Fifa-Gala Neid ist Welttrainerin des Jahres — Deutsche sahnen ab

Zürich · Silvia Neid ist zum dritten Mal als Fifa-Welttrainerin ausgezeichnet worden. Knapp fünf Monate nach der Olympia-Goldmedaille in Rio erhielt sie die Ehrung in Zürich bei der Gala des Weltverbands. Sie war nicht die einzige Deutsche, die jubeln durfte.

Fifa: Silvia Neid als Welttrainerin ausgezeichnet
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Neid als Welttrainerin ausgezeichnet

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Foto: afp

Als Silvia Neid in ihrem knielangen Kleid mit der schicken Brosche auf der Bühne stand, war sie den Tränen nahe. "Das ist der Wahnsinn. Das ist einer der schönsten Momente in meiner Karriere. Ich bin überwältigt, dass ich diesen Preis zum dritten Mal entgegennehmen darf", sagte die frühere Frauenfußball-Bundestrainerin, die 143 Tage nach dem goldenen Olympia-Triumph im Maracana am Montagabend als Welttrainerin des Jahres ausgezeichnet wurde.

Damit hat die 52-Jährige die Abstimmung des Weltverbandes Fifa bereits zum dritten Mal nach 2010 und 2013 gewonnen. Neid war zuvor bereits die Einzige, die diesen Preis mehr als einmal verliehen bekam. "Mein Dank gilt der Mannschaft und dem Team hinter dem Team", sagte die bewegte Neid, die sich gegen Pia Sundhage (Schweden) und Jill Ellis (USA) durchsetzte.

Gold als krönender Abschluss

Zum Abschluss ihrer Arbeit als Nationaltrainerin hatte Neid im vergangenen Jahr mir ihrer Mannschaft die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Rio gewonnen. Die gebürtige Walldürnerin, die von Steffi Jones beerbt wurde, ist mittlerweile Leiterin der neu geschaffenen Scouting-Abteilung für Frauen und Juniorinnen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).

Neid hatte den zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameister von 2005 bis 2016 als Hauptverantwortliche betreut. Unter ihrer Regie gewannen die Deutschen einmal den WM-Titel (2007) und triumphierten zweimal bei der EM (2009 und 2013). Zudem holte Neid mit ihrem Team Olympia-Bronze 2008.

Die 111-malige Nationalspielerin war an allen bisherigen Titelgewinnen für Deutschland als Spielerin, Co- oder Cheftrainerin beteiligt. Den Tiefpunkt ihrer Amtszeit erlebte Neid im Jahr 2011. Nach dem bitteren Viertelfinal-Aus bei der missratenen Heim-WM gegen den späteren Weltmeister Japan (0:1 n.V.) war die Blondine schwer angezählt. Ein Rauswurf oder ein Rücktritt lagen damals in der Luft.

Neid gestand beim Blick zurück selbst ein, dass die Lebenserfahrung nach dem Scheitern bei der WM und die folgende Kritik besonders "schmerzhaft" waren. Ihr Status als Erfolgstrainerin war allerdings nur kurz angekratzt. Schon bei der EM 2013 in Schweden holten die Deutschen trotz des Ausfalls von sechs Stammkräften den Titel.

Zwei Jahre später wurde die Kritik nach dem Halbfinal-Aus bei der WM-Endrunde in Kanada wieder lauter. Schon zuvor hatte Neid allerdings angekündigt, nach Olympia zurückzutreten.

Kroos und Neuer in der Mannschaft des Jahres

Sie war nicht die einzige Deutsche, die an diesem Abend etwas zu feiern hatte. Die deutschen Nationalspieler Manuel Neuer und Toni Kroos stehen in der Fifa-Weltauswahl des Jahres 2016. Bayern Münchens Torwart Neuer ist der einzige Akteur der Auswahl, der nicht beim FC Barcelona oder bei Real Madrid gespielt hat. Neben Kroos wurden noch Cristiano Ronaldo, Luka Modric, Marcelo und Sergio Ramos von Champions-League-Sieger Real berufen.

Lionel Messi, Luis Suárez, Andrés Iniesta und Gerard Pique spielen bei Barcelona, der frühere Barca-Profi Dani Alves läuft inzwischen für Juventus Turin auf. Barcelonas Spieler waren am Montagabend allerdings nicht bei der Fifa-Gala in Zürich, da sie sich beim spanischen Meister auf das Pokalrückspiel gegen Atletic Bilbao vorbereiten sollen. Neuer reiste aus dem Bayern-Trainingslager in Katar in die Schweiz. Organisiert wurde die Abstimmung von der Spielergewerkschaft FIFPro. Mehr als 25.000 Profis aus 75 Ländern nahmen an der Wahl teil.

BVB-Fans dürfen auch jubeln

Die Fans des Bundesligisten Borussia Dortmund haben zusammen mit den Anhängern von Jürgen Klopps FC Liverpool den Fanpreis der Fifa gewonnen. Beide Gruppen wurden für ihr Gedenken am Vorabend des 27. Jahrestages der Stadionkatastrophe von Hillsborough ausgezeichnet. Vor Liverpools 4:3 gegen den BVB im Viertelfinale der Europa League (14. April 2016) hatten alle Zuschauer die Liverpooler Hymne "You'll Never Walk Alone" gesungen.

Lloyd setzt sich gegen Behringer durch

US-Nationalspielerin Carli Lloyd ist zum zweiten Mal in Folge zur Weltfußballerin des Jahres gewählt worden. Die 34-Jährige wurde am Montagabend in Zürich geehrt. Sie setzte sich gegen die frühere DFB-Nationalspielerin Melanie Behringer und die fünfmalige Preisträgerin Marta (Brasilien) durch.

"Das hatte ich nicht erwartet. Melanie hätte es nach den tollen Olympischen Spielen sicher auch verdient gehabt", sagte Lloyd: "Ich versuche, jedes Jahr besser zu werden. Die WM 2019 ist mein großes Ziel." Im vergangenen Sommer trug Behringer mit ihren fünf Turniertoren in Brasilien maßgeblich zum erstmaligen Olympiasieg der deutschen Fußballerinnen bei. Anschließend trat sie nach 123 Länderspielen aus dem Nationalteam zurück.

(sid)
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