betont Kroos, "mit einem hohen Pressing, weil es die Charakteristik der Mannschaften von Jürgen Klopp ist. Sie werden heiß sein, dafür wird er schon sorgen."

Und Kroos will dafür sorgen, dass die Reds rasch abkühlen und Real seiner Favoritenrolle gerecht wird. Wobei, Favorit? "Das bringt eh nix", merkt Kroos an und verdeutlicht: "Man hat gesagt, dass Paris gegen uns Favorit ist, dass vielleicht auch Bayern Favorit ist, weil wir nicht die beste Saison haben. Am Ende sind wir jetzt aber wieder da."

Und in der kommenden Woche mit der "Decimotercera" zum DFB-Team zu reisen, dem 13. Real-Triumph in der Königsklasse, wäre gewiss auch ein Ansporn für die Titelmission in Russland. "Die WM ist schon im Hinterkopf", sagt Kroos, "aber darauf liegt die Konzentration - verständlicherweise - nach dem Finale."

(SID)
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