Deniz Naki Staatsanwaltschaft schließt politisch motivierte Tat nicht aus
Düren · Bei Düren ist am Abend auf der Autobahn 4 ein fahrendes Auto beschossen worden. In dem Wagen saß der deutsch-kurdische Ex-St.-Pauli-Spieler Deniz Naki, ein Kritiker der türkischen Regierung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in alle Richtungen.
Der Zwischenfall ereignete sich gegen 23 Uhr auf der Autobahn 4 bei Düren. Es sei niemand verletzt worden, teilte die Aachener Polizei in der Nacht mit. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchter Tötung gegen Unbekannt. Auf den Wagen des 28-Jährigen seien auf der Autobahn bei Düren in der Nacht zu Montag aus einem Auto heraus mehrere Schüsse abgegeben worden, sagte die Aachener Staatsanwältin Katja Schlenkermann. "Wir ermitteln in alle Richtungen." Auch eine politisch motivierte Tat sei nicht auszuschließen. "Wir nehmen die Angaben von Herrn Naki sehr ernst. Die Auswertung der Spuren laufe, Detailangaben könne die Behörde zunächst nicht machen. Für eine Fahndung fehlten ausreichende Hinweise auf den oder die Täter.
Naki selbst hatte der Zeitung "Die Welt" und dem Portal "Bento" gesagt, dass in der Nacht auf ihn und seinen Wagen geschossen worden sei. Die Schüsse seien aus einem schwarzen Kombi abgefeuert worden, der auf der linken Spur etwas zurückgesetzt gefahren sei. Er sei auf der Spur ganz rechts gefahren, als er plötzlich die Schüsse gehört habe, sagte er der Zeitung.
"Ich hatte Todesangst", sagte Naki der "Welt". Zu "Bento" sagte Naki: "Ich glaube, dass es hier um eine politische Sache geht." Bilder, die Naki dem Bericht zufolge nach dem Anschlag aufnahm, sollen Einschusslöcher am Fenster und nahe eines Reifens seines Wagens zeigen.
Deniz Naki, früher Spieler des FC St. Pauli und des SC Paderborn, wuchs in Düren auf. Er steht derzeit beim kurdischen Verein Amed Sportif Faaliyetler unter Vertrag, der in der dritten türkischen Liga spielt.
Naki war im vergangenen April in der Türkei wegen angeblicher "Terrorpropaganda" zu 18 Monaten und 22 Tagen Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der Deutsch-Türke kurdischer Abstammung, dem vorgeworfen worden war, in den sozialen Medien für die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) geworben zu haben, wies den Vorwurf stets zurück. Er hatte allerdings das Vorgehen der türkischen Sicherheitskräfte gegen PKK-Anhänger im Südosten der Türkei kritisiert.
Die Co-Vorsitzende der Linken-Fraktion im Hamburger Parlament, Cansu Özdemir, sprach bereits in der Nacht von einem "Mordanschlag". Während der Fahrt sei auf den Ex-St.-Pauli-Spieler geschossen worden, schrieb sie im Kurznachrichtendienst Twitter.