14 Stockwerke, 18.000 Gräber In diesem Hochhaus wird Pelé beigesetzt

Santos/Düsseldorf · Fußball-Legende Pelé wird an diesem Dienstag in seiner Heimatstadt Santos beigesetzt. Doch nicht etwa in der Erde, sondern im neunten Stock. Lesen Sie hier alle skurrilen Details zum Hochhaus-Friedhof „Memorial Necrópole Ecuménica“.

Das 14-stöckige Friedhof-Hochhaus Memorial Necropole Ecumenica in Santos.

Das 14-stöckige Friedhof-Hochhaus Memorial Necropole Ecumenica in Santos.

Foto: dpa/Luigi Bongiovanni

Am Dienstag endet Pelés Reise. Der Sarg des dreimaligen Weltmeisters wird während einer Parade durch die Straßen seiner Geburtsstadt Santos zu seiner letzten Ruhestätte gefahren. Die Strecke führt unter anderem am Haus von Pelés Mutter Celeste vorbei, die im vergangenen November 100 Jahre alt geworden ist. Die Beerdigung auf dem Friedhof Memorial Necrópole Ecumênica wird anschließend im engen Familienkreis stattfinden. Doch dieser Friedhof ist wahrlich ungewöhnlich.

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Foto: AFP/NORBERTO DUARTE

Hierbei handelt es sich nicht um eine traditionelle Friedhofsfläche, sondern um ein 14-stöckiges Hochhaus, das in der 420.000-Einwohner-Stadt im Süden Brasiliens zwischen Wohnhäusern auf der einen und einem dichten Regenwald auf der anderen Seite in die Höhe emporragt. Auf den ersten Blick sieht es wie ein gewöhnliches Apartment-Haus aus. 1983 begann die Konstruktion, zunächst kleiner, als es heute ist. Bereits ein Jahr später fand dort die erste Beisetzung statt. Inzwischen verfügt über circa 18.000 Gräber, soll in den kommenden Jahren aber um ein weiteres Gebäude mit einer Höhe von 108 Metern ergänzt werden. Wie Pelé selbst steht auch seine Begräbnisstätte im Guinnessbuch der Rekorde: er selbst als einziger dreimaliger Fußballweltmeister, das Gebäude als höchster Friedhof der Welt.

Die Gedenkstätte wurde von dem argentinischen Unternehmer Pepe Altstut entworfen, um mehrere Probleme zu lösen: Zum einen besteht aufgrund des tropischen bis subtropischen Klimas in der Region eine Bestattungspflicht innerhalb von 24 Stunden. Pelés Fall bildet da eine Ausnahme. Der Hochhaus-Friedhof ist deshalb auch 24 Stunden, sieben Tage die Woche an 365 Tagen im Jahr geöffnet, um Angehörigen schnell und zu jedem Zeitpunkt ein Begräbnis ermöglichen zu können. Außerdem werden traditionelle Friedhöfe aufgrund des hohen Grundwasserspiegels häufig überflutet, was durch das Hochhaus umgangen wird.

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Foto: AFP/MIGUEL SCHINCARIOL

Neben den Grüften enthält das Gebäude Räume für Gottesdienste, eine Kapelle, ein Krematorium und ein Mausoleum. Letzteres laut Internetauftritts des Memorial Necrópole Ecuménica „für Familien, die ihr Vermächtnis auf eine persönlichere und privatere Weise bewahren wollen“. Die Lobby ist ähnlich gestaltet, wie es in einem Hotel der Fall wäre: mit Sitzgelegenheiten und Zeitschriften für Wartende. Ein Flachbildschirm zeigt die Zeiten für die Beerdigungen an. In allen Stockwerken begleitet Besucher Violinen- und Klaviermusik in einer Endlosschleife. Auf jeder Etage gibt es Reihen von nummerierten Blöcken mit bis zu 150 Gräbern.

Der jeweilige Preis für ein Grab hängt von dem Stockwerk ab. Umso höher man beigesetzt werden möchte, desto mehr kostet es. Jedes Grab kann bis zu sechs Leichen aufnehmen und ist mit einem Belüftungssystem ausgestattet. Die Verwesung dauert etwa drei Jahre. Auf Wunsch der Familie kann der Leichnam dann exhumiert und die Gebeine in einen separaten Teil der Gedenkstätte überführt werden.

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Foto: dpa, rf nic hpl

Darüber hinaus enthält das Gebäude ein kleines Restaurant sowie Suiten für Besucher, die von weiter weg anreisen und eine Übernachtungsmöglichkeit brauchen. Es gibt einen tropischen Garten mit einem Wasserfall und einem kleinen Café auf dem Dach, um die Aussicht zu genießen. Da Erbauer Pepe Altstut ein Liebhaber von Oldtimern war, befindet sich auf dem Gelände auch ein Oldtimer-Museum. Laut Website ziele es wie das gesamte Projekt darauf ab, den Blick auf traditionelle Friedhöfe zu entmystifizieren. Man wolle Besuchern ermöglichen, Spannungen abzubauen und eine friedliche Umgebung bieten. Die Qualität der erbrachten Dienstleistungen hat dem Memorial Necrópole Ecumênica weltweite Anerkennung eingebracht, wie die Auszeichnung für den meistbesuchten Friedhof der Welt, der ihm 2015 auf dem Weltfriedhofstreffen in Spanien verliehen wurde.

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Foto: AP/Marcelo Chello

In Anlehnung an seinen Vater Joao Ramos, der als Stürmer die Nummer neuen trug, wird Pelé im neunten Stock des Gebäudes beigesetzt. Neben seinem Vater wurden hier noch weitere Angehörige von Pelé sowie sein ehemaliger Sturmpartner Coutinho im Necrópole beigesetzt. Von der Gruft aus hat man einen Ausblick auf das Estadio Urbano Caldeira, in dem Pelé zwischen 1956 und 1974 für den FC Santos viele seiner 1281 Tore erzielte. Der Jahrhundertfußballer hatte sein Grab übrigens schon vor 19 Jahren gekauft. „Ein Ort, der spirituellen Frieden und Ruhe ausstrahlt, wo niemand sich deprimiert fühlt“, sagte Pelé damals.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war die Rede davon, dass das Gebäude 108 Meter hoch sei. Richtig ist allerdings, dass gerade ein Neubau geplant ist, der 108 Meter hoch sein wird und die Kapazität des Friedhofs auf 25.000 Gräber erhöhen wird.

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