Portugals Fußball-Star stirbt mit 71 Jahren Der Weltfußball trauert um Eusebio

Düsseldorf · Portugals Antwort auf Pelé starb im Alter von 71 Jahren. Er prägte die Weltmeisterschaft 1966 mit seinen Toren.

 Fans gedenken Eusebio.

Fans gedenken Eusebio.

Foto: ap, Francisco Seco

Die Erinnerung ist schwarz und weiß. Auf verschneiten Fernsehbildern und Fotos der Weltmeisterschaft 1966 wurde Eusebio auch für die Deutschen ein Star. Er schoss die meisten Tore dieser Titelkämpfe in England, er führte Portugal überraschend auf Platz drei. Und er galt als europäische Antwort auf den brasilianischen Zauberkünstler Pelé. In der Nacht zu gestern ist er mit 71 Jahren an einem Herzstillstand gestorben. "Sein Leben ist ein Vermächtnis für alle, die den Fußball lieben", schrieb der portugiesische Fußball-Verband FPF. Die Regierung hat eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.

Eusebio wurde als viertes von neun Kindern eines Weißen und einer dunkelhäutigen Frau in Portugals Provinz Mosambik geboren. Und er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Der Fußball eröffnete ihm einen Weg aus dieser Armut. Obwohl damals der Beruf des Spieleragenten noch nicht erfunden war und längst nicht jede Begabung auffiel, kam an Eusebio niemand vorbei. Schon mit 15 Jahren wollte ihn Juventus Turin verpflichten. Das aber verbot die Mutter.

Mit 18 Jahren kam er nach Portugal zu Benfica Lissabon. Die Legende will, dass sein neuer Trainer über die Begabung Eusebios sagte: "Das ist Gold, das ist Gold." 50 Jahre vor der Diskussion um falsche Neuner, Neuneinhalber, hängende Mittelstürmer und stürmende Mittelfeldspieler war Eusebio genau das: ein Offensivmann, der überall im letzten Drittel des Spielfeldes zu Hause war. Ähnlich wie der große Pelé passte er nicht ins starre Schema, das für Mittelstürmer entworfen war. Er schoss Tore, er setzte seine Kollegen in Szene, er glänzte als Dribbler, und er war ein sehr gefährlicher Kopfballspieler. Kurzum: Er war ein perfekter Fußballer.

Eusebio begründete die Glanzzeit von Benfica Lissabon. Zehnmal führte er den Klub zur Meisterschaft, er gewann mit ihm den Europapokal der Landesmeister (heute Champions League), er traf in 301 Liga-Einsätzen 317-mal.

Trotzdem stand er nicht auf der Sonnenseite. In Portugals Gesellschaft war der Rassismus Alltag, auch die Fußballer spürten, dass sie immer Menschen zweiter Klasse waren. Eusebio, vom Können ein Megastar, verdiente gerade mal durchschnittlich. Zu seiner Zeit hieß das: nicht einmal 500 Euro im Monat. Und als er in seiner ganz späten Karrierephase die Erlaubnis bekam, ins Ausland zu wechseln, war er zu alt für die großen Klubs. In den USA und Kanada spielte er noch ein paar Jahre, mit 34 war Schluss. Er beendete seine Laufbahn geräuschlos.

Anders als große Fußballer seiner Zeit wie Pelé und Franz Beckenbauer hatte Eusebio keine bemerkenswerte Karriere nach der aktiven Zeit. Er arbeitete in einer bescheidenen Rolle als Co-Trainer für Benfica und als Repräsentant für die Nationalmannschaft. Und er hatte zunehmend gesundheitliche Probleme. Vor allem das Herz machte ihm zu schaffen. In der Nacht zu Sonntag hörte es auf zu schlagen. Die Fußball-Welt reagierte mit Mitgefühl. "Ein großer Verlust für uns alle! Der Allergrößte", twitterte der ehemalige portugiesische Superstar Luis Figo. Sein Nachfolger Cristiano Ronaldo schrieb beim Internetdienst Facebook: "Immer ewig Eusebio. Ruhe in Frieden." Beckenbauer würdigte den "Schwarzen Panther" bei Twitter: "Einer der größten Spieler aller Zeiten ist tot." Und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach erklärte, Eusebio habe ihn nicht als Fußballer, sondern "auch als Mensch mit seiner Geschichte beeindruckt".

(RP)
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