Karim Benzema gewinnt den Ballon d'Or Vom ausgebuhten Skandalspieler zur Stürmer-Legende

Analyse | Düsseldorf · Karim Benzema fiel in seiner bisherigen Karriere immer wieder mit negativen Schlagzeilen auf. Nun wurde der Franzose als bester Fußballer des Jahres ausgezeichnet. Was den Angreifer von Real Madrid so stark macht.

Karim Benzema von Real Madrid ist der Gewinner des Ballon d'Or 2022.

Karim Benzema von Real Madrid ist der Gewinner des Ballon d'Or 2022.

Foto: dpa/Francois Mori

Kaum ein Fußballer auf der Welt wurde in den vergangenen Monaten so sehr in den Himmel gelobt wie Karim Benzema – und das auch zu Recht. Der Franzose steuerte in 46 Pflichtspielen für Real Madrid unglaubliche 44 Tore bei und hatte einen erheblichen Anteil an Reals Champions-League-Triumph, indem er in der vergangen Spielzeit der Königsklasse sowohl gegen Paris Saint-Germain als auch den FC Chelsea und Manchester City als Unterschiedsspieler herausstach.

Und so überraschte es eigentlich kaum jemanden, dass der 34-Jährige am Montag in Paris mit dem Ballon d‘Or als bester Fußballer des Jahres ausgezeichnet wurde.

Doch seine Karriere hätte auch einen ganz anderen Lauf nehmen können. 2015 wurde Benzema wegen seiner Verwicklung in die Erpressung des ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Mathieu Valbuena für fünf Jahre aus der Equipe Tricolore verbannt und musste in Untersuchungshaft. Er galt in Frankreich als Persona non grata und musste aus der Ferne mit ansehen, wie die Franzosen bei der WM 2018 in Russland den Titel feierten.

Fußball: Das ist Karim Benzema
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Das ist Karim Benzema

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Foto: AFP/JAVIER SORIANO

Und auch während seiner Anfangszeit bei Real Madrid hätten wohl selbst die größten Fußball-Experten nur hämisch gelacht, wen man ihnen gesagt hätte, dass der Stürmer eines Tages mal den Ballon d‘Or gewinnen wird. Benzema galt zwar schon damals als spielintelligenter Angreifer, der jedoch bei weitem nicht so viele Tore schoss wie sein damaliger Teamkollege Cristiano Ronaldo. Selbst sein ehemaliger Trainer José Mourinho machte sich 2010 über den Franzosen lustig und spottete: „Wenn du keinen Hund zum Jagen hast, musst du die Katze nehmen.“ Ein gefundenes Fressen für die Fans von Real Madrid, die Benzema bei einem Ligaspiel im Jahr 2017 gegen den FC Valencia gnadenlos ausbuhten, nachdem er mehrere hundertprozentige Torchancen vergab.

Fünf Jahre später ist der 34-Jährige eine totale Identifikationsfigur der Madrilenen. Die Fans huldigen ihren „König Karim“, der auf der Zielgeraden seiner Karriere so gut ist wie nie zuvor. Benzema wollte sein altes Skandal-Image hinter sich lassen. Dies erreichte er durch sportliche Leistungen, was für einen starken mentalen Charakter spricht. Er arbeitet als Stürmer auch nach hinten mit, bereitet Treffer für Mitspieler vor und trumpft vor allem in den ganz wichtigen Spielen als selbstbewusster Anführer und eiskalter Torjäger auf. Eine Kombination von Eigenschaften, die ihn spätestens nach seinem Karriereende in einen elitären Kreis mit Stürmer-Legenden wie Pelé, Gerd Müller oder dem brasilianischen Ronaldo bringen wird – wenn er nicht schon längst dort angekommen ist.

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