Paolo Rossi wird 60 Skandal-Kicker, WM-Held, Legende

Rom · Kaum jemand traute dem lange gesperrten Paolo Rossi vor der WM 1982 etwas zu. Doch der Stürmer schoss die Azzurri mit sechs Toren fast im Alleingang zum Titel. Auch kurz vor seinem 60. Geburtstag erinnern sich viele Italiener noch an seinen legendären WM-Sommer von Madrid.

 Spätestens der 3:1-Sieg gegen Deutschland im WM-Finale 1982 machte aus Rossi in seiner Heimat einen Helden.

Spätestens der 3:1-Sieg gegen Deutschland im WM-Finale 1982 machte aus Rossi in seiner Heimat einen Helden.

Foto: dpa

Sechs Tore, Millionen begeisterter Fans und zum krönenden Abschluss der Titel: Die Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien war das Turnier des italienischen Nationalspielers Paolo Rossi. Nie zuvor und nie wieder danach zeigte der Stürmer so eine beeindruckende Form. Der Titelgewinn mit der Squadra Azzurra durch einen 3:1-Sieg gegen Deutschland im Endspiel machte den ehemaligen Skandal-Kicker in seiner Heimat schlagartig zum Helden und zur Legende. An diesem Freitag feiert der 48-malige Nationalspieler seinen 60. Geburtstag.

"Je mehr Zeit vergeht, umso mehr wird es zum Mythos"

"Diese WM war einzigartig, nicht zu wiederholen, in jeder Hinsicht", sagte der Weltfußballer des Jahres 1982 über die große Sternstunde seiner Karriere, für die ihn auch heute noch fast jeder Italiener kennt und verehrt. Mit drei Toren gegen Brasilien, zwei gegen Polen und einem Treffer gegen Deutschland im Finale schoss Rossi sein Team fast im Alleingang zum dritten Titel. "Je mehr Zeit vergeht, umso mehr wird es zum Mythos", sagte er. "Damals war es ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich Millionen Menschen glücklich gemacht hatte."

Dabei gab es in Italien einen Aufschrei, als Nationaltrainer Enzo Bearzot den damals 26 Jahre alten Rossi in sein WM-Aufgebot berief. Zwar hatte der Stürmer schon vorher mit starken Leistungen überzeugt, vielen waren jedoch vor allem seine Skandale im Kopf geblieben. Wegen seiner Verwicklung in den Wettskandal war der Angreifer zuvor für zwei Jahre gesperrt gewesen und hatte kaum Spielpraxis sammeln können. "Ich werde nie aufhören, Bearzot zu danken, der einzige, der immer an mich geglaubt hat", sagte Rossi rückblickend der "Gazzetta dello Sport".

Schon in den Jahren zuvor hatte Rossi trotz seines großen Talents nie wirklich konstante Leistungen gezeigt, war immer wieder verletzt und wechselte oft den Verein. Und auch zu Beginn der WM enttäuschte der kleine und schmächtige Stürmer, traf in den Vorrundenspielen kein einziges Mal. Die Kritiker sahen sich bestätigt. Doch dann gelang ihm mit insgesamt sechs Toren ein sensationelles Comeback. "Wir wussten, dass er in Form ist, seine Tore waren keine Überraschung für uns", erinnerte sich der damalige Kapitän Dino Zoff später.

Nach dem WM-Titel ging es steil bergab

Doch nach dem Höhepunkt mit dem Titelgewinn ging es für Rossi ebenso steil bergab wie zuvor bergauf. Als umjubelter WM-Held gewann er mit Juventus Turin die Meisterschaft und den Europacup. Doch mehrere Knie-Operationen, Vereinswechsel und einige schwache Auftritte im Nationalteam ließen den Helden von Madrid von der Bildfläche verschwinden. 1987 beendete er schließlich wegen anhaltender Knieprobleme seine Karriere.

Danach arbeitete Rossi als Manager beim SSC Neapel, konzentrierte sich aber bald wieder auf seine Immobilienfirma. Mittlerweile betreibt der frühere Weltstar eine Fußballschule in der Nähe von Perugia, kümmert sich um seinen Ferien-Bauernhof in der Toskana und kommentiert ab und an Spiele für das italienische Fernsehen. Eine Ausstellung in Italien und europäischen Städten wie München zeigt zu seinem 60. Geburtstag bedeutende Momente seiner Karriere.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort