Müller-Rekord geknackt Messi verkürzt die Ewigkeit auf 40 Jahre

Bis der Weltverband Fifa die Zahlen vor einiger Zeit veröffentlichte, ahnte noch niemand, auf welchen Spuren Lionel Messi wandelt. Nun hat er mit seinem 86. Tor im Jahr 2012 den Rekord von Gerd Müller gebrochen. Wir zeichnen seinen märchenhaften Rekordweg nach.

91 Tore – Lionel Messis Rekordjahr 2012
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91 Tore – Lionel Messis Rekordjahr 2012

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Foto: afp, Jorge Guerrero

Lionel Messi ist der Mann für die fußballerischen Glaubensfragen. Geht es um den besten Fußballer, den dieser Planet je gesehen hat, misst er sich schon jetzt, gerade einmal 25 Jahre alt, mit Pele, Diego Maradona, Johan Cruyff, Zinedine Zidane und Franz Beckenbauer. Da ist es zunächst einmal wohltuend, wenn Zahlen eine eindeutige Sprache sprechen — zumindest auf den ersten Blick.

Seit Sonntagabend hat Messi einen weiteren Rekord inne: In einem Kalenderjahr hat noch kein Profi mehr Treffer erzielt. Das fiel lange Zeit nur niemandem auf, weil der Fußball traditionell Anfang August ins neue Jahr rutscht und im Juni Silvester feiert. Im 66. Pflichtspiel gelangen dem kleinen Argentinier gegen Betis Sevilla seine Treffer 85 und 86. Gerd Müller, der "Bomber der Nation", hatte sich bereits Tage zuvor geschlagen gegeben. In 60 Partien traf er 1972 insgesamt 85 Mal. Es schien ein Rekord für die Ewigkeit zu sein — bis Messi kam und die Ewigkeit auf 40 Jahre beschränkte.

Bilanz wie in der D-Jugend

Jetzt stellt sich jedoch die Frage: Welche Leistung ist höher zu bewerten? Selbst die New York Times, das renommierte Blatt aus den USA, mischt sich in die Diskussion ein. Müllers Quote ist leicht besser, pro Spiel traf der heute 67-Jährige öfter als Messi (1,42 zu 1,30). Nur fielen in der Vergangenheit noch deutlich mehr Tore im Profifußball. Angesichts dieses Rückgangs machen alleine Messis 56 Treffer in 36 Spielen der Primera Division den Eindruck, seine Bilanz seit mit der eines niederrheinischen D-Jugend-Spielers vertauscht worden.

Nun kann nur der allergrößte Purist behaupten, jedes Tor sei gleich wichtig. Müller legt zwei Tore im EM-Finale 1972 in die Waagschale. Messi traf beim 3:0 des FC Barcelona im spanischen Pokalfinale einmal. Da hat der Rekordtorschütze der deutschen Nationalmannschaft die Nase vorn — obwohl Messi den Klassiker zwischen Argentinien und Brasilien mit drei Toren im Alleingang entschieden hat.

Champions-League-Rekord für Messi

Lässt man die Sommerpause außen vor, gönnte sich Messi maximal eine Torpause von 20 Tagen. Seine fünf Treffer im Champions-League-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen bescherten ihm einen weiteren Rekord. In 15 Spielen der Primera-Division-Saison 2012/2013 war er 23 Mal erfolgreich — zehnmal doppelt, einmal dreifach.

Unter Müllers 85 Treffern, die er vor 40 Jahren erzielte, finden sich zwölf im DFB-Ligapokal, der damals genutzt wurde, um die Olympiapause zu überbrücken. Der FC Bayern scheiterte zwar in der Gruppenphase, Müller netzte dennoch munter ein - zum Beispiel gegen die Supermacht vom FC Bayern Hof.

Vielleicht sind es auch nicht einmal die Zahlen, sondern eine Randnotiz, die Messis Rekordleistung in das richtige Licht rückt. Am Mittwoch unternahm der 25-Jährige den ersten Versuch, Müller einzuholen. Doch der Champions-League-Abend im Camp Nou endete für Messi im Krankenhaus. Der Verdacht auf Kreuzbandriss bestätigte sich nicht.

Trotz Knieprellung lief der Argentinier gegen Sevilla wieder auf — und holte nach, was ihm vier Tage zuvor noch verwehrt geblieben war. Jetzt will er den Rekord solange behalten wie Müller. Dass es so kommt, kann momentan nur einer verhindern — Messi selbst.

(seeg/csi/seeg/sap)
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