Real Madrid Modric macht Özil und Khedira Druck

Düsseldorf · Normalerweise verliert Real Madrid in der spanischen Liga allenfalls gegen den FC Barcelona. Das ist schon schmerzhaft genug, hält aber keinen Vergleich aus zur Wirkung, die eine Schlappe im Duell mit dem winzigen Lokalrivalen FC Getafe hat. Mit einem 1:2 beim Vorortklub hat Real den Start in die Saison gründlich verpatzt. Nach zwei Spielen ist erst ein Punkt auf dem Konto.

Das ist Luka Modric
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Foto: AFP

Dafür ist offenbar noch reichlich Bargeld an Bord. Für eine Ablösesumme von 42 Millionen Euro kommt der kroatische Mittelfeldspieler Luka Modric von Tottenham Hotspur. Ob die Verpflichtung eine Reaktion auf den Fehlstart ist, wollte gestern niemand bestätigen. Sehr wahrscheinlich aber wird der Kroate vor allem den beiden deutschen Nationalspielern in Reals Mittelfeld ordentlich Druck machen. Denn weder Mesut Özil noch Sami Khedira ist überzeugend in die Saison gekommen. Während Khedira sein Geld zurzeit auf der Ersatzbank verdient, haben sich die immer sehr lautstarken Kritiker Reals so richtig auf Özil eingeschossen. "Özil ist der größte Scharlatan, den ich je sah. Er wird bloß von denen verteidigt, die ihn nur sehen, wenn er gut spielt. Und das ist sehr selten", motzte der Kolumnist der Zeitung "El Mundo". Und selbst das dem Klub sehr nahestehende Blatt "Marca" stellte fest: "Es wird viel darüber gesprochen, dass Modric Xabi Alonso und Khedira entlasten soll, aber der wahre Grund ist, dass er Mesut Özil Beine machen wird."

Offenkundig haben die Medien in Spanien nun die Diskussion um Özils gelegentlich teilnahmslos wirkendes Spiel aufgenommen, die auch in Deutschland nach der EM-Vorrunde geführt wurde. Wie sehr die öffentlichen Angriffe Trainer José Mourinho berühren, ist noch nicht festzustellen. Er hat sich jedenfalls in der Vergangenheit immer vor Özil gestellt, der durch kleine, fast unsichtbare Aktionen eine Begegnung lenken kann.

Mourinho will allerdings, dass sich seine Kreativkraft auch sichtbar ins Spiel einbringt. Zumindest in der vergangenen Saison war das Bemühen des früheren Schalkers zu erkennen. Özil selbst nimmt Modric zunächst mal nicht als unmittelbare Bedrohung wahr. Real sei ein Klub mit 20 oder mehr Weltklasseleuten, sagte er der "Welt", in so einer Mannschaft "musst du dich ohnehin immer beweisen". Um seinen Anspruch auf den Stammplatz zu unterstreichen, fügte er gern hinzu, dass er sich immerhin gegen den brasilianischen Star Kaka durchgesetzt habe.

Während Özil bei Real die Rolle eines offensiven Spielmachers in der Spitze einnimmt, kommt Modric deutlich lieber aus der Tiefe des Raumes. Die neueren Sportsprachbücher würden ihn einen "Achter" nennen. Auch das erklärt Özils demonstrative Gelassenheit. Zu sicher aber darf er sich nicht sein — schon gar nicht im zuverlässig aufgeregten Madrid.

(RP/can)
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